TSV Neusäß: Kein Badminton ohne Andreas Sturz

Andi Sturz im Herbst 2022 | Foto: Christoph Bauditz
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Andreas Sturz ist neuer Abteilungsleiter Badminton beim TSV Neusäß. Wie so viele vor ihm, wollte er dieses Amt nie übernehmen. Aber mit einem Blick auf seine Vita war eigentlich klar, dass Andi diesen Job irgendwann einmal übernehmen wird. Und zwar dann, wenn er dort am dringendsten gebraucht wird.

31. Mai 2022: Neusäß, Hermann-Utech-Straße 10, Vereinsheim des TSV Neusäß. Die Badminton-Abteilung ist seit einigen Wochen ohne Führung. Vereinsvize Thomas Meyer beruft die außerordentliche Abteilungsversammlung ein. Entweder die Schlüsselpositionen werden heute besetzt – oder Badminton könnte zu einer schönen und erfolgreichen Randnotiz in der Vereinschronik werden. Immerhin wird seit 38 Jahren wird in Neusäß „gebatscht“. 1984 wurde die Abteilung gegründet. Damals bereits dabei: Andreas Eberhard, 16 Jahre jung.

Andi, der Trainer

In der Eichenwaldhalle, damals noch über dem Schwimmbad, schwang Andi erstmals den Badminton-Schläger, kaum dass die Abteilung gegründet war. Ein Jahr später erfolgte der Umzug in die Realschulhalle, die Andi über Jahrzehnte immer wieder freitags nach der Arbeit bei der Post und später Telekom aufsuchte – als Übungsleiter für den Nachwuchs. Dabei gab es seinerzeit talentiertere Spieler im Verein: „Ich war relativ schlecht beim Spielen, habe den Schein mit Ach und Krach bestanden“, erinnert sich Andi an seine Anfänge beim TSV zurück. 1987 machte er den Trainerschein – gemeinsam mit Franz Krah, der viele Jahre lang Schwabens beste Nachwuchskids im Kadertraining förderte und für eine kurze Episode das Aktiven-Training in Neusäß leitete. Da zockten die erwachsenen Badminton-Cracks und auch die Jugendlichen bereits in der neuen Eichenwaldhalle. Nur die Schüler und Minis blieben in der Realschulturnhalle. Apropos Minis: Andis Initiative ist es zu verdanken, dass sich die jüngsten Badminton-Talente in ihrer eigenen, kindgerechten Wettbewerbsform in Schwaben im Liga-Modus austoben und messen durften.

Zunächst kümmerte sich Andi in Neusäß allein um die Trainingseinheiten für alle unter 18 Jahren. Später kamen Andrea Meyer für die Schüler und Bernhard Peter für die Jugendlichen hinzu. Andi widmete sich vornehmlich den Kleinsten, die bei ihm erste Erfahrungen mit Federball und Schläger sammelten. Stück für Stück vergrößerte sich das Trainerteam. Hinzu kamen über die Jahre unter anderem Helga Sturz (1998, Schüler), Alexander von Schilling junior, Stefan Lübbers, Daniel Heufelder, Michael Stauner, Michael Eher, Philipp Schwab und Christina Lorenz. Letztere ist seit ihrem Beitritt in den Verein die sportlich mit Abstand erfolgreichste Spielerin der Abteilungsgeschichte. Ihre zahlreichen Titel auf Landesebene und eine mehrjährige Karriere als Topspielerin in der Bayernliga wären sicherlich nicht möglich gewesen, wäre Christina als Neunjährige nicht zu Andi ins Training gekommen und hätte Spaß an seinen abwechslungsreichen und zielgruppengerechten Übungsformen gefunden.

Andi hat das Zuspielen im Blut. Selbst wenn er im sportlichen Wettkampf auf dem Feld steht, merkt man ihm das manchmal an. Andi gilt als Feinmotoriker, an dem sich Einsteiger vor allem eine sehr saubere Schlagtechnik abgucken können. Wobei er ihnen dabei gerne eine direkte Anleitung und ausführliches Coaching gibt. Seit Jahren kümmert sich Andi während des Erwachsenen-Trainings – der einzigen Hallenzeit, in der er selbst gegen Gleichstarke spielen kann – motiviert und intensiv um Schnuppergäste und Neuzugänge. Auch jetzt suchen Andi und seine Sportkameraden neue Mitspieler:innen – gerne mit Perspektive für Einsätze im Ligabetrieb. Interessierte können montags um 19:30 Uhr unverbindlich in der Eichenwaldhalle vorbeischauen!

