Im Mittelpunkt: Der Mensch
Das ist Leitsatz für Christian Rindsfüßer, Bürgermeisterkandidat der SPD in Neusäß. Er gab Jürgen Dippe, Bürgerreporter für myheimat neusäss ein Interview. Rindsfüßer beantwortete Fragen, die sicher manchen Bürger in Neusäß interessieren.
myheimat: Herr Rindsfüsser wir freuen uns, dass Sie einen Platz für ein Interview mit myheimat neusäss in Ihrem Terminkalender gefunden haben.
myheimat: Zunächst zu Ihrer Person.
Christian Rindsfüßer: Ich bin 44 Jahre, verheiratet, und Vater von zwei Kindern. Seit 1984 gehöre ich dem Neusässer Stadtrat an. Dort bin ich Mitglied im Finanz- und Verwaltungs-ausschuss sowie im Rechnungsprüfungsausschuss, und ich vertrete die Stadt Neusäß als Aufsichtsrat in der Wohnungs-baugesellschaft GWN und in der Sportstätten GmbH (Titania).
myheimat: Würden Sie uns ein paar Fragen zu Ihrer Ausbildung beantworten?
Christian Rindsfüßer: Nach dem Abitur 1982 am Neusässer Gymnasium und Zivildienstzeit bei der Arbeiterwohlfahrt studierte ich Statistik an der LMU in München. Das Studium schloss ich mit dem Diplom ab. Bis 1995 arbeitete ich beim Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) in Stadtbergen, von 1996 bis 2002 – unterbrochen von einem zweijährigen Erziehungsurlaub – war ich Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzpolitik und Transfer-ökonomie an der Uni Augsburg. Im Jahr 2002 gründete ich mit meinem Geschäftspartner in Augsburg das Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS).
myheimat: Was war der Anlass für Sie, sich politisch zu betätigen?
Christian Rindsfüßer: Als Mitglied der Jugendzentrums-initiative Neusäß lernte ich die Bedeutung der Kommunal-politik für die Gestaltung der örtlichen Lebenswelt kennen. Ich bekam Kontakt zu den Neusässer Jusos und der SPD, deren Mitglied ich 1980 wurde. Gemeinsam mit Harald Güller und Bernd Müller (heute 1. Bgm. in Bobingen) setzte ich mich auch für notwendige Verbesserungen im bayerischen
Bildungssystem ein.
myheimat: Sie waren 1984 der Jüngste, als Sie an Ihrem 21. Geburtstag als Stadtrat vereidigt wurden. Jetzt wollen Sie den Bürgermeistersessel im Rathaus erobern. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Christian Rindsfüßer: Ich möchte meine in 24 Jahren sowohl im Beruf wie im Stadtrat gesammelten Erfahrungen nun als 1. Bürgermeister zum Wohle aller Neusässer nutzen. Es ist Zeit für eine Neuausrichtung der Neusässer Kommunalpolitik, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.
myheimat: Wenn es Ihnen gelingt Bürgermeister zu werden, was geschieht dann mit Ihrem Institut SAGS?
Christian Rindsfüßer: Mein Geschäftspartner wird SAGS zusammen mit unseren Mitarbeiter(inne)n weiterführen.
myheimat: Zum Thema aktuelle Politik: Neusäß brauche Konzepte für die Zukunft, ist eine Ihrer Forderungen. Können Sie uns die wichtigsten Konzepte nennen.
Christian Rindsfüßer: In den letzten Wahlperioden hat es die Stadtratsmehrheit in vielen Bereichen versäumt, Neusäß zukunftssicher zu machen. Wenn heute zurecht Themen wie z.B. die Stadtmitteentwicklung, dringend notwendige Verbesserungen im Nahverkehr oder ein Freibad diskutiert
werden, so sind dies Forderungen, die von Seiten der SPD-Fraktion bereits vor sechs, zwölf oder mehr Jahren in die Diskussion eingebracht wurden, jedoch auf Grund der Planungsfeindlichkeit der bisherigen Stadtführung nicht vorangekommen sind.
myheimat: Sie sagten vor kurzem "Wir brauchen eine aktive Politik für alle Generationen." Welche Strategie verfolgen Sie, um dies zu erreichen?
Christian Rindsfüßer: Die Stadt Neusäß steht durch den demographischen Wandel vor großen Herausforderungen, sie ist die Kommune im Landkreis Augsburg mit den meisten Einwohnern über 65 Jahren. Ich setze mich dafür ein, daß alle Generationen in Neusäß gute und attraktive Lebensbedingungen haben, sowohl Kinder, Jugendliche und Familien als auch die starke Gruppe der Senioren. Hier müssen auf breiter Basis Konzepte entwickelt werden, die die Menschen und ihre Bedürfnisse in
den Mittelpunkt rücken. Konkret benötigen wir eine bedarfsgerechte Kindertagesbetreuung für alle Altersgruppen, gut ausgestattete Schulen, ein breites, nicht nur kommerzielles Freizeitangebot für alle Altersgruppen, und nicht zuletzt eine aktive Seniorenpolitik, die den vielfältigen Bedürfnissen sowohl der aktiven, jüngeren als auch der älteren, hilfe-bedürftigen Senioren gerecht wird. Ich setzte mich sowohl für die Schaffung eines kommunalen „Familientisches“ als auch für die Schaffung eine „Pflegestützpunktes“ ein.
myheimat: Ihrer Meinung nach ist der Hochwasserschutz in Neusäß verbesserungsbedürftig. Nennen Sie uns bitte ein paar Punkte um dies zu erreichen.
