Zu Fuß über die Alpen - Eine alpine Wanderung auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran
Wir, die beiden Gottmannshofer Bernd Lehner und Johannes Deisenhofer machten uns Anfang August auf, um die Alpen zu Fuß zu überqueren. Los ging’s an der Bergschule OASE in Oberstdorf, wo nach Überprüfung des Rucksackgewichts (höchstens 8 kg) ein Kleinbus zur Spielmannsau (1002 m) abfuhr. Von hier wanderten wir bei herrlichem Bergwetter in ca. 2,5 Std. durch den Sperrbachtobel zur Kemptener Hütte (1846 m). Nachdem die Betten verteilt und noch Zeit bis zum Abendessen war, bestieg ich noch den Muttlerkopf (2366 m), den Hausberg der Kemptener Hütte. Beim Aufstieg kreuzte ein Murmeltier meinen Weg, es war wohl auf der Suche nach seinem Bau. Oben angekommen hatte ich eine herrliche Rundumsicht und konnte schon den weiteren Weg erahnen. Nach einem 4-Gänge Hüttenmenü gab es noch Gelegenheit die anderen Teilnehmer kennenzulernen, um dann bald im Hüttenbett zu verschwinden. Nach einem zeitigen Frühstück gingen wir bei bewölktem Himmel hinauf zum Mädelejoch (1974 m), um dann die Grenze nach Österreich zu überqueren. Nun folgte ein langer Abstieg durch das Höhenbachtal nach Holzgau im Lechtal (1070 m), vorbei an den Simser Wasserfällen und unterbrochen von einer kurzen Einkehr in der Roßgumpenalm. Weiter gings mit Kleinbussen ins wildromantische Madautal (1400 m). Es folgte ein schöner aber anstrengender Aufstieg zur Memminger Hütte (2242 m), vorbei an Wasserfällen und über Gebirgsbäche, zu allem Überfluss begann es ca. 100 m vor der Hütte wie aus Kübeln zu gießen. Nach Aussage unserer Bergführer sollte es auf der Memminger Hütte sehr kuschelig werden, was dann bei einer gefühlten Matratzenbreite von 50 cm auch zutraf. Da am folgenden Tag die längste Etappe anstand, war die Nacht bereits um 5:30 beendet und nach Frühstück und Rucksackpacken wanderten wir vorbei an einem klaren Bergsee, an dessen Ufer ca. 30 Steinböcke grasten, zur Seescharte (2664 m). Von jetzt an ging’s mehr als 2100 Höhenmeter hinab durchs Lochbachtal nach Zams im Inntal (800 m). Nach diesem Gewaltmarsch waren wir froh, dass wir von der Venetbahn auf den Krahberg (2208 m) gebracht wurden. Nun wanderten wir auf einem Panoramaweg ca. 2 Std. zur gemütlichen Galfunalm (1960 m), wo die erste warme Hüttendusche seit Tagen wartete. Das Highlight des Abends waren allerdings die Kässpatzen aus einer Riesenpfanne und der Zirbenschnaps vom Hüttenwirt. Der nächste Tag begann mit einem tollen Panorama. Das Tal unter uns war voller Wolken und darüber ragten die Berggipfel hervor. Nach einem super Frühstück wanderten wir über einen alten Almweg hinab nach Wenns (976 m) im Pitztal, von dort brachte uns ein Bus nach Mittelberg (1734 m) ans Ende des Tals. Vorbei an mächtigen Wasserfällen ging’s steil hinauf zur Braunschweiger Hütte (2760 m), die unweit der Pitztaler Gletscher liegt. Nach der Lagerbelegung zog ich nochmals die Wanderschuhe an und stieg auf den Karlskopf (2901 m), von wo ich eine herrliche Aussicht über sämtliche Gletscher und Gipfel genoss. Beim Abstieg traf ich auf einen jungen Steinbock, der sich nach anfänglicher Scheu als Fotomotiv zur Verfügung stellte. Pünktlich zum Abendessen traf ich wieder auf der Hütte ein. Nach einem zünftigen Hüttenessen feierten wir noch bis zur Hüttenruhe und so mancher, der früher zu Bett ging wurde wieder geweckt. Der Morgen begann mit einer Überraschung für unser Geburtstagskind Bernd. Zuerst bekam er einen Geburtstagskuchen mit Kerzen und dann spielte ihm eine auf der Hütte weilende Familienband noch ein Ständchen. Die nächste Überraschung war dann einsetzender Schneefall, aber trotzdem stiegen wir hinauf zum Pitztaler Jöchl (2998 m). Nach wenigen Minuten erreichten wir den Rettenbachferner, hier setzten wir uns auf die Rucksäcke und rutschten durch den frisch gefallenen Schnee hinab bis zur Talstation des Rettenbachgletschers. Das war eine Riesengaudi. Nach einer wärmenden Tasse Kaffee wanderten wir durch einen Zirbenwald nach Vent im Ötztal (1896 m), wobei die letzten 3 km mit dem Postbus zurückgelegt wurden. Leider war der Aufenthalt im Hotel Post viel zu kurz. Gerne hätten wir noch länger unserem Bergführer Luis bei seinen Geschichten zugehört oder Sauna und Schwimmbad genutzt. Nach dem Aufstehen wurde uns schmerzlich bewusst, unser letzter Wandertag war angebrochen. Auf einem Forstweg ging’s durchs Niedertal hinauf zur Martin-Busch- Hütte (2527 m). Nach einer kurzen Einkehr stiegen wir dem höchsten Punkt unserer Wanderung entgegen und erreichten zur Mittagszeit die Similaun-Hütte (3019 m), wo es sehr leckeren Kaiserschmarrn sowie Speckknödelsuppe gab. Nach dieser Stärkung ging es durch 50 cm Neuschnee hinab Richtung Schnalstal, zum Glück waren die Wege von vorausgegangenen Gruppen bereits gespurt. Mit jedem Höhenmeter, den wir hinunter stiegen, wurde der Schnee weniger und wir konnten das warme Klima Südtirols spüren. Nach gut 3 Stunden erreichten wir den Vernagt-Stausee in Obervernagt (1690 m), das Ende unserer E5 Wanderung. In einer Jausenstation feierten wir bei Südtiroler Speck und Käsebrot die gelungene Alpenüberquerung. Per Bus fuhren wir nach Meran zur letzten Übernachtung. Nach einem leckeren Abendessen verteilten unsere Bergführer Luis und Angie noch Urkunden als Nachweis der geschafften E5 Etappe Oberstdorf – Meran. Den krönenden Abschluss bildete ein Besuch der Meraner Laubengasse, wo so manches Glas Rotwein geleert wurde. Sehr früh am Morgen brachte uns der Bus über den Reschenpass zurück nach Oberstdorf, nach der Verabschiedung von allen Teilnehmern sowie unseren Bergführern endete eine unvergessliche Wanderwoche.
„Nur, wo Du zu Fuß warst, warst Du wirklich“
Bürgerreporter:in:Johannes Deisenhofer aus Wertingen |
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