Michael Wigge: Ohne Geld ans Ende der Welt
Reisejournalist Michael Wigge ist 150 Tage lang ohne Geld von Berlin in die Antarktis gereist. Von seinem Abenteuer, täglich getrieben von elementaren Bedürfnissen wie Nahrung, Unterkunft oder einfach nur Überleben, hat der Selbstfilmer am Freitag, 14. November 2014, rund 70 Zuhörern im Parktheater im Kurhaus Göggingen mit Hilfe von filmischen Einspielern und Portraitbildern erzählt.
Mit spektakulären Landschaftsaufnahmen oder detaillierten Informationen zur Geschichte oder Kultur der von Wigge bereisten Länder werden die Zuhörer kaum versorgt. Denn bei der illustrierten Schilderung seines Selbstversuchs legt Wigge den Fokus eher auf die Reisebedingungen und die Erlebnisse mit den Menschen in anderen Städten und Kontinenten. Das ist kurzweilig, obwohl Bilder oftmals länger auf der Projektionsfläche stehen, und animiert die Parktheater-Gäste schon mal zu mitfühlenden Kommentaren oder Lachern.
Wer vom Vortrag praktische Tipps erwartet, wie er die nächste Reise selbst kostengünstig realisieren kann, dem gibt Wigge durchaus Rüstzeug an die Hand gegeben. Der Reisejournalist bediente sich bei seinem bereits etliche Jahre zurückliegenden Trip zur Antarktis vor allem des Tauschprinzips, nutzte Couchsurfing und bewies Einfallsreichtum, wenn es um die Finanzierung seiner nächsten Reiseetappe ging. So wurde er zum Experten für Kissenschlachten, futterte sich in Argentinien dank einer Krümelmonster-Handpuppe durch und bot seine Arbeitsleistung - häufig im Butler-Kostüm - vor allem auf Schiffen an. Die potenziellen Schnorrer unter den Zuhörern bekommen auch Tipps fürs Schwarzfahren, wobei Wigge aber auch einige der von ihm versuchten oder durchgeführten Aktionen nicht weiterempfehlen kann.
Sein größter Fehler auf der Reise war offenkundig, sich als Lastenträger kostenlos auf 4.000 Metern Höhe den Inka-Trail hinauf zu quälen, wo ihm dann auch noch der Gratis-Einlass in Machu Picchu verwehrt wurde. Sein Weg führte Wigge in 150 Tagen 35.000 Kilometer weit von Berlin über Köln nach Belgien, von wo aus er per Frachter über den Atlantik schipperte, eher er über Montreal, die USA und zahlreiche lateinamerikanische Länder bei den Pinguinen in der Antarktis ankam. Dabei halfen ihm neben einem Jahr Vorbereitungszeit sowohl persönliche Bekannte als auch fremde Menschen wie ein Botschafter in Panama, Obsthändler in Peru oder Amish-Bauern in Ohio weiter. Die Botschaft am Ende des Abends könnte lauten: "Der Weg ist das Ziel" oder auch "Leb deine Träume".
Dieser Beitrag wurde am 14.11.2014 von einem Vor- in einen Nachbericht umgewandelt.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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