Der Anfangs-Sommer

Keks
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Hallo liebe Leserinnen und liebe Leser,

es freut mich sehr, dass ich wieder einen Eintrag ins Tagebuch für Sie schreiben darf. Ich gewöhne mich so langsam an meine neue Rolle. 
Ich weiß, ich muss noch an der Regelmäßigkeit meiner Einträge arbeiten, aber ich verspreche Ihnen, dass das wieder besser wird.

In den letzten Monaten haben wir Bewohner Sie alle sehr vermisst. Aber wir wissen, dass Sie uns nicht besuchen dürfen. Unsere Menschen haben uns aber gesagt, dass hoffentlich bald wieder für Sie Menschen mehr Normalität eintritt. Das würde mich für Sie sehr freuen, auch wenn wir dann unsere Menschen wieder mit Ihnen teilen müssen. Es ist wirklich großartig, dass unsere Menschen so viel Zeit für uns und unser Tierheim haben. Nicht nur, dass wir viel Neues lernen können, auch unser Umfeld, unser Zuhause wird verschönert und dort, wo es eben geht repariert. So etwas muss auch mal sein und es ist doch dann irgendwie gar nicht so schlecht, wenn dafür auch mal richtig Zeit ist.
Ich weiß, viele Menschen fühlen sich stark eingeschränkt, aber versuchen Sie doch diese ganze Situation nicht jeden Tag zu überdenken. Manchmal muss man einen langen Atem haben und viel Geduld, um am Ende heil und gut wieder aus einer misslichen Lage heraus zu kommen.
Einer unserer ehemaligen Bewohner, unser , hat mir mal gesagt, dass er immer versucht hat, jeden Tag aufs Neue zu leben, wie wenn er sich morgen nicht mehr daran erinnern könne. Das würde die Freude über die Sonne, den Wind und sogar Regen viel größer machen und die negativen Gedanken vertreiben.
Ich weiß nicht, ob es Ihnen weiterhilft, aber Pino hat mir mit diesem Lebensmotto immer sehr imponiert. 

Wenn ich darüber nachdenke, was ich von ihm alles in den ganzen Jahren, die wir zusammen gelebt haben, gelernt habe, bin ich nach wie vor dankbar, dass er einer unserer Bewohner war. Unfassbar, wie viele Bewohner ich hier haben schon kommen und gehen sehen. Vielleicht sollte ich mal ein "Best of" aus dem Tagebuch schreiben und all die vielen Pfoten und Nasen nochmal in mein Gedächtnis rufen. Ich weiß schon jetzt, dass es ein paar Namen geben würde, bei denen ich sofort ein breites Grinsen auf dem Gesicht hätte. Ich weiß nur nicht, ob ich das alleine schaffen kann. 
Es sind schon einige Jahre, die ich da abdecken müsste und es ich ja nun mal keiner der alten Hasen mehr hier - außer mir. 
Nun ja, vielleicht kann ich Maya überzeugen mir zu helfen. Sie ist ja sehr interessiert daran, alles zu sehen und mitzuerleben, wer weiß, vielleicht wäre das Tagebuch für sie auch eine nette Freizeitbeschäftigung. 

Aber jetzt mal zu dem, was so gerade bei uns passiert.

Leider habe ich zur Zeit noch keinen neuen Ansprechpartner im Katzenhaus, daher bin ich hier nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ich habe aber gesehen, dass die Außenbereiche im kleinen Katzenhaus zum Teil wieder besetzt sind.
Da wären Chayenne und Jimmy, die aber nicht viel Interesse daran haben ihre hübschen Näschen zu zeigen und die neue 3-er WG Vito, Vince und Simon. Dann haben wir noch Hermann, der zur Zeit noch in der Quarantäne sitzt, aber auch schon zur Vermittlung frei gegeben ist. Und dann natürlich die hübsche Gina, die mit ihren Kleinen bei uns eingezogen ist. Und dann noch unseren Henry, der auch ein kleiner Clown zu sein scheint. 
Henry und Hermann sind beide Kater, die gerne ohne weitere Artgenossen in der Familie leben wollen. Hermann würde sich sehr über Freigang freuen, Henry muss aufgrund seines positiven FIV-Tests auf Freigang verzichten. Aber mit der richtigen Wohnung, einem schönen Ausblick und tollen Menschen, ist das auch ein mehr als gutes Katzenleben.
Unsere Menschen haben mir gesagt, dass Chayenne und Jimmy kein Interesse an einem Zusammenleben mit Menschen haben und ein Zuhause suchen, wo sie gut versorgt werden und sich jemand wirklich um sie kümmern will, aber nicht erwartet, dass sie je zum schmusen kommen. Die Beiden sind ganz klar richtige Mäusefänger und suchen Menschen, die nicht versuchen, sie zu verbiegen.
Simon ist zwar auch noch etwas zurückhaltend, aber die Gegenwart von Vito und Vince tut ihm sichtlich gut. Unsere Menschen sind sich sicher, dass Simon unbedingt in seiner neuen Familie eine Katze oder einen Kater als Freund braucht, damit er sich so auf dem Weg auch an Menschen gewöhnen kann.

