Grüß Gott,

mein Name ist Captain. Sie kennen mich bereits aus einigen Erzählungen meines Vorgängers Bob.
Vor ein paar Wochen hat Bob mich gefragt, ob ich nicht die Aufgabe übernehmen möchte, Ihnen aus unserem Zuhause dem Tierheim in Höchstädt zu berichten.
Nun, mittlerweile ist es nicht mehr sein Zuhause, aber nach wie vor meines und gerne bringe ich Ihnen das Leben hier aus meiner Sicht näher.
Zuerst lassen Sie sich ein wenig über mich und meine Rasse informieren.
Fälschlicherweise werde ich oft für einen Husky gehalten. Meine Rasse ist nicht sehr verbreitet in Deutschland und deswegen sei diese Verwechslung verziehen.
Ich bin ein reinrassiger Akita Inu!
Ursprünglich kommt meine Rasse aus Asien und unsere Aufgabe ist es unbestechlich Haus, Hof und deren Bewohner zu beschützen. Wir lieben unsere Menschen bedingungslos und verteidigen furchtlos alles, was uns gehört. Für uns steht eines fest: nicht wir gehören dem Menschen, bei dem wir leben, sondern der Mensch gehört uns und wir kümmern uns um sein Wohlergehen! Akita Inus verfügen über eine sehr eigene Mimik, ein wuscheliges und dichtes Fell und gehören zu den etwas größeren Hunden mit einer imposanten Erscheinung. Mir wurde gesagt, dass ich ein besonders schönes Exemplar meiner Rasse sei. Dem kann ich nicht widersprechen.
Mein Erscheinungsbild verleitet die Menschen dazu, mich als großen Kuschelbär zu bezeichnen. Vielleicht ist es mein bisheriges Leben oder einfach nur meine Rasse, dass ich selbst gestehen muß, dass dies eine Fehleinschätzung ist.
Ich bin seit dem 30.11.2006 hier als Bewohner im Tierheim und mittlerweile weiß ich, dass dieser Tag der Anfang eines besseren Lebens für mich war.
Ich kam als Welpe zu einem Mann, der sich leider nicht über meine Rasse erkundigt hatte und auch keine Erfahrung mit Hunden in irgendeiner Form hatte. Ich lebte alleine und sehr isoliert und zeitweise auch an der Kette. Als ich größer und stärker wurde lebte ich fast ausschließlich an der Kette, weil mein Besitzer mich nicht mehr versorgen konnte. Ich wurde ein großer und teilweise sehr unfreundlicher brummiger Hund. Falsche Haltung kann uns einsilbig werden lassen und ein Eremitten Dasein an der Kette lässt ein Hundeherz auch nicht höher schlagen.
Mein Besitzer beschloss mich von meinem Leid zu erlösen und wollte mich mit knapp 3 Jahren und ohne Gesundheitsprobleme einschläfern lassen.
Hin und wieder scheint es Momente zu geben, die ein Leben komplett auf den Kopf stellen. Mich traf ein derartiger Glücksmoment, als der Tierarzt sich weigerte und mich hierher ins Tierheim nach Höchstädt brachte. Aber zu der Zeit wusste ich das nicht! Ich fand alles schrecklich und beängstigend, was ein so stattlicher Rüde wie ich nie zugeben würde und deswegen brummte ich alles und jeden an. Bis auf einen Menschen! Dieser Tierpflegerin schenkte ich mein Herz! Ich habe nur gegessen, wenn sie da war, nur sie konnte mich berühren und Ihre Zuneigung und Geduld hat mich begreifen lassen, dass Menschen nicht immer nur schlimme Erfahrungen bedeuten.
Nun bin ich schon einige Zeit hier und lerne jeden Tag aufs Neue zu vertrauen, aber ich lerne langsam. Ich muß über Befehle und Wünsche der Menschen nachdenken, denn es könnte ja sein, dass der Mensch nicht weiß, was richtig und falsch ist. Wahrscheinlich haben die Menschen hier dies sofort erkannt und mir deswegen meinen Namen gegeben: Captain.
Ich fange an zu begreifen, dass die Menschen hier mir nur helfen wollen ein richtiges Zuhause zu finden. Auch wenn das mein sehnlichster Wunsch ist, so kann ich noch nicht ganz über meinen Schatten springen und muß auch über diese Hilfsangebote immer mal wieder nachdenken. Man sagt mir nach, kein einfacher Hund zu sein!
Das mag sein, wenn man meine Rasse nicht kennt und sich mit deren Eigenarten nicht vertraut macht erscheine ich wohl manchmal etwas kompliziert und unerwartet.
Ich gestehe aber Ihnen gegenüber ein, dass ich trotz meiner Größe, nicht immer ein besonders mutiger Hund bin. Aber ich kann nicht zulassen, dass das Mensch und Tier merken, weswegen ich dann wieder vor mich hin brumme. Ich habe einfach viel im Leben verpasst oder nicht gelernt, da ich keinen sozialen Kontakt hatte – weder zu Mensch noch zu Hunden. Ich wusste nicht einmal wie viel Spaß Ball spielen machen kann.
Ich weiß, ich muß noch lernen mit Mensch und Tier besser zu kommunizieren und wahrscheinlich hat Bob genau dies erkannt und mich deswegen zum neuen Schriftführer auserkoren, um mir damit eine Tür weit zu öffnen.

