"Im Vergleich zu anderen Städten Nordschwabens nehmen wir eine Spitzenstellung im gastronomischen Bereich ein": Interview mit Michael Buhl von der Wirtschaftsvereinigung Wertingen

Michel Buhl vor seinem Geschäft in Wertingen | Foto: Marion Buk-Kluger
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mh-bayern-Team: Wenn Sie das vergangene Jahr Revue passieren lassen: Was lief aus der Sicht der Wirtschaftsvereinigung gut und was weniger? War 2010 für Wertingen wirtschaftlich gesehen ein gutes Jahr?

Michael Buhl: Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen, ob es ein erfolgreiches Jahr war bzw. wurde. Auf Grund einer Umfrage unter Betrieben aus Wertingen kann gesagt werden, dass die sich Auftragsvolumina teilweise verbesserten, in einigen Betrieben sich jedoch leider auch verschlechterten. Im Schnitt können wohl die meisten an den Umsatz des Vorjahres anknüpfen.

mh-bayern-Team: Bei der Jahreshauptversammlung im April kam zur Sprache, dass auch die Wirtschaftsvereinigung sparen müsse. Wie hat sich dies konkret ausgewirkt und halten Sie auch 2011 an den Sparplänen fest?

Michael Buhl: Sie sehen - nicht nur andere müssen sparen, sondern auch wir. Leider. Die Aktionen und Veranstaltungen bedürfen neben der ehrenamtlichen Tätigkeit immer einer großen finanziellen Belastung mit einem entsprechenden Risiko. Wir haben uns deshalb entschieden, auf gewisse Veranstaltungen diesjährig zu verzichten.

mh-bayern-Team: Letztes Jahr sprachen Sie im Interview davon, den „Wertinger Sommer“ einführen zu wollen. Wie ist zwischenzeitlich der Stand Ihrer Planungen?

Michael Buhl: Nun ist es Herbst, der „Wertinger Sommer“ hat nicht stattgefunden und das Wetter war uns auch nicht hold. Eine Veranstaltung unter diesem Motto wollten wir gemeinsam mit anderen Vereinen und Einrichtungen dieser Stadt schaffen, alternierend zum traditionellen Stadtfest, als gesellschaftlich-kulturelle Zusatzveranstaltung für Jung und Junggebliebene. Wir mussten jedoch aufgrund der terminlichen Überschneidung mit anderen Veranstaltungen absagen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

mh-bayern-Team: Der City-Check der CIN bewertete die Attraktivität von zwölf nordschwäbischen Städte mithilfe verschiedener Attraktivitätsmerkmale… Wie schnitt Wertingen beim City Check ab? Gibt es Möglichkeiten Defizite zu beseitigen?

Michael Buhl: Dieser City-Check wurde bereits mehrfach durchgeführt. Er stellt ein Zahlenwerk aus einem sehr großen Fragenkatalog dar und soll u.a. den Kommunen und der Wirtschaft Möglichkeiten aufzeigen, um die Attraktivität ihrer Gemeinden zu steigern. Wertingen rangiert im mittleren Feld. Schwachpunkte sind im Bereich der Facheinzelhandels zu sehen, wie auch im Gebäudeleerstand. Selbstverständlich gibt es Defizite. Um diese beseitigen zu können, ist es erforderlich, eine genauere Analyse der Zahlen aus immerhin über 300 Fragen vorzunehmen, und in einem Ist-Soll-Vergleich vorzunehmen. Hier bedarf es einer engen Zusammenarbeit von Kommune und Wirtschaft.

mh-bayern-Team: Wie ist Ihrer Meinung nach die Attraktivität Wertingens im Vergleich zu anderen nordschwäbischen Städten? Wo sehen Sie noch Optimierungspotential?

Michael Buhl: Die Attraktivität unserer Stadt ist sicherlich in ihrer infrastrukturellen Art, ihrem gesundheitlichen Versorgungsbereich, verbunden mit hohem kulturellen und ausgewählten Angeboten im Handel und Handwerk zu sehen. Erfreulich ist der hohe Anteile an Beschäftigten, welche von auswärts kommen. Im Vergleich zu anderen Städten Nordschwabens nehmen wir eine Spitzenstellung im gastronomischen Bereich ein. Wichtig wäre eine Belebung bzw. Erweiterung des Branchenmixes.

mh-bayern-Team: Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung? Erhalten Sie auch, wie es beispielsweise Oettingen und Donauwörth der Fall ist, finanzielle Zuwendungen?

