Söter meistert Startrampe und holt Silber
Kanute Dennis Söter hat bei den ersten olympischen Jugendspielen der Geschichte für Furore gesorgt. Weil der Diedorfer mit dem Start von der Rampe klar kam, holte er in Singapur die Silbermedaille im Canadier-Einer.
Einen Tag vor der Abschlussfeier hieß es für den 16-Jährigen endlich: Schluss mit Training – rein in den Wettkampf! Der Schlüssel für seinen Erfolg lag im Start von der Rampe. „Der Chinese und ich konnten das ganz gut“, sagt Söter. Die übrigen Teilnehmer tauchten ins Wasser ein und verloren Zeit. Wertvolle Sekunden verstrichen, bis die Canadierboote wieder auf dem Flachwasser schwammen. Weil Goldmedaillengewinner Wang kräftiger war und dadurch klare Vorteile auf der Strecke hatte, reichte es für den Diedorfer, der sich viel lieber im Wildwasser aufhält, nicht zum Titel. Doch auch mit Silber hatte keiner gerechnet. „Von der Kraft her hat er gegen 18-Jährige einen enormen Nachteil“, weiß sein Trainer Klaus Gebhard und erklärte vor den Spielen: „Der Erfolg ist in diesem Fall nicht entscheidend.“ Auch Söter selbst steckte sich keine hohen Ziele, sondern wollte einfach Erfahrungen sammeln, sich mit anderen Athleten austauschen.
Viel Zeit dafür blieb ihm nicht. Spätestens um 8 Uhr wachte er auf, um zu trainieren. Danach ging es zum Mittagessen. „Wer zu lange zum umziehen brauchte, hat den Bus verpasst“, sagt Dennis. Eine halbe Stunde dauerte es, bis der nächste Olympiabus kam, eine halbe Stunde dauerte auch die Fahrt. Kontakte knüpfen und sich mit Nicht-Kanuten unterhalten, das ging praktisch nur im zentralen Speisesaal. Zumindest für Athleten wie Dennis, deren Wettkampf am vorletzten Tag der Spiele stattfand und die bis dahin fleißig trainierten. Denn am Nachmittag stiegen die Sportler erneut ins Kanu oder nutzten trainingsfreie Tage für einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Gegen 18 Uhr kehrten sie ins olympische Dorf zurück, Essen fassen.
Söter attestiert den Ausrichtern eine sehr gute Organisation, von der pompösen Eröffnungsfeier bis zum Verkehr. Trotz immenser Wege zwischen den einzelnen Gebäudekomplexen, in denen die Nationen untergebracht waren. Das olympische Dorf, ein riesiges Areal der Technischen Universität, glänzte mit einem großen Straßennetz und dennoch ruhiger Lage. „Mit einem Kreisverkehr ohne Ausfahrten“, sagt Dennis. Drumherum fuhren Busse und brachten die Sportler an ihren Bestimmungsort. Positiv registrierte der Diedorfer, dass eine extra Olympia-Spur auf der Autobahn eingerichtet wurde. Das erleichterte das Vorankommen ungemein. Denn bei bewölkten 35 Grad Celsius steckt man ungern im Stau. Ohne Schatten waren es auch mal 45 Grad, meint Söter, der insbesondere an der Slalomstrecke auch mit erhöhter Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent zu kämpfen hatte. Auf die Witterung war ebenso verlass wie auf die Organisatoren. Um 14 Uhr setzte täglich Regen ein und die freiwilligen und freundlichen Helfer in den lila T-Shirts, die den Sportlern zahlenmäßig Söters Eindruck zufolge überlegen waren, wussten immer, wo gerade etwas los ist.
Viele Programmpunkte nahm der Kanute nicht war. Sein Tagesplan bot einfach keinen Platz dafür. Auch die Gegend außerhalb des olympischen Dorfs sah er erst am Tag der Abschlussfeier. Ein Gespräch mit einem asiatischen Taekwondo-Champion und „Island Adventure“, das war's. Das Inselabenteuer soll auch der beste Freizeitvertreib gewesen sein, berichteten ihm Sportkollegen. Mit seinem Zimmernachbarn Tom Liebscher, Silbergewinner im Kajaksprint, wagte er den Trip auf ein Eiland zwischen Singapur und Malaysia. Dort kletterten die Jugendlichen erst draußen. Mit einsetzendem Regen ging der Spaß in einer Kletterhalle weiter. Zudem bauten sie ein Floß aus Holzplasikstämmen und Fäßern und paddelten damit aufs offene Meer. „Den anderen hat das mehr Spaß gemacht“, sagt Söter und erläutert: „Ich wollte am freien Tag nicht schon wieder paddeln.“ Ingesamt fand er die Reise nach Singapur, für die er die Deutschen Meisterschaften auf seiner Heimstrecke am Augsburger Eiskanal verpasste, „schon ganz toll“.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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