2023
und all das was es mit sich bringen kann
Liebe Leserinnen und Leser,
ich heiße Sie herzlich im Tagebuch willkommen und freue mich, dass Sie uns auch im Jahr 2023 die Treue halten wollen.
Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie bei uns bleiben - ich weiß das und deswegen möchte ich mich zu Beginn des Jahres einfach einmal bei Ihnen Allen bedanken.
Unser Tagebuch existiert schon seit so vielen Jahren und Sie haben schon sehr viele Schreiberlinge miterlebt und uns immer begleitet. Es gab Einträge, die zu Tränen gerührt haben, Einträge, die vielleicht auch mal ein Lachen auf Ihr Gesicht gezaubert haben und sicherlich auch viele Geschichte, die Sie so wahrscheinlich nicht erwartet hatten. Meine Vorgänger haben Ihr Herz und Ihre Seele niedergeschrieben, haben über Freude und Leid berichtet und über allem gab es immer diesen einen gemeinsamen Wunsch nach einem eigenen Zuhause.
Ich weiß, dass der ein oder andere Leser nicht immer ganz mit dem Tagebuch einer Meinung war, aber dennoch sind Sie uns alle treu geblieben. Das ist nicht selbstverständlich und glauben Sie mir, wir Bewohner hier wissen das.
Wir schätzen und brauchen Sie alle, wir brauchen Ihre Unterstützung, sei es finanziell oder mit aufmunternden Worten oder gar mit tatsächlicher "handgreiflicher" Mithilfe - ich weiß mittlerweile, dass es unser schützendes Zuhause ohne Sie nicht geben würde. Es hat ein wenig gedauert, bis ich als Hund verstanden habe, was unsere Menschen schon sehr lange wissen: ein Tierheim, ein sicherer Hafen für Tiere in Not, braucht immer Unterstützung, damit die Not nicht Überhand nimmt.
Daher kann ich mich als langjähriger Bewohner hier im Tierheim Höchstädt nur von ganzem Herzen bedanken, dass Sie sich um uns kümmern und uns nicht vergessen wollen.
Es ist gerade so viel los in Ihrer Welt und selbst in meiner kleinen Welt, auch wenn unsere Menschen alles daran setzen, dass wir Bewohner nichts mitkriegen, kann ich spüren, dass es Probleme gibt, die uns und unser Leben beeinflussen. Es bleibt uns nicht verborgen, dass Sie Menschen mit vielen Ereignissen umzugehen haben, die weltbewegend sein können. Daher ist es bemerkenswert, dass Sie dabei nach wie vor an uns hier denken und uns helfen.
Von allen Bewohnern im Tierheim Höchstädt ein Dankeschön an Sie alle, die uns und unsere Geschichten verfolgen. Ich kann Ihnen versprechen, dass die nächste Zeit mit uns spannend wird.
Damit komme ich gleich zu einem richtig schönen Start ins Jahr 2023. Ich hatte Ihnen erzählt, dass ich versuchen wollte, Lilly und Anna für das Tagebuch zu gewinnen. Nun, ich habe es versucht und bin gescheitert, weil die beiden hübschen Katzendamen ausgezogen sind. Ist das nicht umwerfend? Ich meine, nicht nur, dass sie sich hier im Tierheim gefunden haben, beste Freundinnen geworden sind, nein, jetzt konnten sie auch noch gemeinsam in ihr neues Leben aufbrechen. Das nenne ich ein perfektes Happy End!
Natürlich läßt es mich wieder mit der Problematik zurück, wen ich nun im Katzenhaus als Co-Autor anwerben soll. Mein Kumpel Albert hat mir gesagt, dass er sich vorstellen könnte, dass Sissi oder Suse und Sabse vielleicht Interesse hätten, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Das wäre sicherlich nicht schlecht, denn immerhin ist Sissi die Mama von Suse und Sabse und ich weiß nicht, ob wir schon mal so ein Gespann fürs Tagebuch hatten.
Ich glaube, da hat Albert eine richtig gute Idee. Ich muss mir auch meine 3 Mitbewohner im Hundehaus wirklich mal wieder genauer ansehen. Albert ist ja nun schon eine gewisse Zeit bei uns und irgendwie scheint es schwer zu sein als großer schwarzer Hund positive Aufmerksamkeit zu erregen. Ich habe das im Tagebuch immer wieder gelesen, konnte es mir aber gar nicht vorstellen. Große schwarze Hunde und schwarze Katzen im allgemeinen scheinen keinen guten Ruf zu haben!
Das finde ich erstaunlich und konnte noch keinen wirklichen Grund dafür finden. Sollten wir also Albert vielleicht ein paar Strähnchen färben oder Punkte....Ich habe gehört, dass Muster bei Katzen ganz gut ankommen, vielleicht ist das bei Hunden ja auch so. Ich könnte mir ein paar hübsche Farbkombinationen für ihn vorstellen, aber ich bin mir nicht so sicher, ob ihm das wirklich gefallen würde. Ich weiß nicht, ob Albert sich als bunter Hund bezeichnen würde, wobei er mit seinem wuscheligen Fell und diesen wachen Augen und vor allem seinen natürlichen Irokesenschnitt schon sehr frech aussehen kann. Auch wenn man das auf den ersten Blick vielleicht nicht vermuten würde, aber in ihm steckt ein kleiner Clown.