Natürlich habe ich noch kein funktionierendes Netzwerk hier im Tierheim, aber auch daran arbeite ich.
Immerhin kann ich bereits von einem Auszug oder vielmehr einer Rückkehr ins normale Leben berichten.
Luna, die ihre Babys hier im Tierheim auf die Welt gebracht hat, kann wieder zurück zu ihrer Familie ziehen. Ihre Babys sind nun alt genug, um eigenständig zu fressen und zu trinken und somit hat uns Luna am Sonntag verlassen.
Schade für mich, denn ich hatte mich gerade an ihre Nachbarschaft gewöhnt. Aber für sie ist es natürlich wundervoll und ich freue mich.
Damit sind aber die Hündinnen klar in der Unterzahl.
Allein Chica verleiht dem Tierheim eine weibliche Note.
Ich kenne sie nicht gut, nur vom kurzem Vorbeigehen, aber sie scheint mir einen sehr netten Eindruck zu machen. Mit ihrem lieben Gesichtsausdruck und ihrer schlanken Linie verdreht sie Camillo und Prinz ziemlich den Kopf. Die beiden Rüden sitzen rechts und links von ihr und versuchen Chicas Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich glaube sie genießt das sehr.
Camillo arbeitet wieder fleißig an seiner Ausbildung und ich muß gestehen, ich könnte eine derartige Schule für mich nicht wirklich gut heißen, aber Camillo genießt es sichtlich, wenn er seine Aufgaben perfekt erfüllt.
Prinz scheint auch seine anfängliche Trauerphase überstanden zu haben. Ich denke, er hat verstanden, dass Frauchen nicht mehr kommt und ein neues Leben für ihn beginnt.
Auch unser Neuzugang, den die Menschen hier Murphy genannt haben, fängt langsam an sich einzugewöhnen. Es ist auch nicht ganz leicht, wenn man aus seinem bisherigen Leben und sei es noch so schlecht gewesen herausgerissen wird. Aber es dauert im Regelfall immer nur ein paar Tage, dann haben die Menschen hier ganze Arbeit geleistet und Hund versteht, dass es so besser für ihn ist. Murphy ist erst ein paar Tage da und ich weiß nicht viel über ihm, außer daß er 2 ½ Jahre alt und ein Mischling ist.
Wie gesagt, ich arbeite an meinem Netzwerk und dann kann ich Ihnen auch bald ein paar Bilder liefern.
Was ich aber mit Sicherheit weiß ist, dass wir sehr viele Katzen bei uns haben. Die Menschen hier haben von einem Noteinsatz einige arme Geschöpfe mitgebracht, die sich gut einleben und auch in der Quarantäne und im Katzenzimmer ist einiges los. Ich habe mir ein kurzes Bild von der Lage gemacht und beschlossen, sie nicht alle einzeln namentlich zu erwähnen.
Ich würde Ihnen empfehlen vorbeizukommen, denn manchmal ist der Name auch nicht Programm.
Damit beende ich meinen ersten Eintrag ins Tagebuch des Tierheim Höchstädt.
Ich freue mich, Ihnen bald weitere Neuigkeiten erzählen zu können.
Ihr
Captain

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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