A p h o r i s m u s
"Lass jedes Glück verblüh'n ... " - Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Lass jedes Glück verblüh'n, wenn dir nur eines bleibt, die Hoffnung, die am Zweig stets neue Knospen treibt.
G e d i c h t
"Solang mein Himmel heiter blaut ..." - Oskar von Redwitz (1823 - 1891), auch "Messias der Poesie" genannt.
Solang mein Himmel heiter blaut, will ich nicht an die Wolke denken; Solang die Locke nicht ergraut, will ich mein blühend Haupt nicht senken. Denkt denn die Blume ans Verblüh'n, wenn sie der Knospe sich entwindet und denkt der Stern in seinem Glüh'n, dass er am Morgen schon erblindet?
G e d i c h t
"Wie Melodien zieht es ..." - Klaus Groth (1819 - 1899)
Wie Melodien zieht es mir leise durch den Sinn, wie Frühlingsblumen blüht es und schwebt wie Duft dahin. Doch kommt das Wort und fasst es und führt es vor das Aug', wie Nebelgrau erblasst es und schwindet wie ein Hauch. Und dennoch ruht im Reime verborgen wohl ein Duft, den mild aus stillem Keime ein feuchtes Auge ruft.