2025
Der fliegende Blacky

Blacky | Foto: Sabine Pollok
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Liebe Freunde des Tagebuchs,

ich heiße Sie ganz herzlich in meinem ersten Eintrag ins Tagebuch willkommen.
Mein Name ist Blacky und ich bin ein Bewohner unseres Hundehaus.
Falls Sie sich fragen, warum sich nicht wie gewohnt Sissi zu Wort meldet...nun, sie hat mich angesprochen als ich im Auslauf war, ob ich mir nicht vorstellen könnte, auch einmal ein wenig aus dem Hundehaus zu berichten.
Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ganz gerne erzähle und daher hat mich Sissis Frage nicht nur geehrt, nein, ich freue mich auch sehr darauf.
Natürlich bin ich ein wenig nervös, ob ich auch den richtigen Ton treffe, damit das Tagebuch weiterhin viele Leser hat und hoffentlich auch ein paar neue dazugewinnt, aber Sissi meinte als Tipp, ich solle so schreiben, wie es meine Pfoten zulassen und nicht versuchen, ein anderer Hund zu sein. "Einfach gerade heraus" hat sie gesagt und weiter gemeint, dass ich doch schon fast wie ein fliegender Eilbote aussehe, wenn ich mich aufs Ballspielen freue...wer könnte da denn dann schon nein sagen.
So fange ich meinen ersten Eintrag damit an, wie ich hier ins Tierheim gekommen bin.
Ich bin im vergangenen Jahr im März gemeinsam mit sehr vielen bekannten Schnauzen hier eingezogen.  Wir mussten unser Leben alle auf den Kopf stellen und die Menschen hier waren bereit, uns aufzunehmen. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht klar, was auf mich zukommen würde und ich war nicht sicher, ob es für mich auch gut ausgehen kann. Wir alle, die wir in dieser Situation waren, hatten einfach nur die Hoffnung, dass es jetzt besser werden würde.
Ich will nicht ins Detail gehen, wo ich hergekommen bin, denn das ist ja nicht mehr wichtig für mich. Ich als Hund versuchen im hier und jetzt zu leben, ich plane nicht weit voraus und ich möchte mich auch nicht von der Vergangenheit jagen lassen. Natürlich bleibt mir das bisher erlebte im Kopf, aber ich bin offen, ein neues Leben kennen zu lernen.
Ich bin hier eingezogen und habe recht schnell verstanden, dass es die Menschen hier mit mir gut meinen. Ich mag Menschen, wenn sie nicht zu schnell und unerwartet auf mich zukommen und ich kuschle für mein Leben gern - das habe ich hier gelernt. ICh wusste sehr viel nicht. Ich wusste nicht, wie viel Spaß es macht Gassi zu gehen und habe hin und wieder nach wie vor, wenn ich alleine mit neuen Menschen gehen soll, so meine Bedenken, aber man kann mich immer überzeugen mit zu laufen. Auch war mir nicht bewusst, wie gern ich Ball spiele und mit meinen Kumpels, mit denen ich mir einen Zwinger teile, im Auslauf rennen und spielen will.
Auch das habe ich hier gelernt.
Wir sind so eine richtige kleine Jungs-Gang geworden: Jeronemo, Benny und ich. Das finde ich sehr schön, denn ich habe wirklich gerne Gesellschaft - außer sie ist zu groß und zu wild, das ist dann nicht ganz so mein Ding. Aber Jeronemo und Benny mag ich gern und ich gehe auch ab und dann mit einem der Mädels, Schneewittchen, Gassi, die auch mit mir vorher schon gelebt hat. 
Ich habe mit sehr vielen Artgenossen gelebt und bin sehr froh, dass ich mir mein Leben jetzt nur mit meinen 2 Freunden teilen muss. 
Ich teile nämlich nicht so gern und versuche manchmal schon recht deutlich auf mich aufmerksam zu machen. Die Menschen hier erklären mir dann immer wieder, dass sie mich sehen und hören und ich keine Angst haben muss, vergessen oder übersehen zu werden.
Ja, daran muss ich noch arbeiten.
Auch haben mir die Menschen hier erklärt, dass ich Geduld haben muss eine neue Familie zu finden, denn meine Fellfarbe ist nicht die beste, um schnell die richtigen Menschen für mich zu finden. Und ich muss an meinem Gesichtsausdruck arbeiten, haben sie mir gesagt. Der Mensch, der hier immer die Fotos macht, versucht mich zum lachen zu bringen und das ist wirklich sehr komisch, aber bisher gab es noch kein erfolgreiches Blacky-lach-mal-Bild. Vielleicht sollte ich mich weniger auf meinen Blick in die Kamera konzentrieren und mehr darauf zu zeigen, wie glücklich ich eigentlich bin.
Das mit der Fellfarbe kann ich leider nicht ändern und verstehe es auch noch nicht richtig, genauso wenig wie, dass ich ein Herzgeräusch habe, aber jeder der mich wirklich kennt, weiß, dass ich ein Sonnenschein bin, der auch keine gesundheitlichen Einschränkungen hat und einfach nur endlich viel Liebe und Spaß im Leben finden möchte. 
Das gilt übrigens für jeden Bewohner hier - im Hunde- wie auch im Katzenhaus.
Egal was Sie lesen oder hören oder sich vorstellen möchten, es geht uns hier gut, aber wir alle sollen hier nicht wohnen bleiben. Die Menschen hier, meine Menschen hier, wollen uns nicht behalten, auch wenn sie uns alle sehr lieben. Nein, meine Menschen hier sind dafür da, uns zu lieben und uns dennoch gehen zu lassen. 
Die paar Monate, die ich hier wohne, habe ich so viel Gutes erfahren, so viel für mich lebensverändernde Dinge gelernt...ich weiß noch gar nicht, wie ich das alles in Worte fassen kann.
Sissi hat den Vorteil, dass sie schon sehr lange hier ist und deswegen sehr viel erzählen kann, was sich für sie geändert hat. Außerdem weiß sie einfach unglaublich viel, sie ist eine unverzichtbare Informationsquelle für uns alle. Wenn wir zweifeln oder Fragen haben und sie gerade Zeit und Lust hat, dann beantwortet Sissi alle Fragen - egal wie dumm diese erscheinen.
Es gäbe zwar noch 2 weitere Bewohner, die uns sehr viel erzählen könnten, aber Mila und Shircan sind in der Tat nicht ganz so gesprächig. Gerade unser Shircan hat es auch schon mir gegenüber sehr deutlich gemacht, dass er der Chef hier auf dem Hof ist. Fast schon erstaunlich, dass die beiden noch nie das Tagebuch übernommen haben.
Aber Sissi ist uns allen eine große Hilfe. Erstaunlich, dass die Zusammenarbeit Katze-Hund oder Hund-Katze hier wirklich gut klappt, auch wenn wir Hunde schon genau schauen, ob es Mila und Shircan sind, die über den Hof laufen oder irgendwelche fremden Katzen. Shircan bringt auch unseren Welpen bei, was es heißt, einem richtigen Kater zu begegnen. Ja, er ist schon fast ein Urgestein hier im Tierheim und nicht mehr weg zu denken. Würde mich mal interessieren, wer älter ist...Sissi oder Shircan. Kann man das denn eine Katzendame einfach fragen? 
Vielleicht sollte ich hier lieber vorher Rat bei unseren Damen im Hundehaus einholen, ehe ich es mir mit meiner neuen Freundin Sissi verscherze.
Ach ja und weil ich gerade in einem Nebensatz unsere Welpen erwähnt habe....also ich glaube, dass die mittlerweile fast alle größer als ich sind. Bei Emmas Kindern ist das gar keine Frage, aber ich glaube auch, dass Loredanas Nachwuchs mich schon fast komplett eingeholt hat. Sie sind ja an sich auch mittlerweile Junghunde und keine richtigen Welpen mehr, auch wenn sie sich immer noch tollpatschig und ungelenk anstellen, aber ich glaube, dass das manchmal in der Tat nur der Ansatz eines Dickschädels ist. Auf der einen Seite hoffe ich sehr, dass die Rasselbande Luca, Luigi, Lennox, Lola, Lana, Lucia, Emily, Elisa, Elliott, Elvis, Emil und Eddy bald jeder seine Familie findet, aber auf der anderen Seite können sie schon sehr unterhaltsam sein. Ich glaube nicht, dass meine Menschen die Sichtweise zu 100% teilen und ja, ich wäre schon froh, wenn wir weniger lautstarke Rabauken in unserem Hundehaus hätten.
Meine Menschen....Du meine Güte, das ist mir jetzt wirklich während dem Schreiben ein paar mal raus gerutscht...meine Menschen. Das ist wirklich schön. 

