Burgen und Schlösser in der Region Hannover (Teil 13): Neustadt a.Rbg. - Schloss Landestrost war den Untertanen kaum ein Trost

Schloss Landestrost in Neustadt.
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Neustadt a. Rbge. ist die flächenmäßig größte Stadt der Region Hannover, vereinnahmte sie doch bei der Gebietsreform 1974 fast den ganzen ehemaligen Landkreis Neustadt.

Bei einem derartig ausgedehnten Gebiet gibt es natürlich eine ganze Reihe von Burgstellen, die hier erwähnt werden müssen. Beginnen wir im Zentralort Neustadt selbst. Erst seit 1320 ist eine Burg in Neustadt a. Rbg. urkundlich überliefert. Höchstwahrscheinlich bestand aber schon zuvor eine Anlage der Grafen von Wölpe, die den Leineübergang sicherte. Reste dieser alten Befestigung sind nicht nachgewiesen.

1501 machte sich der 35-jährige Herzog Erich I. von Calenberg, der auf der mittelalterlichen Neustädter Rouvenburg geboren wurde, den Ort zu seinem zweiten Regierungssitz. Teile der Burg fielen 1563 einem Brand zum Opfer. Sein Sohn Herzog Erich II. der Jüngere begann 1573 mit dem Wiederaufbau, bei dem das repräsentative Schloss Landestrost im Baustil der Weserrenaissance entstand. Das wehrhafte Gebäude zählte durch seine aufwendigen Befestigungsanlagen in dieser Zeit zu den stärksten Festungen im nordwestdeutschem Raum. Der Herzog benannte gleichzeitig auch die Stadt Neustadt in „Landestrost“ um. Die Neustädter Bürger machten daraus allerdings „Landesverderb“, wegen der enormen Kosten für die Befestigungsanlage und der vielen Menschen, die beim Abbau der Steine ihr Leben ließen. Nach dem Tod des Herzogs 1584 nahm die Stadt ihren ursprünglichen Namen wieder an, nur das Schloss behielt die Bezeichnung Landestrost.

Der Südflügel stürzte schon bald nach 1720 ein. Vom Nordflügel ist ein Teil im 19. Jahrhundert als baufällig abgebrochen worden. Der Rest und der Leineflügel mit dem Treppenturm haben jedoch bis in unsere Zeit überdauert. Umfangreiche bastionsartige Befestigungsanlagen machen den Rundgang durch den angrenzenden historischen Amtsgarten interessant. Ein aus einem zugeschütteten Graben angeblich geborgenes Kanonenrohr wurde in dem Park wieder aufgestellt. An einer der Bastionen ist ein kleines Bildnis eingelassen. Angeblich wurde hier ein Kleinkind bei der Anlage der Befestigung eingemauert. Nach den abergläubigen Vorstellungen des Bauherrn sollte dieses „Opfer“ für die Standhaftigkeit der Mauern sorgen. Für Genießer besonders interessant: In einem Teil der Kasematten ist heute eine Sektkellerei (Marke Duprès)untergebracht, die nach Absprache besichtigt werden kann.

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Im Schloss Landestrost selbst gibt es zwei ständige Ausstellungen:

Öffnungszeiten Torfmuseum
Mi bis Fr 10 bis 12 Uhr
Di, Sa und So 14 bis 17 Uhr
Ausstellung zur Schlossgeschichte
Mi bis Fr 10 bis 12 Uhr
Sa und So 14 bis 17 Uhr
Öffnungszeiten während der Feiertage
Die Ausstellungen sind vom 25.12. bis 27.12. sowie vom 1.01. bis 3.01. von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 24.12. und 31.12. sind sie geschlossen.
Besichtigung des Schlosses
ab 10 Personen nach Voranmeldung
Eintrittspreise
Erwachsene 1,50 € / 1,00 € ermäßigt
Kinder 0,50 €
Kinder unter 6 Jahren frei
Führungen im Torfmuseum
ab 10 Personen nach Voranmeldung
Erwachsenengruppen: pauschal 15 € + Eintritt
Schülergruppen: pauschal 10 € + Eintritt
Anmeldungen / Rückfragen
Tel: 05032 / 899-158 oder -157 (Team Kultur der Region Hannover)
Mail: kultur@region-hannover.de

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Durch einen Friedhof ist die Anlage der Lüningsburg (auch Lüneburger Wall genannt) in Neustadt a. Rbg. schon arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Burgwall ist im Gelände aber noch erkennbar, richtig deutlich wird die Anlage auf Luftbildern. Aufgrund von Scherbenfunden lässt sich nachweisen, dass die Burg im 9. und 10. Jahrhundert, vielleicht auch noch im 11. Jahrhundert genutzt wurde. Historische Bezüge und Nachrichten über diese Burg sind indes bislang nicht bekannt.

