Mit der Kleinkunstbühne Lauterbach im "Sammelbecken der Leidenschaft"
Kabarettist Andreas Giebel begeisterte sein Publikum in der Stehlesmühle
Das Publikum fieberte mit, klatschte spontan Applaus und konnte sich teilweise vor Lachen nicht mehr auf den Plätzen halten. "Schuld" daran war Kabarettist Andreas Giebel, der die Stehlesmühle am vergangenen Freitagabend zum Kochen brachte. Der Komiker, Kabarettist und Volksschauspieler war wieder einmal zu Gast bei den "Brettlfreunden" mit seinem neuen Programm "Im Sammelbecken der Leidenschaft".
Immerhin kann die Kleinkunstbühne Lauterbach in diesem Jahr ihr 25-jähriges-Bühnenjubiläum feiern. Die "Verblödung des Alltags" schreitet unaufhaltsam voran. Schlecht für uns, gut für Andreas Giebel, der damit so viel Stoff für sein neues Programm gewinnt, dass es regelrecht aus ihm herausplatzt. Der Künstler "lebt" im wahrsten Sinne des Wortes seine Figuren, seien dies sein stets grantelnder Freund und Weinhändler Herbert oder sein nuschelnder Spezl Sepp Raftl, der beim Straßenfest mit Seemannsliedern zur Unterhaltung beiträgt. Köstlich auch die Einlagen zur Montessori- und Waldorfpädagogik, herzerfrischend am Beispiel des kleinen Kevin aufgezeigt.
Um das Sammelsurium an täglichen Irrungen und Wirrungen zu entflechten, schwitzt und schnauft Andreas Giebel voller Leidenschaft auf der Bühne und füllt diese mit seiner gelebten Körperlichkeit ohne viel Requisiten (Jacke und Hut) voll aus, wenn er sich über die Miss- und Umstände des täglichen Lebens ärgert. Grandios, wie er durch seine feine Beobachtungsgabe sinnentleerte Rituale entlarvt: Ob wir Kundenkarte-Punkte sammeln, um einen mickrigen aber beleuchteten Flaschenöffner zu ergattern, oder ob wir den Reichen und Schönen hinterher hecheln, an denen höchstens deren Kontostand faszinierend ist. Und da ist da noch sein berühmtes Tagebuch mit den so immens wichtigen Eintragungen aus seinem abwechslungsreichen Leben.
Gerne erzählt der Komiker auch von Fräulein Tatjana, einer Bedienung in seinem Lieblingscafé, in dem er so gerne Tagebuch führt. Auf der Suche nach der großen Freiheit und nach Abenteuern will er mit seinem Freund Herbert, dem alten Nörgler, die legendäre Route 66 in den USA bereisen, und landet mit ihm doch nur in den Stehausschänken und Eckkneipen Münchens - ein Fiasko! Er sagt Geburtstage und sonstige Feiern ab, weil es die Leberwerte nicht mehr zulassen. Wie einst Sillenius, der trunkene aber weise Begleiter des Bacchus, begiebt sich Andreas Giebel auf die Suche nach Lösungen und verheddert sich dabei doch immer wieder gnadenlos "im Sammelbecken der Leidenschaft". Und doch für alle Besucher, ob Neulinge oder Kenner und Fans von Andreas Giebel ein höchst vergnügliches Panoptikum über uns Menschen und den Sinn beziehungsweise Unsinn des Lebens. Große Fans des Künstlers sind Karin Klos, Johannes Ostermeier und Heiner Gärtner, sen., die das Programm "unwahrscheinlich toll" fanden. "Brettlmacher" Helmut Sauter war nach dem Auftritt des Künstlers voll des Lobes und erfreute diesen mit einer überdimensional großen Weinflasche aus Lauterbach, bei der wenigstens das "Papperle" schwäbisch ist.
Bevor der Arztsohn Andreas Giebel seinen Weg zum Kabarett fand, erlernte er den Beruf des Dekorateurs. Später jobbte er als Masseur und war schließlich Hausmeister an der Dom-Pedro-Schule in München. Im Alter von 21 Jahren stand er (Jahrgang 1958) erstmals mit seinen Texten auf der Bühne. Seit 1986 widmet er sich ausschließlich dem Kabarett und verdient damit seinen Lebensunterhalt. Andreas Giebel hat vier Töchter und lebt in seiner Heimatstadt München. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören beispielsweise das Passauer Scharfrichterbeil (1985), der Kulturförderpreis der Landeshauptstadt München (1996), der "Deutsche Kleinkunstpreis in der Kategorie Kabarett" (1997), der "Bayerische Kabarettpreis" (2001) und der "Deutsche Kabarettpreis" (2005).
Seine Anhänger kennen Andreas Giebel auch als Polizisten Xaver Bartl in der Reihe "München 7" oder auch aus den "Rosenheim Cops".
Bürgerreporter:in:Rosmarie Gumpp aus Ellgau |
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