Warten auf Herrchen!!!

Warten auf Herrchen!!!!

Montag, 25.02.08
Am morgen erreicht uns ein Anruf im Tierheim.
Seit Samstag sitzt ein Hund am Rand einer sehr befahrenen Strasse und wartet.
Passanten, die versuchten den Hund anzulocken waren erfolglos.
In Panik stürzte der Hund davon, wenn man sich ihm näherte, die Rute unter dem Körper bis zum Hals eingeklemmt.
Immer wieder fand er sich am gleichen Platz, gleich neben der Strasse wieder ein, rollte sich zusammen und wartete.
An diesem ersten Tag fuhr ich mit meiner Kollegin und meinen Hunden raus, um mein Glück zu versuchen und den Hund einzufangen, ohne Erfolg, ich bekam ihn nicht einmal zu sehen.
Zwei Damen aus dem Ort zeigten sich sehr engagiert, beobachteten den Hund und stellten Futter und Wasser an seinen Platz.

Dienstag, 26.02.08
Immer mehr Bürger melden sich bei uns um uns von dem Hund zu berichten, auch die Gemeindeverwaltung war aufmerksam geworden.
Diesmal fuhr ich alleine raus, begleitet nur von meinem Hund Joey, der solche Einsätze schon mehrfach erfolgreich mit mir gemeistert hat.
Joey dient in solchen Fällen als Brücke zwischen Mensch und Hund, gibt Vertrauen und ist für mich selbst ohne ein Wort lenkbar. Der ideale Gefährte für solch schwierige Situationen.
Die beiden Damen waren wieder auf Ihren Posten und konnten mir zeigen wo ungefähr der Hund sich aufhielt. Joey und ich machten uns auf den Weg, und wurden belohnt!
Ein wunderschöner, belgischer Schäferhund kreuzte in Panik unseren Weg.
Leider wurde er „verfolgt“ von wild gestikulierenden Menschen welche aufgeregt riefen: „Da ist er, da vorne!“
Und so plötzlich wie wir ihn sahen, war er auch schon wieder weg!
Mein Hund und ich nahmen die Verfolgung auf, die Menschen wurden gebeten sich auf großem Abstand zu halten.
Auf einer großen Wiese wurden wir wieder fündig, lauernd lag er da, als er ein paar Meter lief, sah ich dass der Hund humpelte. Ich schickte Joey voraus um Kontakt aufzunehmen und hielt mich selbst zurück.
Joey näherte sich dem fremden Hund ohne jede Scheu, und vermittelte dem anderen: Ich bin ein Freund!
Es schien zu funktionieren. Der andere Hund entspannte sich zusehends, kam einige Schritte auf Joey zu…….und dann kam ein Motocross Motorrad auf beide Hunde zugerast!
Der eine floh wieder in Panik, Joey kam zu mir zurück.
Wir hatten ihn schon wieder verloren!
Trotz intensiver Suche fanden wir ihn nicht mehr.
Allen Leuten im Ort legte ich Nahe den Hund ganz in Ruhe zu lassen.
Nicht mehr mit Steinen nach ihm zu werfen, sich nicht zu nähern, nur zu beobachten und mich auf dem Laufenden halten.

