Mein Name ist...

Ringo
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Ringo und ich bin Ihr neuer Begleiter durch das Tagebuch aus dem Tierheim Höchstädt. Als die Bewohner hier mich gefragt haben, ob ich nicht das Tagebuch übernehmen wolle, habe ich mich sehr geschmeichelt gefühlt. Ich bin ja noch nicht so lange hier und daher war ich doch etwas überrascht. Ich hätte erwartet, daß Lucky der nächste Berichterstatter wird oder Dino, der auch viel zu erzählen hat. Aber ich übernehme die Aufgabe natürlich gerne und habe auch schon mit den Beiden vereinbart, daß sie als Gastschreiber immer gern zur Verfügung stehen.
Ich bin ja auch ein sehr guter Beobachter und kenne mich schon ganz gut im Tierheim hier aus. Außerdem denke ich, daß die Bewohner und unsere Menschen hier auf die Magie des Tagebuchs hoffen und ich somit ganz schnell ein gutes neues Zuhause finden kann.
Dieser Hoffnung schließe ich mich natürlich an!
Ich finde es hier zwar wirklich nicht schlecht, aber für meinen Lebensabend und die Jahre, die mir noch bleiben hätte ich für den Sommer schon gerne ein dauerhaftes schattiges Plätzchen in meinem Garten, wo ich mich hin legen kann und ab und dann die Schnauze in die Luft strecken kann, um zu riechen, wer alles an meinem Garten vorbei geht. Und für den Winter hätte ich gerne ein schönes warmes kuschliges Plätzchen, wo meine etwas müden Knochen sich dann ausruhen könnten, wenn sie durch den Schnee im Garten gestapft sind.
Sie sehen, ich hätte da schon so meine Vorstellungen.
Aber noch ist es nicht soweit und in der Zeit nutze ich meine Sinne, um Sie auf dem Laufenden zu halten, was bei uns so alles passiert.
Charlies rasanter Auszug hat natürlich für große Aufregung gesorgt und egal ob Hundehaus oder Katzenhaus, alle verbrachten die nächsten Tage in angespannter Stimmung. Jeder Besucher wurde genau beäugt und betrachtet - immer in der Vermutung es könnte das nächste Frauchen oder Herrchen sein.
Leider ist im Hundehaus nichts in Richtung Auszug passiert. Wir haben zwar ein paar Neuzugänge, aber die kenne ich noch nicht wirklich und ich lasse ihnen ein paar Tage Zeit, sich bei uns einzuleben. Es dauert, bis man als Neuzugang versteht, daß das hier kein schlimmes Erlebnis im Leben sein wird.
Wir haben alle unsere Geschichten, sind abgeschoben worden, herum gereicht worden wie ein Wanderpokal oder einfach nicht geliebt worden. Viel erwarten wir uns von diesem Ort hier nicht. Nur wieder Menschen, die uns nicht beachten oder uns gar übel mitspielen. Es dauert ein paar Tage, bis hund oder katze glauben kann, daß es hier wirklich immer regelmäßig Futter und frisches Wasser gibt. Fellpflege und Spielen und Streicheln und Kuscheln und Gassigehen gehören hier einfach zum normalen Tagesablauf. Das kann einen erstmal ziemlich irritieren. Doch dann kommt man langsam an, man fängt an den Menschen hier zu vertrauen und dann ist es auch soweit, daß man in ein sehr gutes neue Leben starten kann. Egal wie lange es dauert hier auszuziehen, diese Station hier ist einfach wirklich schon mal der Anfang vom neuen Leben.
Aber es dauert wie gesagt ein paar Tage, bis das so ganz ankommt und deswegen lasse ich die Neuen mal noch in Ruhe.
Ich werde sie Ihnen dann nächste Woche vorstellen.
Immerhin kann ich Ihnen von zwei Auszügen aus dem Katzenhaus berichten.
Die hübsche kleine schwarze Merle hat ein Herz erobert und ist ausgezogen. Ebenso wie unser roter Wirbelwind Vito. Scheinbar sind rote Kater etwas ganz Besonderes! Zumindest waren unsere Menschen von ihm sehr angetan und wenn ich so beobachte, wie unsere Besucher gerade bei den roten Katzenkindern in Verzückung geraten, dann muß da etwas ganz spezielles dran sein - wenn ich das mal so lapidar sagen darf.
