Urlaub in Mexiko, Teil 2: Yucatán & Cancun
Der zweite Teil meiner Reise nach Mexiko führt meinen Bruder und mich von Weihnachten bis Silvester 2012 nach Yucatán und die Gegend rund um Cancun. Wir besuchen drei weitere Maya-Stätten, kommen in Kontakt mit Piraten und mit UNESCO-Weltkulturerbe. Zunächst schlafen wir in Valladolid, ehe es in die Großstadt Mérida geht. Es empfiehlt sich, vorher den ersten Teil der Reise mit üppiger Bildergalerie zu lesen.
Chichén Itzá
Den Auftakt macht am 23. Dezember 2012 Chichén Itzá. Die gut erhaltene bzw. restaurierte Anlage der Maya empfängt uns nach einer grauenvollen Fahrt im überfüllten Bus, der alle paar Kilometer anhält, um noch mehr Menschen ins Transportmittel zu lassen. Die Heerscharen von Touristen und fliegenden Händlern trüben unseren Besuch bei einem der neuen sieben Weltwunder und UNESCO-Weltkulturerbe doch etwas. Eindrucksvolle Eindrücke bieten vor allem die Kukulkan-Pyramide, auch als El Castillo bekannt, und der Kriegertempel. Das Abendessen im Squimz haut uns nach Tagen mit Hamburgern und mäßigen Tortas dafür von den Socken. Direkt neben der ADO-Busstation in Valladolid und einen Steinwurf von unserem Hotel – das einzige, in dem wir auf der Reise nächtigen – entfernt, bestellen wir die yucatekische Spezialität Poc Chuc. Als Vorspeise werden ein Gruß aus der Küche und Nachos mit Dip serviert. Dann kommt ein großer Teller mit viel Schweinefleisch, einer Chorizo-Wurst, Reis, Beilagensalat, Bohnenmuß und Tortillas. Drei Wochen danach betrachtet hört sich das Hauptgericht gar nicht mehr nach so viel an, wie wir tatsächlich für umgerechnet knapp 5 Euro gefuttert haben. Die von den Blättern grüne Limonade sowie das Dessert bestellen wir extra, danach wird geschlafen. Beinahe unterschlagen hätte ich den Spaziergang durch das Zentrum von Valladolid und seine kitschig-weihnachtlich geschmückten Parks. Was künstliche Tannenbäume, Parkbeleuchtung mit weihnachtlichen Motiven und überkandidelte Krippen angeht, scheinen sich die Städte in Yucatán und Quintana Roo gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Außerdem besuchen wir das kleine Stadtmuseum (in Museen sind Spanisch-Kenntnisse obligatorisch) und nehmen ein Bad in der städtischen Cenote Zaci.
Ek Balam und Mayapán
An Heiligabend steht Ek Balam auf dem Programm. Die fünfte Mayaruine unserer Tour reiht sich in unserer persönlichen Rangfolge in den Top 3 ein – vor Chichén Itzá. Mit dem Sammeltaxi (Collectivo) kommen wir Langschläfer mittags an und sind fasziniert: Wenige Besucher, schön verteilte Ruinen, teils gut erhaltene/restaurierte Gebäude und eine jaguarstarke Aussicht von der begehbaren Akropolis. Diese ist zwar nicht ganz so hoch wie in Coba, allerdings sieht das Auge von oben zwei in den Dschungel eingebettete Gebäude von Ek Balam. Anschließend fahren wir nach Mérida, wo wir zwei Tage später den Vormittag in Mayapán verbringen – der sechsten von sechs Maya-Ruinen unserer Reise. Die An- und Abfahrt ist nur mit dem öffentlichen Bus (oder bei intensiver Suche offenbar auch mit Collectivos) möglich. Dabei lohnt sich der Weg. Mayapán ist eine kompakte Anlage, deren zahlreiche Tempel noch von den äußerst wenigen Touristen erklettert werden. Im 13. Jahrhundert besiegte die Maya-Gemeinde von Mayapán übrigens die Nachbarn aus dem 93 Kilometer entfernten Chichén Itzá.
