Industrieprodukt Schwein
Nicht nur die Schweine selbst, auch die Verbraucher müssen den Preis für das effizient wie billig produzierte Fleisch made in Germany "bezahlen".
Der Schlachtplan der Industrie steht für die massive Schädigung von Mensch, Tier und Umwelt. Die Gülle aus der Schweinemast ist en Problem für das Grundwasser,es kommt in vielen Fällen zur Tierquälerei und für den massiven Import von Futtermitteln werden in Südamerika Regenwälder abgeholzt. Um die Ställe keimfrei zu halten, werden Antibiotika oft prophylaktisch eingesetzt. Dadurch bilden sich resistente Keime, gegen die irgendwann auch der Mensch keine Chance mehr hat.
Dazu kommt, dass in den Schlachtfabriken oft Lohn-Dumping vorherrscht.
Der Hunger nach Fleisch wächst so kontinuierlich wie global.85 % der Bundesbürger essen täglich oder nahezu täglich Fleisch und Wurst. Das sind 4 mal soviel wie Mitte des 19. Jahrhunderts.
Allein der Verbrauch von Schweinefleisch hat sich seit 1950 verdreifacht.Fleisch ist inzwischen für die billigsten Preise zu haben.In der Agrarwirtshaft geht es inzwischen um Masse statt Klasse.
Doch der Widerstand wächst.Kann man Tiere wie Massenware produzieren?
Nach der Besamung liegen die Sauen in Abferkelställen: Hier liegen sie dann unter runden Eisengestellen, die sie in ihren Bewegungen einschränken, und es ihnen unmöglich machen, sich nach links oder rechts zu drehen.
Maximal einen Tag darf eine Sau überfällig sein, dann wird die Geburt hormonell eingeleitet.Inzwischen werfen die Säue mehr Ferkel, als sie Zitzen haben.
Viele Säue werden immer noch in einzelnen durch Eisenstangen getrennte schmalen Boxen gehalten, in denen Bewegung kaum möglich ist.Wenn das Tier ein paar Würfe hinter sich hat, endet das Leben meist, da die Zitzen teils so abgenutzt sind,dass sie nicht mehr gleich viel Milch geben.
Nach 28 Tagen kommen die Ferkel in den Aufzuchtsstall, wo sie in 4-8 Wochen möglichst viel an Gewicht zulegen-ca. 400 Gramm am Tag.In nur 4 Monaten vervierfachen sie ihr Gewicht von ca.30 auf 110 bis 120 Kilo.
Manche Rassen legen so schnell an Gewicht zu, dass das Skelett in der Entwicklung nicht mitkommt, wodurch die Beine brechen, weil das Tier sich selbst sich selbst zu schwer wird.
Die Gegend in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg wird "Güllegürtel" genannt.Mehr als zwei Millionen Mastschweine leben dort.Schweine produzieren in ihrem kurzen Leben rund 1,5 Kubikmeter Urin und Kot.
In dieser Region sickert dieser Dünger direkt ins Grundwasser.In den letzten 7-8 Jahren sind die Nitratwerte im oberflächennahen Grundwasser dort besorgniserregend angestiegen.Das ist teuer!
Für 50 Millionen Euro mußten Flächen in Wasserschutzgebieten gekauft werden, um sie besser zu schützen.
In den Landkreisen Vechta und Cloppenburg fallen jährlich 7,4 Millionen Tonnen der Brühe an.Da nicht einmal die Hälfte auf die Äcker verteilt werden darf, muß der Rest in weniger belastete Regionen gebracht werden, wofür man rund 120 000 Tankwagenfuhren benötigt.
Langsam "stinkt" vielen Bürgern diese immer intensivere Landwirtschaft.Z.Bsp. in Damme, wo täglich eine Dunstglocke über dem Ort hing.
Der Bau neuer Ställe wird immer öfter zum Politikum.Vor 4 Jahren schlossen sich in Magdeburg mehrere Bürgerinitiativen zum Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" zusammen.Inzwischen beteiligen sich schon 250 Gruppen, Verbände und Vereine.
Die industrielle Form der Haltung der Tiere bedroht auch den Verbraucher, z.Bsp. durch Einsatz von Antibiotika.Nach der letzten Auswertung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit spritzen und verfütterten deutsche Tierärzte 1734 Tonnen Antibiotika.Das ist ca. doppelt soviel, wie den Bundesbürgern verschrieben oder verabreicht wurde.
Viele Tierärzte verteilen die Arzneimittel routinemässig und vorbeugend-obwohl dies streng verboten ist.Dabei sind sich alle Experten einig, dass der Einsatz dieser großen Menge an Antibiotika hochgefährlich ist, wegen der Gefahr von Resistenzen.Die Waffe gegen viele Infektionskrankheiten wird dadurch unbrauchbar!
