Gesund ohne Milch? Das geht! - oder: Das Märchen von der gesunden Milch
Besser als Milchprodukte sind Obst und Gemüse aus der Region. Warum dies so ist, erfahren Sie hier:
In meiner Kindheit schickte mich meine Mutter oft mit einer Milchkanne zum heutigen Blumenhof Blank um frisch gemolkene Milch zu holen. Doch mittlerweile hat sich die ursprüngliche Bauernmilch zu einem stark veränderten Industrieprodukt entwickelt. In Neusäß ist eine annähernd natürliche, sog. „Vorzugsmilch“ nur im Bioladen erhältlich. Dabei wirkt die „Industriemilch“ auf den ersten Blick besonders gesund: ist sie doch durch den „Pasteurisierungszwang“ keimfrei und lange haltbar. Gerade die kurze Haltbarkeit ist jedoch Kennzeichen eines lebendigen und somit wertvollen Nahrungsmittels. H-Milch ist im wahrsten Sinne des Wortes todgekocht und alles andere als ein natürliches Lebensmittel. Den Unterschied kann man übrigens schmecken! Während Kindern oftmals eine aromatische Roh- oder Vorzugsmilch von Natur aus mögen, muss der industriellen „Schulmilch“ nicht nur mit Zusätzen wie Zucker, Kakao und Geschmacksstoffen kräftig nachgeholfen werden, sondern auch mit aufwändigen Werbekampagnen und Slogan wie „die Milch macht’s“. Wir hören dies so oft, bis wir es blind glauben und Milch ein fester Bestandteil der täglichen Ernährung ist.
Hier stellt sich die Frage „macht’s die Milch wirklich?“. Als Ernährungsberaterin darf ich Ihnen versichern, dass Fachkreise dies durchaus kritisch sehen. Nicht nur Dr. med. M. O. Bruker, jahrzehntelanger Leiter einer ganzheitlichen Naturklinik, weißt in dem Buch „Der Murks mit der Milch“ darauf hin, dass sich Krankheiten oft rasch bessern, wenn auf Milchprodukte verzichtet wird. Dazu gehören häufige Infektanfälligkeiten, Schnupfen, Bronchitis, Mandel- und Halsentzündungen, Reaktionen der Schleimhäute, Hautprobleme (z.B. Neurodermitis, Ekzeme u.ä.) und Allergien. Für Kinder und Erwachsene ist es bei häufig auftretenden Problemen in diesen Bereichen einen Versuch wert, testweise über längere Zeit auf Milchprodukte zu verzichten, denn das artfremde Eiweiß in Kuhmilch verursacht oft Probleme. Bedauerlicherweise gehört das Thema Ernährung nicht zur ärztlichen Ausbildung, so dass die Ursachen dieses Problems – teilweise über Jahrzehnte - nicht erkannt werden. Besonders schlimm ist es, wenn aus Unkenntnis vermeidbare Operationen folgen (z.B. Entfernen der Mandeln). Es ist eben nicht nur die weit verbreitete Lakoseintoleranz (rund 15-20 % der Bevölkerung), die Probleme wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen verursachen können.
Unsicherheit entsteht beim Verbraucher insbesondere durch die gezielten Werbemaßnahmen, die Milch als unverzichtbaren Calciumlieferanten preisen. Tatsache ist, dass Calcium absolut unerlässlich für stabile Knochen und Zähne ist und die gefürchtet Osteoporose vorbeugt. Der Körper benötigt nach Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung täglich rund 1.000 mg Calcium, wenn Sie sich mit einer Mischkost ernähren, die auch tierische Produkte enthält (Milch, Fleisch, Wurst etc.). Der tägliche Calciumbedarf sinkt auf rund die Hälfte, wenn eine überwiegend pflanzliche Ernährung bevorzugt wird (nach Angabe von Dr. oec. troph. Edmund Semler in der reform rundschau April 2010). Zudem kann der Körper mit einer rein pflanzlichen Ernährung ausreichend mit Calcium versorgt werden, wie diese Aufstellung zeigt. Jeweils 100 g des genannten Lebensmittels enthalten Calcium: bei Tofu (Soja) 130 mg, Broccoli 112 mg, Blattspinat 150 mg, Grünkohl 177 mg, Sesamsamen 740 (!) mg, Mohnsamen 1460 (!) mg und zum Vergleich 100g Magerquark „nur“ 120 mg Calcium – genauso viel wie 100 ml Vollmilch. Sie sehen selbst, dass die Aussagen der Milchindustrie nicht falsch sind. Milch enthält Calcium. Dennoch ist es ein irreführendes Märchen, denn es gibt pflanzliche Calciumquellen, die zudem sehr vitalstoffreich und für viele besser verträglich sind! An dieser Stelle möchte ich Dr. Bruker zitieren, der sagte: „Gott ist doch kein Pfuscher – sonst hätte er Adam und Eva eine Molkerei mit einer Pasteurisierungs- und H-Milch-Anlage ins Paradies gestellt“. Die Natur bietet tatsächlich alles – man muss es nur zu nutzen wissen! Wer Milch nicht mag oder verträgt, kann somit sorglos darauf verzichten. Auch das lebenswichtige Eiweiß ist in Hülsenfrüchten reichlich vorhanden, z.B. Erbsen, Linsen, Bohnen, Soja. Letztere kann auch als Sojamehl zum Backen verwendet werden, wenn Kinder Gemüse nicht gerne essen und lieber „gesund“ naschen.
Liebe Leser, machen Sie sich selbst Ihre Gedanken: In Deutschland werden täglich sehr viele Milchprodukte verzehrt. Pro Kopf und Jahr insgesamt 67 l Milch, 30 kg Joghurt und Milchmischerzeugnisse, 22 kg Käse, 7,5 kg Sahne und rund 6 kg Butter. Wie ist es dann zu erklären, dass trotz dem viel gepriesenen „hohen Calciumgehalt“ der Milch allein in Deutschland rund 4 - 6 Mio. Menschen von Osteoporose betroffen sind? Davon ca. 80 % Frauen. Die „reform rundschau“ berichtet (April 2010), dass gerade in Ländern mit hohem Milchverzehr (wie Deutschland) die Rate an Knochenbrüche (teils mit lebensbedrohlichen Folgen für Ältere) deutlich höher ist als in Ländern mit geringem Verzehr. Macht´s die Milch doch nicht? Zur Prävention gehört eben mehr dazu als die Werbung verspricht
Ich persönlich vertraue eher dem Direktvermarkter aus der Region, der mir vitalstoffreiche Kost frisch auf den Tisch bietet. Das großartige an diesen Lebensmitteln ist eben, dass sie nicht nur die nötigen Nährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate enthalten, sondern auch die erforderlichen Vitalstoffe, die der Organismus zur Verwertung dieser Nährstoffe benötigt. Bleiben Sie gesund! Herzlichst, Ihre ehrenamtliche Gesundheitsberaterin Martina Ludwig
Bürgerreporter:in:Martina Ludwig aus Neusäß |
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