Totensonntag

Am Sonntag ist Totensonntag. Nach Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag, Buß-und Bettag die nächste Chance zur inneren Einkehr. Die letzte um genau zu sein, bevor die gar nicht so „staade Zeit“ beginnt, der Advent, die Zeit der Erwartung. Wir erwarten die Ankunft der Massen, die glühweinselig und senfbeschmiert die LED-beleuchteten Glitzermärkte bevölkern, die verappleten Jugendlichen, die in lächerlichen roten Zipfelmützen Millionen von Nikolaus-Selfies um den Erdball senden, die Adventskalender, gefüllt mit Edelparfums für Mama und mit Leckerlies für das katholische Haustier. Wir futtern uns durch Wände aus Dominosteinen bis wir platzen vor Plätzchen. Die gelben Engel im Zeichen des DHL erscheinen aus dem winterlichen Feinstaub und verteilen die Gaben des Großen Bezos aus Amazonien. Wir erwarten den Heiligen Abend und die Feiertage, nach denen wir endlich die Erlösung finden vom vorweihnachtlichen Martyrium des Bayrischen Rundfunks, der uns bis dahin unerbittlich peinigt mit Klingglöckchenkling-Liedern aus Coca-Cola-Land.
Am Sonntag ist Totensonntag, wir sollten ihn genießen!

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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