Wo ist der Gin Tonic? - Namibia, Tag 10
Wir erleben eine top Namibia-Rundreise. Die Stimmung in der Gruppe ist gut, die Landschaften sind atemberaubend, die Tierwelt zeigt sich von ihrer besten Seite, die Unterkünfte sind spitze und der Reiseleiter unserer Wahl sowieso. Wir knipsen tolle Fotos, die Witterungsbedingungen sind beinahe ideal, ebenso die Straßenverhältnisse und von den öffentlichen Toiletten sind wir auch positiv überrascht. Stofftier-Leopardin Amara übernimmt nach ihrem Hausarrest während unseres Sossusvlei-Ausflugs nun am zehnten Tag wieder das Erzählkommando.
Wir brettern durch die herrliche Landschaft des Namib-Naukluft-Nationalparks. Mittags legen wir einen Stopp in Helmeringhausen ein, wo eine Viehauktion mit Schafen und Ziegen stattfindet. Käffer wie Helmeringhausen oder Solitaire sind in namibischen Karten übrigens so eingezeichnet als wären es größere Städte. Zwar haben sie nicht einmal hundert Einwohner, gelten aber als wichtige Verkehrsknotenpunkte. Gefuttert wird im Garten des Hotel Helmeringhausen, die Reste werden an einen wählerischen Erpel verfüttert. Kleine Salathappen und Tomate mag er, während er Zwiebeln und Oliven verschmäht. Weiter geht es durch die große Tiras-Fläche bis zum Bahnhof Hotel nach Aus. Dort gibt es für Michael ein großes Stück von einem kalorienhaltigen Kiwi-Kuchen. Das Seilspringen 30 Minuten später geht dann auch nur 300 Sprünge lang.
Das Klein Aus Vista Desert Horse Inn ist unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte und überzeugt die komplette Gruppe mit seinem Western-Stil im Pferde-Design. Diese Lodge liegt direkt an einer stillgelegten Bahnschiene und verfügt über ein 53.000 Hektar großes Gelände, das es zu erkunden gilt. Im Uri, einem namibischen Geländewagen, tuckern wir mit Alex am Steuer gen Sonnenuntergang. Das Außenareal ist ähnlich schön wie die Bungalows. Wir sehen Strauße und magere, zutrauliche Pferde mit gigantischer Weidefläche. Dann machen wir skurrile Gruppenfotos an den Schützen-Schanzen und am Geisterauto – einer durchlöcherten Rostlaube, mit der zwei Diamantendiebe die Flucht angetreten sind. „Was könne mer jetzt Blödes machen“, äußert sich Klaus voller Tatendrang. Ohnehin zündet Klaus heute wieder ein Spaß-Feuerwerk, zeigt sich seit Tagen in Hochform, wenn es um flotte Sprüche geht. Nur meinen Namen kriegt er nicht richtig über die Lippen. Tamara nennt er mich ständig; das T kann er knicken. Michael fährt im Uri dann mal ein Stück auf dem linken Kotflügel mit, während die Kühlbox mit unseren Sundowner-Leckereien auf dem rechten Kotflügel drapiert wird.
Schabernack zwischen Schützen-Schanzen
An einem Steinhügel rasten wir und packen die Kühlbox aus. Zum Vorschein kommen Cracker, Wursthäppchen, Käsewürfel und Oliven. Kleiner Schock für Alex: Tonic-Dosen sind drin, aber der Gin fehlt! Dabei hatte er den Inhalt der Kühlbox doch vor dem Aufbruch noch kontrolliert, dann aber kurz nicht aufgepasst. Entwarnung zur allgemeinen Erheiterung: Klaus war der Langfinger. Schabernack gehört schließlich in diese Truppe. Wir sind gespannt auf die Retourkutsche unseres Reiseleiters. Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang mit Gin Tonic und fahren anschließend zurück zur Unterkunft, vorbei an Springböcken, Oryx-Antilopen und einem Steinböckchen. Den Weg weisen uns dabei auch runde Verkehrsschilder mit Oryx und Kudu drauf. Bislang kannten wir die beiden Antilopenarten nur in anderem Design auf eckigen Verkehrsschildern sowie in Natura und auf dem Teller. Über den Tag verteilt haben wir einige Happen zu uns genommen, nun steht das Vier-Gänge-Dinner in Klein Aus Vista an.
Als Vorspeise gibt es eine sehr leckere und sehr gut gewürzte Kürbis-Karotten-Curry-Suppe. Dann bedienen sich die weniger dem Fleisch zugeneigten Gäste am Salatbuffet. Als Hauptgericht wird ein gemischter Teller serviert, auf dem ich mir unter anderem das Oryx herauspicke. Den Nachtisch lassen wir dann geschlossen ausfallen, so pappsatt sind wir. Für mich endet der ereignisreiche Tag mit einer Wasserbehandlung. Obwohl ich nicht vom Sand im Sossusvlei eingestaubt wurde, bin ich heute von der Schützen-Schanze gefallen bzw. hat Alex mich nicht gefangen und ich bin mit dem Kopf auf dem Felsen aufgeschlagen. Womöglich habe ich da eines von meinen neun Leben verloren, aber acht bleiben ja noch übrig, die ich nutzen werde. Zunächst, um sauber zu werden, dann für einen Ausflug in die Geisterstadt Kolmanskop sowie zum Stadtbummel nach Lüderitz und auf dem Rückweg zu den wilden Wüstenpferden von Garub.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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