So, nachdem ich nun ein wenig geplaudert habe, komme ich zu der eigentlichen Aufgabe eines Tagebuchschreibers, über Auszüge zu berichten und davon gab es Gott sei dank ein paar - leider nicht aus dem Hundehaus, aber ich freue mich auch, wenn es Auszüge aus unserem Katzenhaus zu vermelden gibt.
Da wären zuerst Martin, Theodor und Thilda sowie Scarlett zusammen mit Jack, die alle ein gutes neues Leben beginnen durften. Einen ganz besonderen Auszug darf ich gleich in meinem ersten Eintrag vermelden, denn unsere Moppel ist ebenfalls aus dem Katzenhaus ausgezogen. Sissi hat mir erklärt, dass dies wirklich richtig toll ist, da Moppel keine ganz so einfache Katzendame sei und es bemerkenswert ist, wenn Menschen nicht gleich nach dem ersten Blick urteilen, sondern jedem Charakter eine Chance geben.
Ich glaube, sie wollte damit nicht nur mir Hoffnung machen.
 
Ich freue mich sehr für alle jetzt ehemaligen Bewohner und hoffe, dass es dabei bleibt, dass ich mit jedem Eintrag dann auch gleich über ein paar Auszüge berichten kann.
Damit - und das habe ich gelernt - entlasse ich Sie für diesen Eintrag aus dem Tagebuch und hoffe, dass das Jahr 2025 mit mir als Tagebuchschreiberling unser aller Jahr wird, dass es ereignisreich, aber nicht dramatisch wird, dass wir alle ein Zuhause finden werden und niemand verzweifeln muss, dass meine Menschen für ihre Arbeit, die sie in uns stecken belohnt werden und ganz viele nasse Schmatzer und liebevolle Kopfnüsse von uns bekommen werden, wenn sie uns sagen, dass wir eine eigene Familie gefunden haben....ja, ich wünsche mir, dass dieses Jahr ein richtig gutes Jahr wird.

Damit danke ich Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Blacky

Tierheim Höchstädt

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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