Christian Rindsfüßer: Hochwasserschutz ist eine Kernaufgabe der Kommunalpolitik; Konkret sind hier sowohl die Kanal-kapazitäten als auch der Hochwasserschutz an die letzten Starkregenereignisse anzupassen. Neben dem Bau lokaler Rückhaltebecken muss sich die Stadt auch an für sie
wirkungsvollen Maßnahmen in Gemeinden am Oberlauf von Schmutter und Neufnach beteiligen.
myheimat: Warum geht es bei der Stadtentwicklung nicht recht voran?
Christian Rindsfüßer: Nun, die „Stadtentwicklung“ von Neusäß stand seit der Schaffung der Großgemeinde Neusäß 1978 unter einem schlechten Stern. So wurde 1978/1979 die Gelegenheit verpasst, das Rathaus an der Stelle des heutigen Geschäftskomplexes „Schmutterpark“ zu bauen. Gerade in den letzten Jahrzehnten fehlte es Neusäß an einem städte-baulichen Gesamtkonzept. Die von der SPD-Fraktion eingebrachten Anträge u.a. zur Überplanung der Stadtmitte wurden immer von der CSU-Mehrheit abgelehnt. Hier gilt es anzusetzen.
myheimat: Gibt es Chancen der Nutzung der Geothermie insbesondere in den neuen Wohnungsbaugebieten in Neusäß (hydrothermale Energiegewinnung)?
Christian Rindsfüßer: Ich begrüße es, dass sich hier die LEW nun mit entsprechenden Probebohrungen engagieren. Für das Baugebiet Neusäß-Nord kommt diese Perspektive sicher zu spät, ich sehe aber Perspektiven für das Titania, für ein Freibad oder andere zukünftige Vorhaben.
myheimat: Eine lokale Agenda 21 ist das langfristige Aktions-programm einer Kommune für eine zukunftsbeständige Entwicklung vor Ort. Welche Maßnahmen und Projekte sehen Sie für Neusäß?
Christian Rindsfüßer: Die bisherige Stadtratsmehrheit hat den lokalen Agendaprozess in Neusäß vorsätzlich abgewürgt. Nicht zuletzt der Ausgang des von mir mit initiierten, erfolgreichen Bürgerentscheids gegen die Schrannenhalle hat aber gezeigt, wie wichtig eine breite Bürgerbeteiligung gerade für Neusäß ist. Ich werde deshalb als Bürgermeister mich dafür einsetzen, den Agendaprozess wiederzubeleben. An erster Stelle könnte hier eine Leitbilddiskussion für Neusäß stehen.
myheimat: Wir haben zwar eine schöne Stadthalle in Neusäß. Es fehlen aber Räume für kleinere Veranstaltungen. Wie z.B. Vorträge, Vereinsveranstaltungen, Firmenpäsentationen. Haben Sie hierfür ein Konzept?
Christian Rindsfüßer: Im Mittelpunkt unseres Wahlprogramms steht die Schaffung eines Mehrgenerationen und Kulturhauses. Hier können auch Räume für kleinere Veranstaltungen geschaffen werden. Übrigens werden vergleichbare Projekte derzeit in zahlreichen Kommunen von Ministerien in Bund und Land gefördert.
myheimat: Welche Strategie verfolgen Sie bzgl. der Neuan-siedlung von Unternehmen in Neusäß? Stichworte sind hier z.B. neue Arbeitsplätze, zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen.
Christian Rindsfüßer: Neusäß muss in erster Linie eine attraktive Wohnstadt bleiben, die Politik einer maßvollen Ausweisung von Gewerbegebieten lässt sich nördlich der Umgehungsstraße fortsetzen. Mit der Beteiligung am Güterverkehrszentrum übernimmt Neusäß darüber hinaus wirtschaftspolitische Verantwortung für die Region. Generell haben für Neusäß die konjunkturunabhängigeren Einkommenssteueranteile eine größere Bedeutung als das Gewerbesteueraufkommen.
myheimat: Macht Ihnen die jetzige Lösung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region Neusäß immer Freude?
Christian Rindsfüßer: Sowohl die Hinhaltepolitik der bayerischen Staatsregierung beim Dritten Gleis nach Westheim als auch die Gefährdung der Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof/Königsplatz durch den Bürgerentscheid in Augsburg bereiten tatsächlich keine Freude. Doch Neusäß muss davon unabhängig seine eigenen Hausaufgaben machen. So braucht Neusäß dringend einen Nahverkehrsplan, der die Vorteile des Regio-Schienentakts durch bessere Verbindungen in die Stadtteile für alle Neusässer nutzbar macht. Deutliche Verbesserungen im Schienennahverkehr sind übrigens auch heute schon möglich. Zudem benötigen wir in Zusammenarbeit mit dem AVV eine innerörtliche Linie, die die Fahrgäste sowohl zu den Bahnhöfen bringt, als auch die Stadtteile mit dem Zentrum verbindet.
myheimat: Noch ein Satz zum Thema Heimat. Was ist für Sie Heimat, was gefällt Ihnen an Neusäß am meisten?
Christian Rindsfüßer: Neusäß ist seit 35 Jahren meine Heimatstadt die gerade durch ihre Vielfältigkeit besticht, ich lebe sehr gerne mit meiner Familie hier und schätze die Nähe sowohl zur Stadt Augsburg wie zu den westlichen Wälder.
myheimat: Herr Rindsfüßer, herzlichen Dank für dieses Gespräch
Bürgerreporter:in:Jürgen Dippe aus Neusäß |
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