Dieser Antibiotikairrsinn hat schon Folgen für den Menschen, da die Tierärzte auch Mittel verschreiben, die in der Humanmedizin eine wichtige Rolle spielen.
Multiresistente Keime wie MRSA und ESBL-bildende Erreger die Antibiotika unwirksam machen, verbreiten sich dadurch.5-10 % aller Krankenhausinfektionen gehen von solchen Erregern aus.
Bauern, Mäster und Schlachter tragen auffällig häufig multiresistente Keime in sich. 40 % der Tierärzte , die Schweinebetriebe betreuen , sind MRSA-positiv.
Nicht nur der direkte Kontakt mit den Tieren, sondern auch die Abgase der Mastanlagen spielen eine Rolle.Aber die größte Gefahr geht vom Anbringen der Gülle auf den Feldern aus.
Bei der Schlachtung braucht man trotz Industrialisierung Menschen.Gezahlt werden oft Hungerlöhne.Längst hat man sich von deutschen Facharbeitern verabschiedet und die Arbeit auf osteuropäische Subunternehmen verlagert.
1,03€ wird in vielen Fällen an den Subunternehmer für die Schlachtung eines Schweins bezahlt.Dadurch entsteht ein Stundenlohn von 5,04 € brutto pro Mitarbeiter.
Würde ein Stundenlohn von 12-14 € gezahlt ,würde das Kilo Schweineschnitzel im Supermarkt statt 7,10 € nun 7,35 € kosten.Ist der Verbraucher bereit 25 Cent mehr zu bezahlen?
Der Präsident der Europäischen Gesellschaft für präventive Medizin und Lebensstilmedizin zeigt anhand einer Modellrechnung aus Großbritannien , dass wer seinen täglichen Fleischverzehr von durchschnittlich 50 g verdoppelt, sein Risiko, Darmkrebs zu bekommen um 18%, an Herz-Kreislauf-System zu erkranken , um 42 % steigert.
Gerade das Fett im Kotelett,Haxe und Bauchspeck, und die große Menge davon in der Wurst erhöhen die Ursachen von Herzerkrankungen.
Der Präsident plädiert nicht dafür, dass die Menschheit aufs Fleischessen verzichtet, sondern schlägt vor den Verzehr auf dreimal die Woche zu beschränken.
Aber das wird sich so schnell wohl kaum durchsetzen .
Seine Argumentation:Die "artgerechte Ernährung" des Menschen basiere nun mal auf pflanzlichen Produkten.Fleisch war quasi immer schon eher ein "Luxus".
Aber: So billig wie heute, war dieser Luxus nie zuvor-und gleichzeitig nie so teuer....
- Antibiotikaeinsatz:
40 mal mehr Antibiotika als in deutschen Kliniken werden derzeit in der Intensivhaltung eingesetzt.
Quelle:Bund
-Konzentration:
32,7 % der Schweinebetriebe halten mehr als 1000 Tiere.1999 lag der Anteil bei nur 3,4 %.Die 500 größten Betriebe halten insgesamt über 4,6 Millionen Schweine.
Quelle: Destatis
-Trinkwasser:
50 Mrd. l Schweinegülle pro Jahr gefährden das Grundwasser.Das entspricht ca. 2,5 Millionen Tanklasterfüllungen.
Quelle: WWF
-Schlachtung:
58,7 Mio. Schweine wurden 2012 in Deutschland geschlachtet.Ein Deutscher isst im Laufe seines Lebens durchschnittlich 46 Schweine.
Quelle: BMELV, Fleischatlas 2013
-Haltung:
0,75 m² Fläche stehen einem Mastschwein zwischen 50 und 110 kg Gewicht zur Verfügung.Ausgewachsene Schweine werden bis zu 2 Meter lang.
Quelle: Landwirtschaftskammer
-Genetische Verarmung :
Über 98% aller Zuchtschweine werden nur noch von drei verschiedenen Rassen gestellt.
Quelle: BMELV
-Ackerflächen:
40% der jährlich weltweiten Ernte von Weizen,Roggen, Hafer und Mais werden zu Tierfutter.In Deutschland dient knapp die Hälfte der Ackerflächen zur Futtermittelerzeugung.
Quelle: Fleischatlas 2013
-Wasserverbrauch:
5988 l Wasser werden für die Produktion eines Kilos Schweinefleisch verbraucht.Für ein Kilo Kartoffeln sind es nur 287 l.
Quelle: Waterfootprint.org
Bürgerreporter:in:Natalie Parello aus Sarstedt |
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