Hainhofen damals
WER SEINE PUMPE LIEBT, DER SCHIEBT!

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In der Freiwilligen Feuerwehr Hainhofen vor 50 Jahren

In die Feuerwehr traten Ende der 60er Jahre fast alle meine Freunde im Dorf tatsächlich freiwillig ein. Schon alleine wegen der gelben Helme und den martialischen Ledergürteln mit ihren stählernen Karabinern, die machten schon rein optisch jedes Muttersöhnchen zum Mann, von den allzeit bereiten Strahlrohren erst gar nicht zu reden. Wenn die prallen Schläuche nach dem Spritzen wieder erschlafft waren, gab es schon mal als Teil der Reifeprüfung die lässige Peter Stuyvesant danach und ein schaumiges Hasenbräu um den inneren Brand zu löschen. Den nötigen militärischen Schliff brachte uns der legendäre "Commodore" Wittmann bei. Er führte uns Jungspunde in wenigen Wochen mit harter Hand zielsicher bis zum bronzenen Leistungsabzeichen als ersten Ritterschlag auf der Karriereleiter eines jeden Floriansjüngers. Exerziert wurde häufig auf dem Hof des Brauereigasthofs Mayr. Gerne wären wir dahin publikumswirksam mit heulendem Martinshorn und rotierendem Blaulicht gerast, aber der Fuhrpark der FFW Hainhofen bestand damals lediglich aus dem berüchtigten, einachsigen "Tragkraftspritzenanhänger", der nur im Ernstfall an einen ortskundigen Bulldog angehängt wurde. Die Bezeichnung "Tragkraft" war durchaus doppeldeutig, denn zu Übungszwecken mußte als Antrieb das Muskelschmalz von sechs gummibestiefelten Jungfeuerwehrmännern ausreichen, die das rote Gefährt umweltfreundlich im Schweiße ihres Angesichts zum Einsatzort zogen und schoben. Übermütiges Tatütata-Geschrei der Mannschaft wurde vom diensthabenden Commodore unmißverständlich unterbunden. Erst 1972 gab es als Zuckerl zur Eingemeindung an Neusäß für die Hainhofer Löschtrupps das erste richtige Feuerwehrauto, das nicht mehr geschoben werden mußte und auf dessen Dach endlich das heiß ersehnte Blaulicht leuchtete. Wenn wir damit in unseren steifen, blauen Ausgehuniformen zu einem der umliegenden Feuerwehrfeste abrückten, schwoll die schwer mit Orden geschmückte Brust unseres Commodore noch mehr an als sonst. Nur unsere unmilitärisch langen Haare unter den Mützen bereiteten ihm einige Sorgenfalten, aber eine angesagte Frisur erhöhte eindeutig unsere Chancen bei der Kontaktaufnahme mit der einen oder anderen dekorativen Ehrenjungfer. Dachten wir jedenfalls. Aber die Realität sah doch eher so aus, daß die Mannschaft die Heimreise nicht im feurigen Liebesrausch, sondern mit bleichen Backen und ungeküsst im Freibierdunst antrat.

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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