Warum The Voice of Germany 2013 in den Liveshows Hoffnung schenkt
ProSiebenSat.1 verbessert den Ruf von Castingshows mit The Voice of Germany 2013. Vordergründig ist hier nämlich tatsächlich die Stimme ausschlaggebend. Das haben nicht nur die Juroren – bei The Voice Coaches genannt, weil sie ihren Talenten Hilfestellungen geben, vor dem Auftritt mit ihnen arbeiten – begriffen, sondern in der ersten von zwei Liveshows, in der es um den Halbfinaleinzug geht, am Freitag offenbar auch die Fans.
Diese konnten während der einzelnen Auftritte über Sat.1 Connect schon mal voten, ob sie den Gesang hervorragend, mittelmäßig oder schlecht fanden. Das Ergebnis dieses Stimmungsbarometers wurde direkt den Kandidaten und Zuschauern nach der Performance live im Fernsehen gezeigt, wobei nur die Prozente für hervorragend von Bedeutung waren. Auch bei den Telefonanrufen machten die Zuschauer einen guten Job. Dabei waren diesmal auch sämtliche Entscheidungen der Coaches, die ihre drei Kandidaten mit 50, 30 und 20 Prozentpunkten bewerten mussten (Anmerkung: Der Zuschauer erfährt die Punktevergabe erst nach geschlossenen Telefonleitungen), nicht nur nachvollziehbar, sondern goldrichtig.
Coaches und Fans lieben Judith van Hel
Los ging es mit Team Samu, der Tesirée Priti, Judith van Hel und Nilima Chowdhury gegeneinander antreten ließ. Tesirée sorgte nach dem Opener der Talente als Backgroundsänger von Ivy Quainoo, Siegerin der 1. Staffel, und deren neuer Single „Atomic“ für einen gelungen Wettbewerbsauftakt. Mit perfektem Gesang bei „Wrecking Ball“ von Miley Cyrus überzeugte sie und legte die Messlatte des Dreikampfs hoch. Doch dann kam „Punk-Rock-Chick“ (Samu) Judith van Hel – die coole, ruhige Frau aus Wermelskirchen ohne Haare, dafür mit dem Ganzkörpertattoo-Kunstwerk. Mit ihrer angenehmen, warmen Stimme sang sie „The Power of Love“ von Frankie goes to Hollywood, verschluckte dabei zwar regelmäßig die Endsilbe von „love“, begeisterte aber alle Coaches, das Publikum und auch die Zuhörer vor den Bildschirmen. Nilima Chowdhury versuchte sich anschließend auf Deutsch, scheiterte aber an „Symphonie“ von Silbermond. Lob gab's zwar trotzdem, aber die Anrufer, die 50% der Bewertung in der Hand hatten, stellten klare Verhältnisse her: Judith van Hel räumte 129 von 200 möglichen Prozenten ab, Tesirée Priti ging als klare Zweite nach Hause zu ihren Kindern und Nilima Chowdhury kam nach ihrem mit Abstand schwächsten Auftritt bei The Voice of Germany kaum über die 20 Punkte von Samu Haber hinaus.
Debbie Schippers setzt sich gegen Gesangslehrer durch
David Whitley, Gesangslehrer von Max Herre und Cassandra Steen, hatte sich durch starke Auftritte und seine bescheidene, ruhige und doch sehr nahbare Art zu einem Mitfavoriten in Team BossHoss gemausert. Doch sein Gesang bei „The Love Takes Over“ wirkte nicht so rund wie sonst, die Songauswahl durch The Voice war an dieser Stelle ungünstig, Platz 2. Anina Schibli lieferte eine gute Show bei „Seven Nation Army“, landete allerdings auf dem dritten Platz. Verdiente Siegerin der ersten Liveshow in Team BossHoss war Wirbelwind Debbie Schippers. Die 17-Jährige bringt nicht nur permanent unbändige Lebensfreude und viel frischen Wind auf die Bühne von The Voice of Germany, sondern löste bislang jede Songaufgabe beeindruckend. Mit „Nobody Knows“ zeigte die Geilenkirchenerin ihre sanfte, verletzliche Seite und punktete damit erneut sowohl gesanglich als auch in Sachen Bühnenpräsenz auf ganzer Linie. Mit 45,3 Prozent sah auch das Publikum Debbie Schippers vor David Whitley (33%) und Anina Schibli (21,7%).
