Na so schnell habe ich nicht damit gerechnet!
Da ist sie einfach weg ... ich meine, einfach so, das ist unglaublich und wundervoll! Um es kurz zu machen ... Rosalie ist ausgezogen.
Und damit bin ich mit einem Mal der Neue in der Reihe der Tagebuch-Schreiberlinge.
Rosalie hatte bereits angekündigt, daß Clara und ich sie gefragt hatten, ob wir auch mal einen kurzen Eintrag schreiben dürfen. Daß ich dann aber so schnell die unglaubliche Ehre erhalte, selbst das Tagebuch führen zu dürfen - nein, damit habe ich in der Tat nicht gerechnet.
Mein Name ist Ringo und ich bin einer der beiden Schäferhunde hier imTierheim Höchstädt.
Ich konnte mir noch keine großen Gedanken machen, wie ich meinen Eintrag ins Tagebuch gestalten soll, also fange ich mit der Geschichte an, die mir am vertrautesten ist - meiner eigenen.
Ich bin im Jahr 2008 geboren und scheinbar habe ich nicht gerade den besten Stern erwischt. Mein Leben war nicht ganz so rosarot wie man es sich als Hund wünscht und leider mußte ich auch erleben, wie schrecklich es sich anfühlt ausgesetzt zu werden. Meine damaligen Besitzer wollten mich einfach nicht mehr um sich haben und haben mich kurzer Hand auf der Autobahn entsorgt. Leider haben sie dabei vergessen richtig abzubremsen, aber passiert ist mir bei dieser Aktion nichts. Damals - meine Güte, das klingt als wäre ich ein uralter Hund, aber es fühlt sich einfach wie sehr sehr sehr lange her an .... damals also, kam ich dann hier ins Tierheim nach Höchstädt. Die Menschen hier waren sehr erschrocken über mein Aussehen. Ich war sehr dünn und mein Halsband hatte sich sehr tief in meinenHals eingegraben. Ich war in der Tat kein schöner Anblick. Aber ich hatte sofort das Gefühl, daß ich mich hier entspannen kann, daß ich hier keine schlechte Behandlung erfahren würde. Ich sollte recht behalten. Ich habe nicht viel gelernt, was ein richtiger Schäferhund so können soll, aber ich bin nicht dumm und ich kann meinem Instinkt vertrauen.
Ich durfte mich hier in aller Ruhe erholen, ich wurde medizinisch versorgt und gut gepflegt und ich fand ein Zuhause. Das war sehr schön. Ich hatte Menschen gefunden, die sich für mich eingesetzt haben, die sich bemüht haben, mich in ihre Familie aufzunehmen. Es hat an sich ganz gut geklappt - meistens. Fragen Sie mich nicht warum es letztlich dann doch zur Trennung gekommen ist. Vielleicht war mein Selbstbewußtsein dann doch zu viel oder die freie Zeit für mich zu wenig, um letzlich richtig miteinander leben zu lernen. Wie gesagt, ich bin nicht dumm, aber sehr unerfahren, wenn es um dieses Zusammenleben geht. Also bin ich dann im Mai diesen Jahres wieder hier eingezogen. Es hat sich vieles verändert - auch ich habe mich verändert. Die Zeit bei Menschen hat mir gezeigt was ich will, aber auch, daß es nicht immer alles auf einmal und sofort geht. Ich mag Menschen - nein - ich liebe Menschen und ich habe auch keine Probleme mit ihnen. Aber ich bin ein Kerl, der viel erlebt hat und ich kann auch ziemlich stur sein. Im Sommer habe ich angefangen zu lernen was "such" bedeutet. Das mag für Sie nun seltsam klingen, wenn das ein Schäferhund erzählt, der immerhin schon 5 Jahre alt ist, aber es hat vorher einfach niemand mit mir geübt. Scheinbar habe ich mich am Anfang auch nicht wirklich sehr geschickt angestellt - hund soll zu seinen Fehlern stehen, dann wird hund auch nicht verkannt. Wenn ich etwas Neues lerne, dann bin ich anfangs etwas nervös, aber mit der richtigen Führung, legt sich das auch sehr schnell wieder. Überhaupt bin ich ein glücklicher Hund, wenn am anderen Ende der Leine ein Mensch ist, der weiß was er will und was er von mir erwartet. Dann weiß auch ich, was von mir erwartet wird. Ich verteile gerne Küßchen und bin manchmal vielleicht etwas stürmisch in meiner großen Freude, aber ich werde wirklich ganz selten mal ungehalten, geschweige denn böse. Gut, ich gebe zu, wenn Miro immer auf und ab rennt, dann will ich schon mal, daß er aufhört und renne ein wenig mit, um ihn müde zu machen. Aber wirklich beschäftigen tut mich das nicht. Auf der anderen Seite sitzt ja auch die bezaubernde Clara, da kann wohl jeder verstehen, daß ich Miro eher weniger Aufmerksamkeit schenke als ihr. Außerdem hat man mir hier erklärt, daß ich andere Hunde, die mich anbellen, einfach links liegen lassen soll. Das mache - meistens.
Was ich nun suche? Ich will ein Zuhause, in dem ich lange Spaziergänge machen darf, wo ich spielen darf, denn ich rennen gerne hinter meinem Kong her, wo man mir mein Lieblingsfutter gibt, auf welches ich nicht allergisch reagiere und wo man mich bürstet und mit mir kuschelt und mich einfach nur lieb hat. Aber ich will auch lernen und gefordert werden, denn mein Kopf gehört bestimmt noch lange nicht ins Altersheim.
So, das war jetzt eine ganze Menge über mich. Clara will noch nichts selbst erzählen, das holt sie dann beim nächsten Mal nach hat sie mir versprochen.
Dann lassen Sie mich noch die tolle Aufgabe übernehmen von ein paar weiteren Auszügen aus dem Katzenhaus zu berichten.
Da wären die Damen Carrie, Milli und Tigerle die jeweils für sich eine neue Familie gefunden haben. Ebenso wie unser scheuer Kater Lou, was mich sehr freut, weil oft die zurückhaltenden Bewohner länger hier leben, nur weil sie sich nicht so in den Vordergrund drängen wollen.
Und dann haben der kleine August und die hübsche Lissy noch ein Zuhause gefunden.
Allen damit Ehemaligen wünsche ich viel Erfolg im neuen Leben und laßt es Euch gut gehen.
So, und damit werde ich mich schon verabschieden, denn ich weiß garnicht so genau, was ich und vorallem wie ich alles erzählen soll, was mir so im Kopf herumgeistert.
Aber seien Sie versichert, ich lasse Sie an allem teilhaben was hier bei uns passiert.
Damit wünsche ich Ihnen noch eine schöne Woche.
Ihr
Ringo
http://www.tierheim-hoechstaedt.de
P.S. Ich möchte ganz dringend auch auf unsere Rubriken Privatvermittlung, entlaufen und Fundtiere hinweisen. Auch hierzu werden Clara und ich demnächst mal ein bißchen was erzählen.
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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