Vielseitiger Funktionär in Verein und Verband

Der Nachwuchs war Andi stets wichtiger als die eigene Spielerkarriere. Bis auf die erste Saison 1986/87 habe er nie in der 1. Mannschaft gespielt, sofern es mehr als ein Team gab, glaubt er. „Im Jahr darauf hatten wir schon zwei Mannschaften – da habe ich es nicht mehr in die Erste geschafft“, erinnert sich Andi an 1987 zurück. Noch jüngere Talente drängten ins Team. „Wolfgang Stark und mein Bruder waren bereits besser“, erkennt er neidlos an. Tatsächlich kramt er ein Foto der 1. Mannschaft 1995/96 heraus – auf dem er zusammen mit den Beiden zu sehen ist.

Sein jüngerer Bruder Markus Eberhard wurde 1990 zum Abteilungsleiter gewählt, Wolfgang Stark zum Sportwart. Andi blieb Jugendwart – ein Amt, dass er mit großem Engagement von 1987 bis 2006 ausfüllte. Dann übernahm sein einstiger Schützling Christina Lorenz diese wichtige Aufgabe und Andi übernahm für zehn Jahre die Aufgaben des Sportwarts (2006 - 2016). Um die Belange der Jugend kümmerte sich Andi zudem auf Bezirksebene. Zunächst war er in der Saison 1998/99 ein Jahr lang alleiniger schwäbischer Jugendwart, dann betraten Curd Jäckle und Harald Strauß vom TSV Nördlingen die Bühne und bildeten mit Beisitzer Andi bis 2001 das schwäbische Jugendteam. Seit 2018 gehört Andi dem Rechtsausschuss des Bezirks an.

Schiedsrichter war der regelkundige Nachwuchsförderer auch schon – in einer Zeit, als der TSV Neusäß mit Wolfgang Stark, Markus Eberhard, Andrea Meyer, Christina Lorenz und Daniel Heufelder phasenweise Schiris im Überschuss hatte. Schließlich strapazierte ein Schiedsrichter-Obmann den Umfang der Tageseinsätze über und Andi ließ seine Lizenz ebenso wie zahlreiche andere Schiedsrichter-Kolleg:innen auslaufen. „Wir standen bei Turnieren teilweise ohne Pause, öfter als die Spieler auf dem Feld“, erinnert sich Andi, der aber noch einen guten Grund hatte, das Klemmbrett in der Mottenkiste verstauben zu lassen: Familiengründung.

Mit Badminton verheiratet?

Seine Ehefrau Helga Sturz hatte Andi im Montagstraining kennengelernt. Sie war 17, er 21. 2002 heiratete das Paar in Sankt Vitus in Ottmarshausen. Die Einladung mit Federball-Motiv gestaltete Grafikerin Helga selbst. Um zum anschließenden Kaffee und Kuchen zu gelangen, schritt das Brautpaar nach der Kirche durch ein Spalier mit Bögen, von denen Federbälle hingen, während und Badminton-Kids die frisch Getrauten bejubelten.

Helga hat den Schläger im Zuge ihrer Mutterschaft dauerhaft an den Nagel gehängt. Seine beiden Jungs Frederick (19) und Samuel (16) konnte Andi nicht nachhaltig von seinem Sport überzeugen. Er selbst blieb seinem Sport stets in den unteren Ligen treu – als Spieler sowie viele Jahre zudem als Mannschaftsführer und Staffelleiter. Nun fokussiert er sich auf die Aufgaben in der eigenen Abteilung, an deren Spitze er jetzt steht. Nicht aus eigenem Antrieb, sondern aus der Not heraus. Es sieht nach den ersten Monaten ganz so aus, als würde Andi das Beste aus der prekären Situation machen. Im Vorfeld der außerordentlichen Sitzung, bei der sich die Zukunft des Neusässer Badminton-Sports entschied, hatte er sich sein Führungsteam bereits zusammengestellt, um nichts dem Zufall zu überlassen. Denn nach 35 Jahren als dienender Sportfunktionär weiß Andi nur zu gut, dass ein intaktes Team mit verteilten Aufgaben entscheidend dafür ist, wie (ambitioniert) es mit Badminton in Neusäß weitergeht.

Bürgerreporter:in:

Michael S. aus Neusäß

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