Weihnachtsmorgen 2023 am See
Die Gedanken verlieren beim Wandern

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Seit Jahren gehört es zu meinen Gewohnheiten an Weihnachten so oft als möglich in den Wald, in der Natur zu wandern. Allein mit meinen Gedanken, an denen das „Ge“ bald verschwindet und das Danken übrigbleibt. Wir haben viele Gründe zu Danken. Aber zurück zur Natur. In mir schwingen noch die Weihnachtslieder und der Kerzenschein beim Morgenkaffee nach, als ich aufbreche.

Der erste Anschein einer Morgendämmerung macht mich unruhig, ich überlege, wo ich hinmöchte. Heute soll es trocken und schön werden. Ich freue mich auf den Tag, auf die Bewegung an frischer Luft, in diesen dunklen Tagen eher Mangelware. Als ich mit festem Ziel und winddicht angezogen losfahre, wird es im tiefen Osten hell. Der Oberegger Stausee zieht mich magisch an. Das Wasser, die Ruhe, die Romantik des Sees erfüllen während der Fahrt meine Vorstellungen . Wir parken und ich packe die Nordic Walking Stöcke aus. Meine Hündin wird alt und hat Rückenschmerzen. Ich muss sie heute aus dem Auto herausheben, aber dann läuft Lucy ruhig schnuppernd weiter.

Ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht, ich kann nichts dafür, es erscheint einfach, wenn ich in der Natur bin. Wir sind kaum die Böschung hoch, da sehe ich den blauen Diamanten, den Eisvogel, am Ufer entlangflitzen. Für mich ein Geschenk, denn ich hatte in den letzten Jahren keinen gesehen. Wir laufen weiter. Es ist ruhig, keine Menschenseele. Ein paar Blaumeisen flattern zwischen den Sträuchern herum. Der Weg führt an eine Stelle, an der „eine Person“ unter dem großen Feldkreuz eine Krippe mit allen dazugehörigen Figuren aufgestellt hat. Ein geschmückter Christbaum steht davor. Ich mache ein Bild. Der gekreuzigte Jesus hängt über der Krippe, in der er geboren wurde. Hier wird eine unglaubliche Liebesgeschichte erzählt. Der Schöpfer wurde zur Schöpfung, zum hilflosen Kind in der Krippe, um später als Retter für die Schöpfung ans Kreuz genagelt zu werden. In seiner Liebe zu seiner Menschenfamilie nahm er den Preis zur Erlösung auf sich, starb für uns, auf dass wir ewiges Leben haben.  Es ist zu gut, um wahr zu sein, aber es ist wahr. Diese Gedanken begleiten mich bei den nächsten Schritten, ich fahre mit dem Danken fort.

Nachdem der starke Sturmwind der letzten Tage einige heftige Schäden angerichtet hatte, war er nun fast eingeschlafen. Riesige Bäume liegen entwurzelt im Wald oder quer über dem Weg. Die Sonne steigt über den Horizont und schickt Licht in den Morgen. Der „entblößte“ Winterwald gibt überall den Blick auf den See frei, der vom Sonnenlicht bemalt wird. Ein Eichhörnchen huscht über den Weg. Der Hund trottet hinter mir her, von Ruhe umhüllt. Es ist Weihnachten, es ist grauer Winter, aber im Herzen leuchtet es hell.

Bürgerreporter:in:

Karola Wood aus Günzburg

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