Hainhofen damals
PULVERDAMPF UND KESSELSUPPE

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Hainhofer „Bauerntheater“ im Brauereigasthof Mayr

Das volkstümliche Laientheaterspiel, oftmals despektierlich als „Bauerntheater“ bezeichnet, hat im Ortsteil Hainhofen eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1908 zurückreicht. Heutzutage spielt man in pandemiefreien Zeiten im Saal der ehemaligen Gaststätte zum Lamm, aber während vieler Jahre war die Bühne zur Weihnachts- oder Osterzeit im damaligen Brauereigasthof Mayr aufgebaut. Besonders spektakuläre Aufführungen erlebte das Publikum dort in den 50er Jahren unter der Leitung von Johann Wittmann, den alle im Dorf als den „Theater- und Schützenhansl“ kannten und der später eine weitere ehrenamtliche Karriere als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr einschlug. Hans Wittmann war nicht nur Regisseur und Darsteller, sondern als gelernter Schreiner auch maßgeblich am Bau der detailreichen Kulissen beteiligt. Hilfreich zur Seite stand ihm dabei stets der Hainhofer Maler Alois Linder mit seinem künstlerischen Talent.

Die dargebotenen Stücke waren damals bei weitem nicht so Maderl-gib-Busserl-lastig wie in späteren Jahrzehnten und da man als Kind zudem noch nicht abgehärtet vom nicht vorhandenen Fernsehprogramm war, verspürte man das ein oder andere mal richtige Angst im Halbdunkel des Saals. Titel wie „Wilderers Weihnacht“ oder „Der Fremdenlegionär“ hörten sich ohnehin wenig romantisch an und der Theaterhansl Wittmann war berüchtigt für den Einsatz seiner realistischen Specialeffects. Da blitzten die Gewehrläufe im Bühnenlicht auf, es wurde heftig geballert und Knallkörper detonierten mit viel Getöse und hinterließen beißendem Pulverdampf. Wenigstens war es beruhigend zu wissen, daß fast alle Legionäre und Wildschützen nebenbei aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Hainhofen waren.

Aber natürlich gab es auch leichter verdauliche Theaterkost zu sehen, wie den unverwüstlichen bayrischen Klassiker „Die drei Eisbären“ von Maximilian Vitus. Doch auch diesen heiteren Dreiakter setzte Hans Wittmann in seiner unvergleichlichen Art und Weise in Szene. In dem bekannten Stück rund um das Trio der eisernen Junggesellen Peter, Paul und Juliander wird auf der Bühne viel gekocht und gegessen. Während solche Szenen auf anderen Bühnen gerne nur angedeutet und quasi als „Playback“ gespielt werden, gab es in Wittmanns Regieanweisungen keine Kompromisse: er selbst brachte von zuhause in ausreichender Menge dampfende Schlachtschüsseln und fettäugige Kesselsuppe mit und auf diese Weise wurde während der Aufführungen ohne doppelten Boden üppig gelöffelt und gefuttert. So gesehen war es für die Mägen der 3 Hauptdarsteller am Ende doch eher schwer verdauliche Kost, während sich die begeisterten Zuschauer ihre Bäuche nur vom Lachen hielten!

Bürgerreporter:in:

Helmut Weinl aus Neusäß

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