Flohmarkt zum „Kapo“
Uhrzeit: 7 Uhr 15 an einem Sonntagmorgen
Ort: Die Schwabenhalle in Geratshofen
Da habe ich gerade noch mal Glück gehabt. In der Halle finde ich einen relativ guten Platz für meinen Verkaufsstand. Nun das Wetter ist nicht so prickelnd, es nieselt und daher sind nicht so viele Verkäufer wie ansonsten da. Der offizielle Flohmarktbeginn ist 8 Uhr. Doch aus Erfahrung weiß ich, anderthalb bis zwei Stunden vorher den Stand aufbauen, ist noch verhältnismäßig spät.
Bereits beim Auspacken verkaufe ich schon einen Zinnkrug.
Ein Herr aus dem Marienfeld zahlt freiwillig 2 € und das ist schon mal ein guter Anfang. Hoffentlich habe ich an diesem Tag noch mehr nette Kunden, immerhin muss man erst einmal die Standgebühr verdienen, bevor man sich in die Gewinnzone begibt! Sechs Euro den laufenden Meter verlangt Manfred Kaprol, der schon seit über acht Jahren auch in Wertingen Flohmärkte veranstaltet, und ist damit vergleichsweise human. Flohmarkt war früher, ich erinnere mich, auf dem Plärrer-Gelände in Augsburg maximal zweimal im Jahr. Die Standgebühr ging stets an eine gemeinnützige Vereinigung wie das Rote Kreuz. Heute dagegen sind die zahlreichen regelmäßigen Märkte schon fast eine eigene kleine Branche. Einige Verkäufer sind jedes Wochenende unterwegs und scheuen selbst lange Anfahrtswege nicht. So auch meine Nachbarin Christine Paul zur rechten. Sie kommt an diesem Tag mit ihrer Mutter aus dem 120 Kilometer entfernten württembergischen Munderkingen. „Am liebsten gehe ich auf die bayrischen Flohmärkte, da sind die Leute netter! Aber ich schaue schon auch auf das Umfeld. Ich habe hochwertige Kleidung, da muss das Ambiente des Marktes einfach stimmen!“
Ihr, bereits meine zweite Kundin, verkaufe ich auch gleich eine Tasche und einen Glasdekoschuh. „Unter Nachbarn muss man sich schon unterstützen!“ so ihre Devise. Ich kann ihr leider nichts abkaufen, dafür aber ein Deko-Buch schenken. Überhaupt verkaufe ich lieber als das ich selbst einkaufe. Bei mir müssen die Dinge einfach nur weg. Ich möchte am liebsten nichts mehr mit nach Hause nehmen, Hauptsache ich habe das Gefühl, es kommt in gute Hände. Wenn dabei noch ein nettes Taschengeld herausspringt, umso besser!
Um 8 Uhr 45 betrete ich die Gewinnspanne, ich habe schon über 6 € eingenommen und kann ab jetzt, mein Stand hat nur einen Meter, verdienen.
Ein türkisches Ehepaar aus der Nähe von Bachhagel sucht Übungsbücher für den Sohn, der Schwierigkeiten mit deutschen Textaufgaben hat! Ich berate die beiden und gebe ihnen gratis ein passendes Buch, seine Frau revangiert sich mit dem Kauf eines Englisch PC-Übungsspiels und einer CD „Richtig deutsch!“. Beides liegt bei mir schon ewig im Keller. Endlich kommen sie in die richtigen Hände. Auch als ein Junge mir ein weiteres Übungs PC-Spiel abkauft, bin ich gut gelaunt, meine Philosophie von Flohmarkt wird erfüllt. Sachen werden weitergegeben
an Käufer, die es tatsächlich brauchen oder sich einfach nur freuen, dass sie ein Schnäppchen gemacht haben! Klar, das wertvolle Stück das zum Schleuderpreis verkauft wird freut zwar den Käufer und der ahnungslose Verkäufer ist schon irgendwie „der Trottel“! Trotzdem bin ich der Meinung, der Sinn von Flohmarkt ist in den letzten Jahren etwas verloren gegangen. Es ist auch schwer bei all den Discountern und 1-Euro-Läden den Flohmarkt-Einkäufern zu vermitteln, dass man für seine guten Stücke eben noch den einen oder anderen Euro haben will.
Mir macht es an diesem Tag trotzdem enorm viel Spaß. Die Kunden sind alle freundlich, es wird auf einem akzeptablem Niveau gehandelt, da gehört einfach dazu, und meine Standnachbarn sind angenehm. Mein Nachbar links aus Herbertshofen versorgt mich mit Kaffee und Weisheiten. In seinem Angebot befindet sich eine Spardose, eine Porzellanfigur, die einen Mann mit heruntergelassener Hose und Schlitz im Allerwertesten zeigt „Daher kommt der Spruch: jemandem etwas in den Hintern schieben.“ erzählt er mir schmunzelnd.
Und ein Junge macht mich darauf aufmerksam, dass mein Elefant aus der Ü-Ei-Serie 2,50.- € bringen könnte. Aber wer bezahlt mir das? Niemand an diesem Tag, dafür gehen die Mini Parfümflakons, die schon drei Umzüge von mir mitgemacht haben, weg und eine Vase, die so gar nicht zu meinem Stil passt!
Letztendlich bin ich mit meiner Ausbeute zufrieden! Und ich hab wieder etwas Feuer gefangen und frage mich: wann ist wohl der nächste Flohmarkt?
Die nächsten Flohmärkte in der Umgebung sind:
So. 14. Mai, in Wertingen /Geratshofen auf dem Freigelände der Schwabenhalle, Einfahrt: ab 6 Uhr, Beginn: 7 Uhr
So. 28. Mai, in Mertingen auf dem Penny-Parkplatz,
Beginn: 8 Uhr
So. 4. Juni, in Höchstädt auf dem Thanner Parkplatz
Beginn: ab 7 Uhr
Weitere Infos unter Tel.: 09075 / 1322 bei Manfred Kaprol
Text+Bilder: Marion Buk-Kluger
Bürgerreporter:in:Marion Buk-Kluger, lic.rer.publ. aus Wertingen |
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