Was ist eigentlich...

Nando
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Privatvermittlung?
Ich weiß, ich habe schon öfter darüber geschrieben oder davon erzählt, aber was es genau ist, das habe ich bis heute immer noch nicht so ganz verstanden.
Ich verstehe, was eine Pflegestelle ist. Das ist für kranke Tiere oder zu junge Tiere, die sich hier nicht behaupten können. Das Leben hier ist nicht immer ganz einfach. Keine Frage, wir hätten es wesentlich schlechter treffen können und wir wissen alle, daß wenn dann der eine Tag für uns gekommen ist, an dem unsere Menschen kommen, daß dann der Spaß so richtig anfängt. Spaß haben wir hier auch immer wieder und davon nicht zu knapp. Es gibt immer neue Spielgefährten, mit denen wir toben können. Es gibt immer neue Leute, die sich freuen, wenn wir mit ihnen spazieren gehen. Ja, ich weiß schon. Der Mensch geht mit dem Hund Gassi und nicht umgekehrt. Keine Angst, das habe ich an sich auch schon begriffen.
Also Spaß kann hund hier wirklich haben. Vor allem auch, weil unsere Menschen hier viel für uns tun. Wir haben Spielzeug und so nach und nach lernen wir alle was besonderes.
Das macht schon richtig Freude.
Aber ich schweife ab. Eine Pflegestelle ist also wie Urlaub. Es soll zeitlich befristet sein und am Ende zieht man im besten Fall gleich zur neuen Familie. Ich weiß, daß viele der Katzenbabys erst einmal auf so einer Pflegestelle sind, damit sie ihre Abwehrkräfte stärken können und auch den Kontakt zum Menschen lernen können. Das geht manchmal nicht so von heute auf morgen. Auch nicht bei uns Hunden.
Strolchi ist nach wie vor etwas zurückhaltend was den Kontakt mit Menschen anbelangt. Ich weiß nicht, ob er einfach wirklich nur Angst vor Menschen hat, weil er in seinem kurzem Leben schon viele schlechte Erfahrungen gemacht hat oder ob er nach wie vor verunsichert ist, ob der Umstände in denen er jetzt lebt. Nun ja, ich werde mal sehen, ob ich nicht ein bisschen auf ihn einwirken kann. Menschen sind einfach was tolles, wenn sie nett sind und mensch kann mich vielleicht naiv nennen, aber ich gehe erst einmal immer davon aus, daß ich gestreichelt werde und nicht geschlagen. So strahle ich alle Menschen an, die hier kommen und freue mich über Aufmerksamkeit. Denn wer weiß, vielleicht kommt schon morgen der eine Mensch, der mich mit nach Hause nehmen will und nie mehr ohne mich sein will.
Du meine Güte! Da kommt mir ein Geistesblitz! Natürlich, das ist es.
Was ist, wenn mein Mensch ohne mich leben muß, weil er krank wird oder gar … was ist, wenn er mich egal wie sehr er sich anstrengt nicht mehr bei sich behalten kann?
Das bedeutet also Privatvermittlung!
Ich verstehe! Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit mit einem der Betroffenen zu sprechen, aber ich glaube ich habe es richtig erraten.
Zum Beispiel James, der sein Herrchen verloren hat und jetzt dringend auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Oder Rusty, der auch nicht mehr zu Hause leben kann.
Die Gründe sind oft sehr unterschiedlich und manchmal machen es sich die Menschen leicht und suchen gar nicht selbst. So wie bei Nelly geschehen, die seit ein paar Tagen bei uns wohnt. Aber manchmal wollen die Menschen ihren Tieren doch den Einzug ins Tierheim ersparen. Ich sollte vielleicht für die Zukunft auch hier ab und dann ein paar Suchende vorstellen.
Aber weil ich gerade Nelly erwähnt habe, die mit ihren 14 Jahren ins Tierheim gekommen ist, muß ich auch Jenny erwähnen, die mit ihrem Einzug den einen oder anderen Rüden ganz schön durcheinander gebracht hat. Es war aber auch an der Zeit, daß die Hündinnen-Quote wieder nach oben geht. Maya als eine von zwei Hündin, schlägt sich zwar wacker, aber … oh mein Gott! Ich werde vergesslich mit meinen 3 Jahren! Unverzeihlich!
Wir hatten Auszüge!
Celina hat in einer typischen schnellen Aktion Hund und Mensch von sich überzeugt und ist in ihr neues Leben gezogen. Damit ist, wie gesagt, Maya kurzfristig fast die einzige Hündin gewesen. Nun ja, hat sich ja jetzt innerhalb von ein paar Tagen geändert!
Doch keine Prinzessinenrolle mehr – tut mir leid, liebe Maya.
Dafür haben aber auch wir Jungs einen Auszug zu vermelden: Balu hat jetzt endlich eine Familie gefunden, die Stunden und nochmals Stunden mit ihm spielen wird. Das freut mich für ihn, denn er war schon immer sehr deutlich in seinen Spielaufforderungen.
Leider gab es bei den Katzen keine Auszüge, sondern einen Rückkehrer. Cody konnte sich doch nicht wirklich zu Hause fühlen und hat beschlossen, zurück zu kommen, um die passende Familie zu finden. Oder vielleicht ist es bei Cody auch einfach nur der eine Mensch, der ihm fehlt. Vielleicht ist manchmal eine ganze Familie zu viel für eine kleine verletzte Seele. Manchmal paßt es halt einfach nicht und dann ist es besser, sich zu trennen, als es mit aller Gewalt zu versuchen. Schade für den kleinen Kerl, aber es wird auch für ihn den einen Tag geben, an welchem er endgültig ausziehen kann. Davon abgesehen habe ich angefangen all die Katzenbabys, die jetzt doch langsam zu Jugendlichen werden mal genauer anzuschauen und ich kann doch in der Tat den ein oder anderen erkennen. Ist nicht immer leicht, denn für uns Hunde sind die meisten Katzen doch nur etwas, das sehr schnell vor uns wegläuft und den nächsten Baum sucht. Da kann es schon mal zu Verwechslungen kommen.

Und was ist noch alles bei uns passiert? 2 Auszüge und 2 Einzüge im Hundehaus, viele neue Einzüge ins Katzenhaus, womit die Quarantäne mal wieder voll ist und leider die ersten Katzenkinder einen größeren Hasenstall ihr eigen nennen dürfen. Ach ja, Hasen haben wir auch wieder bekommen: Fragen Sie mich hierzu noch nichts Genaues. Ich habe nur von Jenny erfahren, daß es Hasen gibt im Tierheim. Sie ist halt nun mal ein echter Jagdhund mit einer sehr guten Nase.
Und sonst?
Der Herbst kommt auf uns zu und damit kältere Nächte, Heizungsluft und Fußbodenheizung, aber auch fallende Blätter, die wir als Spielzeug benutzen können, Menschen die lange Herbstspaziergänge mit uns machen wollen und vielleicht dabei entdecken, wie schön es ist, mit seinem besten Freund die Natur zu genießen. Und ehrlich gesagt, ich freue mich schon auch auf den Schnee, denn es macht mir richtig viel Spaß, darin zu toben – gut, ich hoffe, daß ich vorher das Tagebuch noch übergeben darf.
Ach ja, dabei fällt mir ein, daß Sie nächste Woche einen Gastschreiberling haben werden. Ich werde mal wieder meine Pfoten etwas ausruhen und ein kleiner Mann kann es kaum erwarten endlich zu Wort zu kommen.

Damit schicke ich Sie ins Wochenende.
Ihr
Nando

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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