Madagaskar Rundreise 2/8: Chamäleons & Lemuren
Im zweiten Kapitel meines Reisebereichts aus Madagaskar geht es um jede Menge Tiere. Zunächst geht es nach Marozevo, wo vor allem Chamäleons in einem Reptilienpark vor Brandrodung geschützt werden. Dann tauchen wir auf dem Gelände der Vakona Forest Lodge tief in die Welt der Lemuren ein.
Tag 2, von Antananarivo über Marozevo nach Andasibe: In Marozevo werden wir im Mittagsrestaurant abgezockt. Wir zahlen Touristenpreise: 10.000 Ariary pro Gericht. Egal ob wir ein Omelette verspeisen, das auf der Karte mit weniger als 3.000 Ariary angegeben ist, oder Fleischgerichte wie Kaninchen (4.500). Ein angenehmeres Erlebnis in Marozevo ist der Reptilienpark. Dort werden Nasenschlangen, Kometenschweife, eine Boa, Geckos, Tomatenfrösche, Tausendfüßler, die vom aussterben bedrohten Tenreks sowie Flughhunde, die sich bei artfremdem Betreten ihres Geheges in den hintersten Winkel zurückziehen und vor lauter Angst oder Stress Ausscheidungen fallen lassen, und natürlich Chamäleons vor Brandrodung geschützt. Ein Chamäleon dürfen die zweibeinigen Besucher auch auf den Arm nehmen. Wir lernen: Bewegen sie sich langsam, ist alles in Butter, marschieren sie schnellen Schrittes (z.B. über den Boden), fühlen sie sich unwohl. Wir beobachten sogar einen Farbwechsel bei einem dieser faszinierenden Tiere, ehe wir nach Andasibe zu unserer Unterkunft fahren.
Tag 3: Andasibe Nationalpark und Vakona Forest: Ein Chamäleon wartet schon am Eingang des Andasibe Nationalparks auf die Besucher. Erst lernen wir die Botanik kennen. Zum Beispiel Blätter zum Popo abwischen, Termitenhügel, einen Ameisenbau am Baum und einen Pfad, der mit Wurzeln, die wie Schlangen aussehen, gespickt ist. Dann genießen wir ein bis zu zwei Kilometer weit hörbares Kommunikationskonzert der Indris. Erst danach sehen wir die Lemuren auch: Die großen Indris und die Diadem-Sifakas, die seitlich springen und das meterweit. Der Höhepunkt des Tages und vermutlich sogar der ganzen Reise durch Madagaskar sind aber die quasi zahmen Lemuren auf einer künstlich angelegten Insel der nach einer Pflanze benannten Vakona Forest Lodge.
Wenn dir Braune Lemuren auf der Nase herumtanzen
Nach dem Mittagessen paddeln wir im Kanu um die Insel herum. Jungspund Simeon und ich teilen uns ein Kanu und steuern selbst, während sich die übrige Reisegruppe von Einheimischen befördern lässt. So mancher Lemur hüpft neugierig von Boot zu Boot und nutzt auch Schultern als Landeplatz. Denn mit Bananenstücken werden die fidelen Kerlchen angelockt. Vor allem die Braunen Lemuren, die auch mal graues Fell und unterschiedlich schwarze Gesichter haben, und die Kattas sind mit Touristenbooten vertraut und durchaus enttäuscht, wenn sie beim Kapern keine Bananen finden.
Wieder festen Boden unter den Füßen, ist der Spaß mit den drolligen Lemuren noch längst nicht vorbei. Zwar dürfen wir die putzigen Tiere nicht aktiv berühren, sie aber uns. Der Gipfel der Niedlichkeit zeigt sich in Gestalt der eher scheuen Bambuslemuren. Ein Exemplar dieser kleinsten Lemurenart braucht mehrere Happen, um die winzige Menge Bananenrest, den die frechen Braunen Lemuren übrig gelassen haben, von Menschenfingern zu verzehren. Die Schwarz-Weiß-Waris halten derweil einen gewissen Sicherheitsabstand ein, ohne wirklich scheu zu sein. Denn sie wissen: Auf dieser künstlich angelegten Insel droht mangels natürlicher Feinde keine Gefahr. Für tolle Fotos, auf denen Mensch und Tier freiwillig gemeinsam zu sehen sind, halten aber insbesondere die Braunen Lemuren her. Auf mir turnen bis zu zwei gleichzeitig herum, auf unser zwölfjähriges Nesthäkchen Simeon sogar drei.
Ein Rundgang durch den „Zoo“ der Vakona Forest Lodge rundet das Erlebnis ab. Krokodile faulenzen im Schatten eines Elefantenohrbaumes und ein Nasenchamäleon spaziert frei herum. Ob die Boa, Wildenten hinter Gittern und das Fossa im Käfig glücklich sind? Fossas sind die größten Feinde der Lemuren. Sie zählen – auch aufgrund ihres einem Puma ähnelnden Kopfes – zu den katzenartigen Raubtieren, sind endemisch auf Madagaskar, ernähren sich von Primaten und Säugetieren. Lemuren müssen ab und zu auf den Boden, um Erde zu fressen um damit Gifte in Pflanzen zu neutralisieren. Gerade in dieser Situation sind sie verhältnismäßig leichte Beute für die inzwischen selten gewordenen Fossas, die allerdings auch klettern können.
Aufgrund regelmäßiger Überschwemmungen in dieser Gegend wird ein Dorf auch mal auf Stelzen gebaut. Verpasste Bilder unterwegs: Bauarbeiter, die Ziegelsteine über ein Stockwerk von unten nach oben werfen und fangen. Außerdem ein enorm schlichtes Karussell aus Holzpferden sowie Maiskolben, die eine Balkonbrüstung dekorieren – wobei sie nicht als Deko gedacht sind, sondern dort für die nächste Aussaat aufbewahrt werden. Toller Kontrast in diesem leider nicht fotografierten Bild: Das Haus ist blau gemalt, mit abgebildeten Batterien (Werbung) und zeugt so von modernen Entwicklungen, während der Balkon klar die Landwirtschaft symbolisiert. Nach dem Abendessen unternehmen wir eine Nachtwanderung am Straßenrand entlang und wetteifern dabei, wer die meisten interessanten Tiere entdeckt: Frösche, Spinnen, Insekten mit langen Fühlern, eine Stabheuschrecke, Falter und sogar Chamäleons.
Weitere Reiselektüre:
Hier geht es zu den einzelnen Kapiteln meines chronologischen Madagaskar-Reiseberichts:
1/8: Antananarivo & Kinderspielzeug
3/8: Lehmziegel & Reisfelder gehören zusammen
4/8: Bonbons, Edelsteine und Kunst aus Zebuhorn in Antsirabe
5/8: Schulbesuch, Prozession & Übernachtung im Gemeindehaus
6/8: Regenwald, Rum, Kattas & Vanille
7/8: Strandurlaub und quirlige Kinder auf Anakao
8/8: Ambohimanga und letzte Eindrücke von Madagaskar
Weitere Reiseberichte aus Afrika:
Botswana: Okavango-Reise
Namibia: Rundreise aus Sicht einer Leopardin (Übersicht der 14 Kapitel)
Tansania: Auf Safari in der Serengeti
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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