Ich weiß , dass Albert noch viel zu lernen hat, ebenso wie Chiko und Paolo, weil alle 3 bisher nicht sehr viel mit Menschen zu tun hatte. Mit Menschen leben heißt ja nicht immer Teil der Familie zu sein und beachtet zu werden.
Es gibt so viele Dinge, die dann erst nachgeholt werden müssen. Der Bezug zum Menschen und zu dem Ort, den man dann Zuhause nennen kann, das Verständnis, wie ein miteinander funktioniert und was es bedeutet, einen festen Platz zu haben, wo man geborgen und sicher ist.
Albert hat noch nie so richtig einen Ort sein Zuhause genannt und ist deswegen immer wieder alleine auf Streifzüge gegangen, er hat Ecken und Kanten, will seinen Menschen nicht so gern teilen und wirkt vielleicht nicht wie ein Sonnenschein, wenn er Besucher ansieht.
Aber er kann so viel Spaß haben und lachen und springen, er braucht nur genau den richtigen Menschen, der ihm zeigt, wie das geht. Manche Tiere strahlen pures Glück und Freude aus, andere können nicht einfach so zeigen, was in ihnen steckt....wer würde denn vermuten, dass ich zum Beispiel mit meiner besten Freundin ganz viel Blödsinn angestellt habe und mich stundenlang über ein Stofftier freuen kann. Und ich bin mir auch sicher, dass Energiebündel wie Chiko und Paolo dennoch ruhige Momente genießen können - wenn sie denn den Menschen finden, der es ihnen erklärt.
Es gehört mehr dazu ein Tier in eine Familie zu holen, als nur Futter und Wasser hinzustellen und das betrifft nicht nur uns Hunde.
Zuwendung und Aufmerksamkeit schaffen die Verbindung, die wir Tiere brauchen, um uns wirklich an Sie Menschen zu binden. Wenn wir nicht das Gefühl haben, Ihnen trauen zu können, wie können wir uns dann ganz in Ihre Hand geben und Ihnen unser Schicksal überlassen.
Natürlich ist es nicht einfach, hinter eine Fassade zu blicken. Wie sollen Sie auf den ersten Blick feststellen, was wir von Ihnen brauchen, damit wir wiederum Ihre Erwartungen erfüllen können. Der eine kuschelt gerne, der andere eher weniger. Der eine will nicht am Kopf getätschelt werden, der andere liebt es, wenn seine Ohren gekrault werden. Man muss sich Zeit nehmen, gerade auch dann, wenn die Kommunikation nicht mit den gleichen Worten geführt wird.
Sie wissen schon was ich meine. Selbst ich verstehe manchmal nicht, was mir meine Artgenossen sagen wollen, geschweige denn kann ich die Ohrstellung einer Katze richtig deuten oder weiß, welche bedeutenden Dinge mir der Vogel vom nächsten Baum aus erzählen will. Aber ich bemühe mich hinzusehen und zuzuhören, denn dann habe ich vielleicht das Glück und erfahre unendlich wertvolle Geheimnisse, die ich Ihnen weiter erzählen kann.
Ja, ich habe viel dazu gelernt seit ich das Tagebuch führe und sicherlich hat mich auch mein Alter etwas schlauer gemacht - oder nachsichtiger ...
Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich hoffe, dass dieses Jahr ganz viele Menschen den Weg zu uns finden werden, die nicht nur mal schnell einen perfekten Kumpel wollen, sondern die sich die Zeit nehmen und herausfinden, wer der passende Partner für ein gemeinsames Leben ist. Mal schnell klappt meist nicht und ist auch selten ernst gemeint. Die Bewohner, die wir hier leben meinen es aber ernst, wenn wir uns auf Sie einlassen - wir nehmen Sie so wie Sie sind und hoffen, dass Sie uns den gleichen Freiraum schenken. Ja, wir sind Hunde und Katzen und ja, wir sind vielleicht nicht Ihr Leben lang bei Ihnen. Aber Sie sind unser Leben lang bei uns und für uns da und das bedeutet für uns die Welt. Deswegen sind unsere Menschen auch Gott sei dank sehr gut darin auf uns aufzupassen, uns eine echte Chance zu geben, in dem sie uns nicht größer, besser und schlauer machen, sondern uns so zeigen, wie wir sind und uns auch genau so, mit allen Ecken und Kanten, lieben.
Ich weiß, es gibt Momente, da brechen die Herzen unserer Menschen immer wieder, die Arbeit, die sie sich für uns machen und wegen uns haben ist schwer und die Sorge um uns hört nie auf, solange wir hier wohnen dürfen.
Wir können uns wirklich glücklich schätzen! Wir haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, und wir haben unsere Menschen hier.
Vielleicht ist das nicht das perfekte Glück, aber es ist schon ziemlich nahe dran.
So und damit mache ich mich auf den Weg zum Mietzhaus und versuche einmal mit Sissi, Suse und Sabse zu reden, ob die drei vielleicht Interesse daran haben, das Tagebuch mitzugestalten.
Ich hoffe, Sie haben eine schöne Woche und ... wie ich so gerne sage ... vergessen Sie uns nicht.
Ihr
Keks
Bürgerreporter:in:Sabine Pollok aus Dillingen |
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