Knifflige Situation in Team Nena
Nena hatte es anschließend nicht leicht, denn sie möchte ihren Gitarristen Nader Rahy nicht bevorzugen. Der zeigte bei „Kashmir“ von Led Zepplin eine weitere interessante Facette von sich. Richtig wohl fühlte sich offensichtlich Laura Kattan bei „Sunrise“, in ihrem Element war auch Tiana Kruskic beim Michael-Jackson-Song „Bad“. Erneut profitierte die Theaterpädagogin von ihrer krächzenden Refrainstimme, die immer wieder kaschiert, dass sie gesamtgesanglich betrachtet gegen viele Voice-Talente den Kürzeren ziehen würde. Die Meinungen über den Auftritt von Tiana Kruskic gehen weit auseinander, viele Zuschauer sahen in ihrer Performance die schwächste des Abends, andere waren begeistert. Auf der offziellen Webseite von The Voice of Germany schwanken die Kommentare von „die geilste Performance des Abends“ und „grauenhaft“. Nena quittierte die Leistung mit 50 Prozentpunkten, gab Nader Rahy 30 und ebnete Laura Kattan mit 20 Punkten den Heimweg. Es war die einzige Entscheidung des Abends, die unter Umständen diskussionswürdig war. Letztlich sahen aber auch die anrufenden Fans Tiana Kruskic mit 38,6% knapp vor Nader Rahy (36,7%).
Andreas Kümmert markiert den Höhepunkt der Liveshow
Die mit Spannung erwarteten Fragen bei The Voice of Germany 2013 lautete: Wen schickt Max Herre in der Liveshow gegen „Rocket-Man“ Andreas Kümmert ins Rennen? Und inwiefern blenden die Zuschauer mögliche Entscheidungskriterien wie Optik und Sympathie aus? Die 17-jährige Violeta Kokollari setzte ihre Leistungssteigerung mit der Hymne „Strong“ von London Grammar fort, holte damit Nena aus einem kleinen Loch nach ihrer undankbaren Entscheidung und ersang sich nicht nur die gebührende Anerkennung der Coaches. Auf Deutsch legte Katharina Schoofs mit ihrer rauhen, interessanten Stimmfarbe und dem Maxim-Song „Meine Worte“ nach. Trotzdem waren die Sängerinnen chancenlos gegen Andreas Kümmert, der „If You Don't Know Me“ von Simply Red meisterhaft zu seinem Lied machte.
Auf Show-Elemente verzichtete der „unnahbare“ (The BossHoss) Zauselbart, denn er verkörpert wie kein Zweiter bei The Voice of Germany reine Stimmgewalt und Authentizität. Inzwischen hat der Unterfranke mehr als 30.000 Facebook-Fans, spielt inzwischen nach eigener Aussage vor 400 anstatt 50 Leuten und ertrinkt praktisch in Konzertanfragen. Denn die Menschen im Saal der Liveshows von The Voice of Germany lieben ihn genauso wie Online-Welt und die TV-Zuhörer. Mit 136,1 Prozent zog Andreas Kümmert prompt ins Halbfinale ein und ließ Violeta Kokollari (39%) sowie Katharina Schoofs (24,8%) weit hinter sich. Sorgen machen bei dieser positiven musikalischen Entwicklung lediglich das Quotentief – nur knapp 3 Millionen Zuschauer schalteten ein – und die Überflutung mit Werbung.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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