Mérida
In Mérida verbringen wir den 25. Dezember 2012 leider mit Planung und Spaziergängen ohne richtiges Ziel. Das heißt: Ziele haben wir schon. Aber am 1. Weihnachtsfeiertag widmen Mexikaner ihre Zeit der Familie, sodass sogar Maya-Stätten schwierig zu erreichen und Museen geschlossen sind. Das Trachtenmuseum gibt es schon gar nicht mehr, denn es hat sich in einen Laden für Trachten verwandelt, zu dem uns der Eintritt allerdings verwehrt wurde. Ein anderes, kleines Privatmuseum finden wir nicht. Das Museum für yucatekische Musik nehmen wir mit, ebenso das Museum in der herrschaftlichen Residenz Palacio Cantón. In dieser staatlichen Einrichtung geht es inzwischen nicht mehr um Anthropologie und Geschichte, sondern lediglich noch um die Historie des Gebäudes selbst. Ein Flop, zumal Teile der Ausstellung nicht zugänglich sind und dieses Museum im Gegensatz zu vielen anderen Eintritt verlangt. Ein weiteres Museum besichtigen wir nicht: das Museum koreanischer Einwanderer (Museo Conmemorativo de la Inmigración Coreana). Am nächsten Tag ist das Stadtmuseum dran. Abends bleiben wir beim Spaziergang in Richtung unserem drei Kilometer vom Zentrum entfernten Hostel bei einem Samba-Trommel-Wettbewerb hängen. Jugendliche Jungen und Mädchen werden von den Trommlern zum Tanzen ermutigt; eine Gruppe baut Capoeira-Elemente in die Performance ein. Wir laufen die drei Kilometer, nachdem wir am Vortag mit dem Collectivo zwar in den richtigen Stadtteil gekommen waren, allerdings nicht annähernd an unsere Unterkunft. Wir kochen den zweiten Abend in Folge Pasta, zumal wir beim Mittagessen eine Torta in einer Imbissbude gegessen haben, in der sich Küchenschaben tummelten.
Campeche
Campeche ist die mit 15 Mal am häufigsten von Piraten überfallene Stadt. Sie liegt im gleichnamigen Bundesstaat und stellt damit unser einziges Ausflugsziel außerhalb der Distrikte Quintana Roo und Yucatan dar, gehört aber noch zur Halbinsel Yucatan. Das Zentrum ist hier nicht gleichbedeutend mit der Stadtmitte, sondern mit der Altstadt. Diese liegt am Meer und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Eckpfeiler der Altstadt stellen die im 17. Jahrhundert erbauten Befestigungsanlagen dar, in denen inzwischen meist Museen untergebracht sind. Auf den Festungen ragen noch heute Kanonen durch die Zinnen hinaus auf's Meer. Der botanische Garten der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Campeche ist winzig, die Kathedrale schon ansehnlicher. Zumindest wenn sie ebenso wie die Brunnen, deren Fontänen im Takt der Musik sprudeln, an der Stadtmauer abends beleuchtet ist. Nebenan im Park kommt die Musik nicht von Band, sondern ein kleines Live-Orchester lässt Tanzbeine schwingen. Wir besuchen Campeche im Rahmen eines Tagesausflugs von Mérida aus. Dazu nehmen wir den frühesten Bus für die Hin- und den spätesten für die Rückfahrt. Die Fahrten dauern mehr als zwei Stunden, der Spaziergang von der ADO-Station zur Altstadt einfach noch einmal rund 45 Minuten. Wir haben allerdings das Gefühl, die schönen Ecken von Campeche ohne Zeitnot gesehen zu haben, sodass ein Ausflug von Mérida aus durchaus empfehlenswert ist.
Piraten von Cancun
Den nächsten Kontakt zu Piraten haben wir am Abend darauf am Boulevard Kukulkan in Cancun. Dort liegen drei hübsch dekorierte Schiffe vor Anker. Wir erfahren, dass diese im Rahmen eines Piratenspektakels auslaufen und entschließen uns zur Rettung des ansonsten lediglich mit einer Busfahrt und des Check-Ins im Hostel Balam (ein Loch ohne Schließfächer oder wenigstens abschließbare Türen) verbrachten Tages zur Teilnahme für 90 US-Dollar. Geboten wird ein Buffet, Gratis-Getränke, die unser Kellner-Pirat gefühlt im Minutentakt serviert, Tänze der Crew rund um Captain Jack Sparrow im Piraten-Outfit, eine Akrobatik-Einlage an der Takelage und kleinen Spielen mit Wettbewerbscharakter, bei denen „Jackie Chan*“ aus Japan die Nase vorne hat. Der Höhepunkt ist die Schlacht, bei der unsere Black Pearl von zwei anderen Piratenschiffen flankiert wird und unsere tapfere Crew den Sieg im Gefecht an Bord davon trägt. Währenddessen lernen wir eine Mutter aus Monterrey und ihren Sohn kennen, essen gemeinsam und singen danach noch in deren Hotelfoyer Karaoke, ehe wir in der Hotelzone doch noch einen Taxifahrer finden, der die Strecke bis zu unserem Hostel für vorher ausgemachte 35 Pesos (alles darüber hinaus ist für eine Strecke von gut 4 Kilometern Abzocke) zurücklegt.