Nordwestlich von Neustadt a. Rbg. in der Nähe des Wohnplatzes Himmelsreich sind nahe der Bundesbahnstrecke noch Reste eines stark zerstörten Burghügels von etwa zwei bis drei Metern Höhe mit umlaufenden Graben und Resten eines Vorwalles auszumachen. Hier stand einmal eine Turmhügelburg, wohl aus dem 12. Jahrhundert.

In einer ganzen Reihe von Ortsteilen der Stadt Neustadt gibt es noch alte Sitze des Landadels oder Hinweis auf frühere Burganlagen. Und ein Jagdschloss gab es auch. Es stand einst in Amedorf. Jedenfalls soll das jetzt in Evensen stehende Herrenhaus erst 1701 nach dorthin versetzt worden sein und zuvor eben bei Amedorf als Jagdschloss gedient haben.

Möglicherweise auf eine Fluchtburg könnte die Graben- und Wallanlage in Bordenau zurückgehen. Sie wird in das Mittelalter oder bereits in die Neuzeit datiert. Nicht identisch damit dürfte die ehemalige Burg Bordenau sein, die 1342 erstmals aus dem Dunkel der Geschichte auftauchte. Damals zerstörten die Herren von Mandelsloh diese Anlage. Nach alten Berichten war der Burgwall „mit Planken versehen“, es gab einen Bergfried, dazu Tore und Brücken und eine Vorburg. Von dieser Burg ist heute nichts mehr zu sehen. Das Herrenhaus des Gutes in Bordenau "Am Kampe" stammt jedenfalls erst von 1798. Der General von Scharnhorst war gebürtiger Bordenauer.

Auch die Angaben bei Karpa lassen auf zwei Burgplätze in Bordenau schließen. Die eine Burg soll im zum Pastorat gehörenden Garten mitten in der Masch gelegen haben, die andere etwa einen halben Kilometer entfernt auf einem zum Gut gehörenden Grundstück, das den Namen „Borgstelle“ führte.

Streitig ist, ob die Burg Carnewinkel mit der Burg in Bordenau identisch ist. Sie wurde von den Grafen Konrad IV und Ludolf I. von Roden erbaut und 1247 erwähnt. Wahrscheinlich lag sie aber zwischen Neustadt und Bordenau hinter der Lüningsburg in Richtung Poggenhagen, jedoch auf der anderen Leineseite. Die Flurbezeichnung „Auf der Burg-Stedte“ deutet den Standort an.

Eine ringwallartige Bodenerhebung konnte in Brase festgestellt werden. Keramikfunde lassen eine vorgeschichtliche bis mittelalterliche Anlage vermuten. Bei Dudensen soll im 19. Jahrhundert ebenfalls noch eine Wallburg zu finden gewesen sein. Nähere Einzelheiten waren jedoch nicht zu ermitteln, so dass hier nur der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen wird.

Von Eilvese wurde um 1924 berichtet, dass es hier einen doppelten Ringwall gebe. Weitere Nachrichten hierüber sind mir nicht bekannt. Mittelalterlich ist hingegen die Motte im Himmelreich in Empede. Der Burghügel mit Vorburg und Wallanlagen ist noch vorhanden. In Esperke ist ebenfalls von einer Wallanlage die Rede, bei der es sich um eine bäuerliche Fluchtburg – eventuell erst aus der Zeit des 30jährigen Krieges - handeln könnte.

Der Gutshof von Evensen stammt in seiner Gesamtanlage aus der Zeit um 1700. Der Kurfürst Georg I. soll einer seiner Hofdamen hier einen französischen Garten angelegt haben. Es wird berichtet, dass das zweigeschossige Herrenhaus des Gutes zuvor als Jagdschloss des Grafen Könismark auf dem nahen, bei Amedorf liegenden Vorwerk Baumühle gestanden haben soll, bis es 1701 nach hier versetzt wurde.

In Laderholz konnte eine Befestigung durch Wall und Graben festgestellt werden, die ein Rechteck umschloss. Die Bedeutung, insbesondere, ob es sich um eine Fluchtburg handelte, und die Datierung ist unbekannt. Demgegenüber lässt das zweigeschossige Herrenhaus des Gutes in Liethe keine Fragen offen. Um 1840 wurde es erbaut. Das Gut ging aus einem früheren Sattelhof hervor, der einst ein Vorwerk zur Burg in Blumenau war.