Das ist doch ein gutes Zeichen für Samson und Herr Nielson, denn diese beiden Kater haben auch ein schönes rotes Fell. Und vielleicht sind die paar wenigen roten Flecken für Lotta gleich auch noch ein gutes Omen. Lotta ist ja so eine unglaubliche Schmusekatze. Unsere Menschen kommen kaum von ihr weg und sehen immer aus, als hätte Lotta einmal komplett ihr Fell gewechselt. Also da kann ich doch noch einiges lernen. Ich habe auch beschlossen, mir einen Ratgeber im Katzenhaus zu suchen und nachdem sie ohnehin so offen für das Leben ist, werde ich den Kontakt zu Lotta suchen und sie fragen, ob sie Lust hat mein Ohr im Katzenhaus zu werden. Ich denke, sie wird nicht ablehnen!
Zuerst dachte ich mir, ich sollte vielleicht Lucky oder Gimli fragen, aber sie scheinen mir nach wie vor etwas schüchtern zu sein. Ein Reporter muß sich an das Leben herantrauen und die Menschen direkt ansprechen - wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber ich sehe ganz deutliche Fortschritte bei den beiden und hoffe doch sehr, daß es nicht schlimm ist, wenn man etwas zurückhaltender ist. Gerade Lucky ist ein so ein hübscher Kerl, da wäre es ja ziemlich doof von den Menschen, wenn sie sich nicht in ihn verlieben würden. Der taut schon auf, wenn er sich sicher fühlt. So was nennt man eine Herausforderung! Lieben Menschen denn keine Herausforderung?
Ach ja und solche Sonnenscheinchen leben auch gerade im Katzenhaus. Hanni und Nanni sind so ein super Paar, da kann nur hoffen, daß sie auch zusammen bleiben dürfen. Und Stella...ach wäre ich nicht ein Hund sondern ein Kater würde ich sie umgarnen. So eine hübsche und zierliche Kätzin, das Sternchen muß man einfach lieb haben.
Und dann wäre da auch Sam. Sam ist lieb und verschmust und etwas ruhig und Sam hätte es verdient, hier auszuziehen. Er hat sich lange genug nur auf sich selbst verlassen können und sich irgendwie durchgeschlagen. Ein Überlebenskünstler! Und was passiert? Bei der Routineuntersuchung beim Tierarzt wird Katzenaids diagnostiziert. Ich weiß mittlerweile, daß der Erreger nicht immer ausbricht und bei Sam ist er nicht ausgebrochen, aber mit der Diagnose muß er jetzt leben. Das ist ziemlich niederschmetternd, denn Sam ist noch nicht alt und ich bin mir sicher, er hätte gerne Gesellschaft gehabt neben seinen Menschen. Doch das ist jetzt nicht mehr möglich. Einem Leben als Haus- bzw. Wohnungskatze steht Sam sehr offen gegenüber, er wird gerne verwöhnt und ist auch kein Wirbelwind, er will einfach nur in aller Ruhe leben.
Unsere Menschen hier sagen, daß das einen Menschen mit einem großen Herzen bedarf, der Sam zu sich nimmt. Vielleicht reicht ein normal großes Herz und einfach der Wunsch einen tollen Gefährten zu haben, der sich abends neben einem einrollt und in Dankbarkeit schnurrt. Vielleicht reicht ein Mensch, der sehen kann.
So einen Menschen hätte ich für mich auch gerne - ich gebe offen zu, ich würde sehr gerne hier ausziehen und am liebsten schon morgen. Nicht, weil es hier schrecklich ist...nein, es ist gut hier. Aber ich bin kein Jungspund mehr und ich würde endlich gerne zur Ruhe kommen dürfen.

So und jetzt werde ich mal schauen, ob unsere Menschen mich mal an Lotta vorbei führen und ich "Hallo" sagen kann.
Damit wünsche ich Ihnen eine schöne Woche, genießen Sie den Sommer - er ist wie er ist und ändern können wir es sowieso nicht.
Ihr
Ringo

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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