Königsberg und der Lügenbaron

Aus Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg/Pr. und Hauptstadt Ostpreußens, wird vermeldet, dass es dort ein besonderes Interesse an Hyronimus Carl Friedrich Freiherrn von Münchhausen (1720-1797) gibt, der in Deutschland als 'Lügenbaron' allgemein bekannt ist.

Man hat zu seinen Ehren dort sogar einen Club gegründet, "Die Enkel Münchhausens", mit dem Präsidenten Alexander Sacharow an der Spitze. Die Mitglieder sind 'lupenreine' Nachfolger ihres Idols und haben dies unlängst wieder bewiesen. Sie erzählen nämlich, dass sie mitten im Stadtgebiet, im Alten Pregel, einen Stiefel Münchhausens gefunden hätten. Diesen Stiefel habe der Baron dort verloren als er auf seiner Reise von Braunschweig nach St. Petersburg zur Jahreswende 1737/38 in Königsberg Station machte. Münchhausen folgte damals seinem braunschweigischen Prinzen, um bei den russischen Braunschweig-Kürassieren Dienst zu tun. In dieser Einheit brachte er es vom Fähnrich bis zum Rittmeister. Seinen später erzählten Lügengeschichten liegen Erlebnisse aus seiner Zeit in russischen Diensten zugrunde.

Die Kaliningrader "Enkel Münchhausens" haben zur Erinnerung an ihren 'Fund' einen eisernen Stiefel und einen Degen fertigen lassen und am Ufer des Alten Pregel im Neubaugebiet 'Fischdorf' (Rybnaja Derewnaja) aufgestellt. Das 'Fischdorf' erstreckt sich zwischen dem Pregelufer und dem ehemaligen Straßenzug Lindenstraße/Weidendamm (heute: Uliza Oktjabrskaja), von der zum Kneiphof führenden Honigbrücke über die neu errichtete Kaiserbrücke bis zur Hohen Brücke. Wer Mitglied des Clubs werden will, muss seinen Fuß in den eisernen Stiefel stecken, den Griff des Degens erfassen und schwören, niemals zu lügen.

Zur 750-Jahrfeier Königsbergs im Jahre 2005 hatte man im Park Luisenwahl (heute Teil des Kulturparks Kalinin) bereits ein Münchhausendenkmal aufgestellt, das bei den Kaliningradern inzwischen als Fotomotiv sehr beliebt ist. Es besteht aus einer senkrecht stehenden Stahlwand mit eingearbeiteter Kanonenkugel. Münchhausens Silhouette ist über der Kanonenkugel in die Stahlwand eingeschnitten.

Bürgerreporter:in:

Peter Perrey aus Neustadt am Rübenberge

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