Isla Mujeres
Den 29. Dezember verbringen wir auf der Isla Mujeres. Genauer gesagt im Meer vor der Insel. Und zwar bei unserem Tauch-Debüt mit Mini-Kurs vorab. Die Übungen im Wasser in Strandnähe verlaufen akzeptabel. Ob sie im Ernstfall mitten im Karibischen Meer in einer Stresssituation reibungslos funktionieren würden, darf bezweifelt werden. Glücklicherweise müssen wir dies nicht unter Beweis stellen. Einmal verliere ich zirka einen Meter unter der Wasseroberfläche allerdings kurz meinen Atemregler, schaffe es aber allein, ihn wieder in den Mund zu bekommen. Auch die Zeichensprache klappt recht zügig. Schwierigkeiten macht mir dagegen der Druck in den Ohren. Jeden halben Meter machen wir einen kurzen Check; jedesmal dauert es bei mir ziemlich lang, bis es am Seil entlang weiter nach unten geht. Unser Tauchlehrer massiert den Druck in den Ohren mehrfach raus. Fast breche ich den Tauchgang ab, doch irgendwie wird der Kämpfer in mir rechtzeitig aktiviert. Schließlich sind wir am Meeresgrund, rund zehn Meter unter der Oberfläche. Die Aussicht ist fantastisch. Bunte Fische und Korallen, wohin wir blicken – und wir mitten unter ihnen. Hinzu kommt das Museo Subaquatico, abgekürzt MUSA. Dabei handelt es sich um Skulpturen, die der Künstler Jason deCaires Taylor an verschiedenen Tauchstellen im Ozean entlang der Riviera Maya versenkt hat, zum Beispiel ein hübsches Häuschen, eine Bombe oder auch menschliche Figuren. Was die Höhenregulation beim Tauchen angeht, brauche ich ständig Hilfe vom Tauchlehrer, dafür ist die Atmung nach kurzer Eingewöhnung relativ ruhig. Unterwasserbewohner bewegen sich eindeutig geschmeidiger durch die Tiefe. Wir unternehmen nach einer kurzen Pause noch einen zweiten Tauchgang, während die übrigen Touristen auf dem Boot sich mit Schnorcheln begnügen. Die Übernachtung erfolgt in Playa del Carmen, wo wir noch einmal im KY6 vorbeischauen. Da wir auf Isla Mujeres ein deutlich schlechteres Poc Chuc als in Valladolid zum Abendessen hatten, verzichten wir diesmal auf den Hamburger.
Xel-Há
Da auch der letzte volle Tag in Mexiko wieder viel mit dem Element Wasser zu tun hat, gibt es auch von unserem Ausflug in den Wasser-Vergnügungspark Xel-Há keine Fotos. Dieser ist ganz anders konzipiert als Xcaret, legt den Fokus viel mehr auf Wasser. Wir unternehmen erst einmal angezogen einen Streifzug durch die komplette Anlage und nutzen dabei die im Eintrittspreis von 79 US-Dollar inkludierte All-you-can-eat-Möglichkeit in einem der Restaurants. Danach werden die Klamotten bis auf die Badehose im Spind eingesperrt und die Wasserattraktionen ausprobiert. Wir lassen uns per Zip-Line ins kühle Nass fallen, hangeln uns an einem Seil über den Fluss - wobei es mein Bruder als einer von wenigen Besuchern auch bis ans andere Ende schafft, wagen den Sprung aus zehn Metern Höhe in denselben, kommen kaum einen Meter im schwimmenden Reifen voran und schauen uns die Cenotes von innen an, wobei keine mit dem Areal des Coba-Tags mithalten kann. Den Abend lassen wir entspannt im guten Moloch Hostel in Cancun ausklingen. Stressfrei und von einem kleinen Einkauf ohne Programm läuft mein Abreisetag ab. Mittags genehmigen wir uns Quesedillas in einem ordentlich aussehenden Imbiss quasi vor der Haustüre. Diese sind nicht nur größer als ihre Vorgänger andernorts, sondern schmecken auch besser. Zwei Tage später haben wir Magen-Darm-Probleme - ich in Deutschland, mein Bruder in Mexiko. Offenbar resultieren der Ausbruch nicht allein aus der Krankheitswelle in der Heimat und der wirklich schlechte Flugzeugfraß in der nicht annähernd ausgebuchten Maschine von Air Berlin scheint auch nicht verantwortlich zu sein. Ein gutes hat der günstige Silvester-Heimflug allerdings: Da ich der einzige Passagier in einer viersitzigen Mittelreihe bin, kann ich liegend einigermaßen schlafen.
Rangfolge der Maya-Ruinen
Sechs Maya-Stätten haben wir auf unserer Tour besucht. Mein Bruder und ich sind uns bezüglich der Top 3 einig, allerdings nicht was die exakte Reihenfolge anbelangt: Coba, Ek Balam und Mayapán sind unsere Favoriten. Chichén Itzá landet auf Platz 4, gefolgt von Tulum. Schlusslicht ist die eher unbedeutende Anlage San Gervasio auf Cozumel.
* Der Schauspieler Jackie Chan stammt aus Hongkong und wohnt dort auch. Offenbar kennt Jack Sparrow aus Cancun aber nicht viele Asiaten und wirft diese in einen Topf.
Bürgerreporter:in:Michael S. aus Neusäß |
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