Hessentag 2015: Sonderverkehr auf der Main-Weser-Bahn
Während des gesamten Hessentags erschienen auf der Main-Weser-Bahn Züge mit ungewöhnlichem Fahrtziel - obwohl die diesjährige Hessentagsstadt gar nicht an der Main-Weser-Bahn lag.
Die Main-Weser-Bahn verbindet Frankfurt mit Kassel. Die Linie RE30 verbindet die Endpunkte alle zwei Stunden mit Doppelstock-Zügen. Trotz des Zweistundentakts ist sie die am stärksten genutzte Regionalverbindung in Nordhessen.
Während des Hessentags fuhren die Züge der Linie 30 bis auf die zu frühen Fahrten nicht nach Kassel Hauptbahnhof, sondern stattdessen nach Hofgeismar. Reisende zum Hauptbahnhof von Kassel mussten deswegen in Wilhelmshöhe umsteigen. Da auf diesem Streckenabschnitt viele Linien verkehren, verlängerte sich die Reisezeit zum Hauptbahnhof nur wenig, während nach Hofgeismar gegenüber dem normalen Verkehr mindestens zwanzig Minuten eingespart wurden. Den Hessentagsbesuchern aus vielen Orten in Mittelhessen ermöglichte diese Fahrplanänderung eine günstige und komfortable Anreise zum Hessentag.
Auf den nach Hofgeismar fahrenden Zügen wurde das neue Fahrtziel angezeigt, während auf den Abfahrtstafeln an den Bahnhöfen das Fahrtziel "Kassel-Wilhelmsh." mit dem Hinweis "Kein Halt in Kassel Hbf - Zug fährt weiter nach Hofgeismar" angezeigt wurde.
In Kassel-Wilhelmshöhe wechselte die Zugnummer. Auf der Anzeige am Bahnsteig wurde zunächst die Ankunft mit alter Zugnummer (z.B. "An 09:25 RE 4152", "Kassel-Wilhelmshöh") und etwas später die Abfahrt mit neuer Zugnummer (z.B. "Ab 09:33 RE 15672", "Hofgeismar") angezeigt. Dazu kam der Hinweistext "Zug zum Hessentag in Hofgeismar".
In Hofgeismar kam der RegionalExpress an einem Behelfsbahnsteig am Bahnhofsgebäude an, wo er nur zehn Minuten Aufenthalt bis zur Rückfahrt hatte.
Die HLB in Hofgeismar
Im Sonderfahrplan für den Hessentag 2015 fand sich auch ein Zug der HLB, durch welchen Hessentagsbesucher nach späten Veranstaltungen die wichtigsten Orte bis Gießen erreichen konnten. Der Sonderzug fuhr zunächst leer von Gießen nach Kassel-Wilhelmshöhe. Von dort fuhr der Zug als HLB 61792 nach Hofgeismar (Ab 1:03, An 1:22). Die Rückfahrt erfolgte um 1:34 Uhr als HLB 61791 nach Gießen, wobei die beim RE30 üblichen Stationen bedient wurden und Ankunft um 3:30 Uhr war. Die Ausstattung des Zugs variierte - je nach Tag war mal ein einzelner fünfteiliger FLIRT oder die Kombination aus Fünf- und Dreiteiler auf der Strecke. Die Fahrtzielanzeige am Zug zeigte bei der Fahrt nach Gießen "Gießen über Kichhain - Marburg(Lahn)" oder "Sonderzug" an.
An einem Tag erfolgten die Fahrten unter anderen Zugnummern (61698 bzw. 61793) etwa eine Stunde später. Das war die Nacht, in welcher die Just-White-Party stattfand - eine gut besuchte Open-Air-Veranstaltung, welche deutlich später als andere Konzerte endet.
Die HLB transportierte auf ihren Fahrten hauptsächlich Luft - nur sehr wenige Fahrgäste saßen in den Triebwagen, so dass selbst ein dreiteiliger FLIRT völlig ausgereicht hätte. Laut Auskunft von einem Zugbegleiter war der Zug nur nach der Just-White-Party gut gefüllt.
Die geringe Nutzung des HLB-Zugs ist leicht erklärbar: Das Abendprogramm endet auf den meisten Hessentagsflächen zwischen 23 und 24 Uhr. Zu den wenigen Angeboten zu späterer Stunde gehört die Disco-Party im hr-Zelt. So trifft man auf dem Hessentag zu so später Stunde hauptsächlich Partytrinker. Wer also nicht sicher war, dass er bis zum letzten Doppelstockzug um 22:02 Uhr am Bahnhof ist, wird lieber das Auto genutzt haben, als gegebenenfalls zwei Stunden irgendwo unter angetrunkenen Hessentagsgästen abzuhängen. Wobei noch anzumerken war, dass es an einigen Tagen ziemlich kalt war, so dass das Warten im Freien überhaupt kein Vergnügen gewesen wäre. Ein Zusatzzug um 0:02 Uhr wäre deutlich stärker nachgefragt worden.
Die FLIRTs der HLB waren nicht nur auf der Strecke zwischen Kassel-Wilhelmshöhe und Hofgeismar ein ungewöhnlicher Anblick, sondern auch auf einem Teil der Main-Weser-Bahn. Die HLB ist zwar seit Ende 2010 mit dem FLIRT auf der Main-Weser-Bahn, befuhr aber bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 maximal die Strecke Frankfurt-Stadtallendorf.
Betriebsstörungen
Während des Hessentags sorgten verschiedene Betriebsstörungen dafür, dass die Doppelstockzüge nach Hofgeismar ihr Ziel nicht oder mit Verspätung erreichten. Gleich zu Hessentagsbeginn sorgte der Fund einer Leiche an den Gleisen bei Ginnheim für große Verspätungen bei den ersten beiden Zügen, wobei der erste 70 Minuten zu spät war und deswegen sich nicht bis Hofgeismar gefahren ist.
Am 3. Juni wurde RE 4162 über Hanau umgeleitet und hatte dadurch eine Verspätung von etwa 30 Minuten.
Vom 4. Juni berichtete ein Besucher, dass der um 18:02 Uhr in Hofgeismar abfahrende RegionalExpress ausgefallen ist.
Daneben sei noch eine Verspätung von RE 4162 am 2. Juni erwähnt. Der RegionalExpress musste etwa zehn Minuten in Neustadt warten, um einen verspäteten IC überholen zu lassen.
Tarif
Für die Anreise aus dem RMV-Gebiet bot sich das Hessenticket an. Leider konnte man es für die erste Direktverbindung am Tage nur an den Wochenenden und Fronleichnam nutzen, da es erst ab 9 Uhr gilt. Während des Hessentags in Kassel im Jahre 2013 wurde die Zeitbeschränkung außer Kraft gesetzt - leider gab es dieses Angebot nicht für Hofgeismar.
Wie in Kassel wurden Kombitickets fürs NVV-Gebiet angeboten (d.h. bei Eintrittskarten war An- und Abreise eingeschlossen). Wer aus dem RMV-Gebiet kam, musste also noch eine Karte zukaufen.
Bilder von Sören-Helge und Leif-Erik Zaschke
Links
Die anderen Hessentagszüge
Schöner Hessentagsbericht bei DSO
Berichte zu früheren Hessentagsverkehren
Bürgerreporter:in:Sören-Helge Zaschke aus Stadtallendorf |
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