Mittwoch, 27.02 08

Heute fuhr ich schon in den frühen Morgenstunden los, bewaffnet mit Frikadellen und einer ganzen Wurst, und Betäubungstabletten.
Der Hund lag an seinem Platz an der Strasse. Ich hielt ein wenig Abseits an, und er ging sofort weg, aber „nur“ ca. 20 Meter.
Ich ignorierte den Hund, ging zu seiner Schlafstelle und deponierte dort die Frikadelle mit dem Betäubungsmittel.
Zurück im Auto hieß es nun warten.
Der Hund kam zurück, gierig fraß er die Frikadelle.
Je nach körperlichem Befinden braucht die Betäubung bis zu 5 Stunden bis sie wirklich wirkt. Ist der Hund sehr aufgeregt, kann Sie auch gänzlich versagen.
Ich wartete also.
Eine Stunde später, der Hund lag noch immer an seinem Platz, hatte ich soviel damit zu tun interessierte Bürger davon abzuhalten sich dem Hund zu nähern, dass meine Geduld mit den Menschen wieder einmal fast zu Ende war.
Es kam wie es kommen musste! Eine ältere Dame war nicht davon abzuhalten aus Ihrem Auto zu steigen und forsch auf den Hund zuzugehen. In Panik sprang dieser auf und lief, wankte davon. Jetzt wurde es gefährlich! Wenn der Hund es schaffte sich zu verstecken und zu verkriechen, hätte die verabreichte Dosis tödlich enden können. Der Hund wäre unterkühlt und sein Kreislauf würde zusammen brechen. Er würde sterben! Die andere tödliche Gefahr bestand darin, dass er dermaßen benommen auf die sehr befahrene Strasse taumeln würde, und dort von einem Auto erfasst würde.
Wieder nahm ich die Verfolgung auf!
Durch diese Aufregung und die damit verbundene Adrinalinausschüttung, ließ die Betäubung nach, der Hund war wieder in Panik!
Zwei Stunden suchte ich, sah ihn immer wieder und er verschwand wieder.
Zwischenzeitlich habe ich eine Decke und Wurst an seinen Platz gelegt.
Endlich kam er zurück, und „ER“ der fremde Hund war eine „SIE“ das konnte ich nun sehen.
Sie näherte sich meiner Decke, nahm meinen Geruch auf, und fraß wieder gierig die Wurst.
Ich blieb abseits bis Sie sich niederlegte.
Sie beobachtete mich immer, der Kopf fiel mehr und mehr ab, Muskelzuckungen setzten ein, nun musste ich zu ihr.
Ich schlug einen Bogen um die verängstigte Hündin, setzte mich abseits auf den kalten Boden, seitlich zu ihr. Der Wind fegte eisig kalt über uns hinweg und Autos, LKW und Motorräder krachten an uns vorbei.
Immer näher schob ich mich in Ihre Richtung, sie registrierte jede Bewegung von mir.
In Zeitlupe warf ich Wurststücke in Ihre Nähe, die Sie auch aufnahm.
Fast eine Stunde brauchte ich um so nahe ran zu kommen, dass ich sie fast berühren konnte.
Und dann hielt wieder ein Auto! Diesmal fiel es mir schwer meinen Zorn zu zügeln, und ich dachte mit Verachtung an die Gaffer die sich nach einem Unfall einfinden.
So fühlten wir uns, der Hund und ich!
Wieder sprang Sie weg, und wieder musste ich warten um in Ihre Nähe zu kommen.
Doch jetzt konnte ich Sie schon vorsichtig anfassen. Mit einem leisen Knurren sagte Sie mir wann ich zu Nahe war.
Die Fangstange, die zu meiner Ausrüstung gehört lag schon griffbereit neben mir.
Meine Beine versagten den Dienst in der Hocke und meine Hände waren steif gefroren.
Auch die Hündin fror erbärmlich durch das Medikament.
Endlich gelang es mir die Fangstange sanft über Ihren Kopf zu schieben.
Ich hatte Sie!!! Die Gegenwehr als ich Sie zum Auto brachte war nur noch schwach.
Im Auto sprach ich beruhigend auf Sie ein, und im Tierheim angekommen folgte Sie mir in einen Zwinger, der schon für Sie vorbereitet war.
Die letzte Wurst fütterte ich ihr aus meiner Hand während sie auf einer Decke lag.
Nun konnte ich Sie sanft anfassen, ohne ein knurren zu hören.
Thalia`, so habe ich Sie genannt, ließ sich vertrauensvoll mit einer weichen Decke von mir einpacken und schlief endlich ein!

Wir sind ganz sicher, Thalia wurde an genau der Stelle ausgesetzt, ohne Halsband und Microchip, an der Sie nachweislich 5 Tage und Nächte darauf wartete wieder von Herrchen abgeholt zu werden!

Bürgerreporter:in:

Barbara Wolf aus Wertingen

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