Michael Buhl: Die Zusammenarbeit mit der Stadt kann als gut und eng bezeichnet werden. In einigen Punkten sollte man allerdings noch intensiver zusammenarbeiten, so z.B. bei der wirtschaftlichen Belebung bzw. Ausweitung im produzierenden Gewerbe, Verhinderung des Wegzugs von Gewerbe oder Erstellung eines aktiven Stadtmarketings. Im Verhältnis zu anderen nordschwäbischen Städten halten sich die finanziellen Zuwendungen in einem bescheidenen Maße.

mh-bayern-Team: Die Gewerbesteuereinnahmen sorgten 2010 für eine positive Überraschung. Ist die Vermutung, dass das Tal der Wirtschaftskrise bei den Wertinger Gewerbetreibenden endgültig durchwandert ist, richtig?

Michael Buhl: Nach meinem Kenntnisstand wird 2010 ein gutes Jahr für die Stadt, besser als 2009.

mh-bayern-Team: Wie ist es um die Ausbildungssituation in Wertingen bestellt? Sind Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen deckungsgleich und wie sind die Rückmeldungen der Wertinger Gewerbetreibenden?

Michael Buhl: Auf Grund der demografischen Entwicklung kommen immer weniger junge Leute von der Schule. Der Kampf um gute Auszubildende wird schärfer und wir müssen wieder mehr ausbilden, denn ohne qualifizierten Nachwuchs werden wir es zukünftig schwieriger haben.
Momentan dürfte die Ausbildungssituation für unseren Raum Wertingen gleichbleibend sein mit leichter Tendenz nach oben. Von Seiten der Gewerbebetriebe liegen uns keine Zahlen vor.

mh-bayern-Team: Focus Money kam zu dem erfreulichen Ergebnis, dass der Landkreis Dillingen zu den 70 wirtschaftsstärksten Kreisen Deutschlands zählt. Ist diese Wirtschaftskraft auch in Wertingen spürbar und wenn ja, wie.

Michael Buhl: Diese Untersuchung kenne ich nicht, mir ist nur eine Statistik von 409 Kreisen und kreisfreien Städten bekannt, in welcher der Landkreis Dillingen an 93. Position rangiert. Sicherlich hat der Kreis ein starkes Potential an großen Betrieben, die u.a. an der Börse notiert sind. Ich kann aber daraus keine Ableitung für eine gesteigerte Wirtschaftskraft in Wertingen erkennen.

mh-bayern-Team: Wertingen erteilt der WIR 2010, der Wirtschaftsausstellung in Dillingen, eine klare Absage und präsentierte sich nicht auf der Messe. Welche Vorbehalte hegen Sie gegen diese Messe, die doch für den ganzen Landkreis gedacht war?

Michael Buhl: Erstens haben wir der Ausstellung keine Absage erteilt, denn wir haben hierzu keine Aufforderung hierzu erhalten. Außerdem hat sich Wertingen als Stadt zusammen mit der Wirtschaftsvereinigung in Dillingen noch nie präsentiert, umgekehrt tat dies Dillingen auch noch nie. Einige Wertinger Unternehmen präsentierten sich übrigens auf der Dillinger Messe.
2013 findet die nächste Landkreisausstellung in Wertingen statt.
Für uns ist dabei die Individualität wichtig. So werden wir an der Messe festhalten, aber gemeinsam mit der Stadt Wertingen neue konzeptionelle Ideen erarbeiten.

mh-bayern-Team: Was sind Ihre Pläne für das nächste Jahr, um die Attraktivität des Wirtschafts- und Lebensraums Wertingens weiter zu erhalten?

Michael Buhl: Man darf sich nicht ausruhen und sagen es reicht, vielmehr muss mittel- und längerfristig nach vorne geschaut werden. Wichtig ist der rege Austausch an Ideen sowie die Aufnahme und Akzeptanz von Anregungen. Dies kann nur in einem gesunden Miteinander von Gewerbetreibenden und Stadt erfolgen. In unseren Plänen sind die Schaffung eines zeitnahen Stadtmarketings bzw. die Errichtung eines lokalen Marketing-Managements, die Akquirierung neuer Kundenpotentiale im Einzelhandel, die Einführung von einheitlichen Öffnungszeiten und eine Terminkoordination mit umliegenden Veranstaltern in der Region vordergründig.

mh-bayern-Team: Herr Buhl, vielen Dank für das Interview!

myheimat-Team:

Tanja Wurster aus Augsburg

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