Und jetzt noch etwas zum Thema Gassigehen....
Ganz viele Menschen wollen zu uns kommen und mit uns Gassigehen.
Theoretisch auch wieder möglich, aber nur mit Terminabsprache, weil wir zur Zeit nicht sehr viele Bewohner im Hundehaus sind, die einfach mit jedem Menschen laufen können. Nero und ich Keks können im Augenblick nur mit unseren Paten Gassigehen, weil wir zur zeit eine Schulung bekommen, damit wir manche dinge nicht mehr tun. Luana ist sehr scheu und geht selten mit fremden Menschen mit, schon gar nicht, ohne 2. Hund.
Da bleibt nur noch unsere süße Maya, die zwar gern Gassi geht, aber auch nicht 3 mal am Tag laufen sollte, nur weil sie Menschen einfach toll findet. Aber auch Maya, bei aller Freundschaft zu ihr muss ich das sagen, ist nicht so ganz ohne Ecken und Kanten. Sie ist schon ziemlich energiegeladen und man sollte schon standfest sein, um mit ihr wirklich einen schönen Spaziergang machen zu können.

So gesehen ist zwar Gassigehen nach Terminvereinbarung möglich, aber trotzdem bei uns zur Zeit nicht immer möglich.

Das ist etwas Gutes - auch wenn es für Sie vielleicht nicht danach klingt!
Es ist besser, wir sind weniger, als dass unsere Menschen nicht wissen, wo sie uns alle unterbringen sollen. Aber ich habe gehört, dass sich unsere Menschen darüber unterhalten haben, dass sicherlich bald viele Corona-Hunde kommen werden. Als sie das gesagt haben, sagen sie nicht so glücklich dabei aus, also gehe ich davon aus, dass das nichts Gutes bedeutet. Ich habe mich ein wenig umgehört und erstaunlicherweise von Maya erfahren, was das bedeutet. Ich hätte nicht erwartet, dass ausgerechnet Maya so etwas weiß, aber vielleicht habe ich sie falsch eingeschätzt. Also die Gute hat mir erklärt, dass wohl in den letzten Monaten, in denen Sie Menschen viel zu Hause bleiben mussten, sehr viele Hunde ein neues Zuhause gefunden haben. Das ist toll und ich konnte nicht verstehen, warum das etwas Blödes sein soll. Maya meint, dass es sein kann, dass wenn wieder die menschlichen normalen Zeiten kommen, also wieder viel Arbeiten und weite Urlaubsreisen und nachts ganz lang wegbleiben und mit vielen besten Freunden treffen, also all das, was Menschen tagtäglich machen, keine Zeit mehr bleibt, für die neuen Freunde mit Fell und deswegen einige dann doch wieder auf der Suche nach einem neuen Zuhause sein werden. 
Die Vorstellung hat mich sehr traurig gemacht und ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen so unvernünftig sein sollen. Ich weiß, gerade ich mit meiner Geschichte sollte es besser wissen, dass manchmal der dringende Wunsch nach einem Gefährten in der Realität zu schwierig werden kann. Ich kann nur hoffen, dass sich hier alle irren und all die vielen neu zusammen gekommenen Familien auch erhalten bleiben. Manchmal sollte man einfach optimistisch nach vorne schauen, sich die Hoffnung nicht nehmen lassen, dass am Ende alles gut wird und sich über jeden neuen Tag freuen, an dem man die Sonne oder auch mal einen leichten Regenschauer genießen kann.
Ja, gut, nach diesem letzten verregneten Wochenende und diesen Massen von Wasser von oben, ist das mit dem Regen genießen wohl eher schwierig.
Ich meine, ich bin geboren um jedem Wetter zu trotzen und mein Fell ist mein Schutz gegen Wind und Regen und Schnee, aber selbst ich muss sagen, dass das echt sehr viel Wasser von oben war. Aber ich kenne mich, ich bin dann auch der, der wenn es wieder viel Sonne gibt, versucht sich im Schatten davor zu verstecken, weil zu viel Sonne auf mein Fell ist auch nicht angenehm.
Maya sagt, dass man das Wetter nicht ändern kann, sondern nur die Einstellung dazu. Also so langsam denke ich, dass ich ihr bald das Tagebuch übergebe, wenn sie weiter mit ihren schlauen Anmerkungen ankommt.

Ich weiß jetzt wie sich all die Tagebuchschreiber vor mit gefühlt haben. Man schreibt etwas und schwupps haben alle anderen Bewohner dazu eine Meinung. Fragt man aber, ob sie selbst schreiben wollen, dann sind alle irgendwie beschäftigt oder plötzlich sehr unwissend und stumm. 
Zumindest muss ich mir wieder einen Kontaktkater im Katzenhaus suchen ... ich sage gleich Kater, denn bei der Überzahl an Katern, wird es wohl einer dieser Herren werden. Vielleicht schaue ich mir Henry mal an, ob er Lust hat, für das Tagebuch etwas zu schreiben. Er mag zwar seine Artgenossen nicht, aber vielleicht kann er sie so noch besser einschätzen, weil er nicht von Kuschelattacken abgelenkt wird.
Mal sehen, was die schönen sonnigen Tage jetzt alles bringen.,

Zumindest wünsche ich Ihnen alles Gute, passen Sie auch sich auf und bleiben Sie gesund.
Ihr
Keks

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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