Die Familie von Stoltenberg lies sich wahrscheinlich um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Luttmersen eine feste Burg erbauen – die Stolteburg. Die Burgmauern umschlossen trapezförmig einen Hof. Dieses Schloss, über das eingehende Nachrichten nicht bekannt sind, wurde um 1610 abgebrochen. Aber noch Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich im Gelände – zwischen Jürße und Auter am Rande der Leinemasch – Wälle und Gräben erkennen lassen. 1898 wurden gar die Pfeiler einer Zugbrücke freigelegt. Nach Aufgabe der Burg wurde einige hundert Meter weiter ostwärts ein neues Gut angelegt, angeblich zum Teil aus Steinen der Burg. Das Herrenhaus entstand 1713 und existierte bis 1969.

Peters hat in seiner Dokumentation zur Archäologie Niedersachsens ein Luftbild veröffentlicht, dass eine ringförmige Anlage bei Mecklenhorst zeigt. Der Autor hält die Anlage für eine frühgeschichtliche Befestigung.

In der „Sonntagskamp“ genannten Waldkoppel bei Metel soll eine Burg gestanden haben. Es sind jedoch keine eindeutigen Spuren einer Befestigung auszumachen. Allerdings gibt es in Metel noch die Flurbezeichnung „Lindenburg“.

In Niederstöcken vermuten lokale Heimatforscher im Bereich der Straße „In der Twacht“ den Standort einer um 1150 errichteten Burg der Herren von Wölpe. Flurnamen wie „Auf der Burg“ und „Vor dem Hofe“ deuten auf einen Herrensitz hin. Um 1280 soll die Anlage wieder zerstört worden sein.

In Poggenhagen ist das Rittergut erwähnenswert. Das Herrenhaus stammt von 1715. Auf hohen Kellergewölben ruht das rechteckige zweigeschossige Gebäude. Die Blendfassade auf der Gartenseite stammt erst aus dem Jahr 1899. Der Ehrenhof des Gutes wird von einem Graben umgeben, die Ausmauerung geht auf das Jahr 1722 zurück. Ende des 14. Jahrhunderts war in Poggenhagen das Adelsgeschlecht von Campen ansässig. Vermutlich wohnten sie in einer Wasserburg. Teiche am Ostrand des Gutsparkes könnten auf die früheren Wassergräben zurückgehen.

In einem kleinen Waldstück bei Stöckendrebber ist eine Wallanlage bekannt, bei der es sich möglicherweise um eine bäuerliche Fluchtburg handeln könnte. Bodenfunde sind nicht dokumentiert. Der fast vollständig erhaltene Ringwall ist nicht mehr sonderlich hoch, jedoch noch gut erkennbar. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts besaß auch der heutige Ortsteil Vesbeck noch einen Edelhof. Das schlossähnliche Herrenhaus wurde 1855 abgerissen.

Der Legende nach soll bereits im 9. Jahrhundert ein Hofgut in Mandelsloh existiert haben, das 1243 als Burglehen der Herren von Mandelsloh auftaucht. Die Burg lag etwa 150 Meter nordwestlich der Kirche innerhalb einer kolkartigen Erweiterung des Seegrabens. 1385 gelobten die von Mandelsloh dem Herzog Albrecht, ihr Schloss Mandelsloh nebst „Bergfrieden, Planken und Erkern zu brechen“ und nur das „lange Haus“, ein Ackerhaus und eine Scheune zu behalten. Diesem Gelöbnis kamen die Herren jedoch nicht nach, was zu einer Fehde führte. Das Adelsgeschlecht verlor den Streit und die Burg wurde abgebrochen. Ein verschliffener Ringwall ist im Gelände jedoch noch erkennbar.

Von Neustadt nach Garbsen: Hier machten einst Raubritter von sich reden. Davon mehr in der nächsten Folge.

Näheres zu den oben genannten Autoren bzw. deren Veröffentlichungen ist im Literaturverzeichnis in Teil 1 dieser Serie zu finden.

Gliederung:
01. Einleitung / Literaturverzeichnis - 30.10.11
02. Burgen im Stadtgebiet von Hannover - 04.11.2011
03. Schlösser der Stadt Hannover – 13.11.2011
04. Burgen und Herrensitze in Hemmingen – 24.11.2011
05: Herrensitze in Laatzen – 15.12.2011
06. Schlösser und Burgen der Stadt Pattensen –
02.01.2012
07. Springe – Waldspaziergang mit Burgresten –
08.01.2012
08. Gutshäuser in Ronnenberg – 20.01.2012
09: Gehrden- Auf dem Burgberg ging eine weiße Frau
um – 29.01.2012
10. Wennigsen: Die mächtigste Wasserburg des
Calenberger Landes und ein Jagdschloss des
Königs – 09.02.2012
11. Burgenreiches Barsinghausen – 17.02.2012
12. Wunstorf: Die Kranenburg versank im Meer –
24.02.2012
13. Burgen in Neustadt: Schloss Landestrost war den
Untertanen kaum ein Trost – 03.03.2012
14. Die Raubritter von Ricklingen – Burgen in Garbsen
(in Vorbereitung)

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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