Die Deckung und die Scheiben (von Thomas Schendel)
In Neustadt wird auf vier verschiedene Scheiben geschossen.
Grundsätzlich unterscheidet man Teiler- und Ringscheiben. Teilerscheiben, bei denen der Abstand des Einschusses von der Mitte gemessen wird und bei denen der beste Einzelschuss zählt, sind die Bürger- und Magistratscheibe. Auf jeder dieser beschossenen Scheiben ist eine zusätzliche Papierscheibe von 50 mm Durchmesser, ein sogenannter kleiner Knopf, befestigt. Dieser trägt eine eigene Nummer sowie den Buchstaben des Standes aufgedruckt. Auf der Magistratsscheibe darf jeder Neustädter Bürger ab 18 Jahren soviel schießen wie er möchte. Auf der Bürgerscheibe darf dagegen jeder Bürger der Kernstadt nur einen einzigen Satz (4 Schuss) abgeben. Der beste Einzelschuss aus diesen Sätzen ist dann der Königsschuss und der Schütze wird, nach Beendigung des Schießens am Sonntag um 12:00 Uhr und dem Auswerten der am Vormittag noch geschossenen Bürgerschüsse, Schützenkönig in Neustadt.
Bei der Ringscheibe, auf die jeder Neustädter ab 18 soviel schießen darf wie gewünscht, zählt die Summe der Ringe, die in einem Satz mit vier Schuss erzielt wurde. Diese ist im besten Fall, wenn viermal die 12 getroffen wurde, 48 Ring. Der Schütze mit der höchsten Ringzahl wird dann Ringgewinner. Die gleichen Bedingungen zählen auf der Jugendscheibe. Der Jungschütze, unter 18 Jahre alt, mit dem besten Satz wird Jugendkönig.
Unverzichtbar beim Schießen auf alle Scheiben sind die Jugendlichen beim Aufschreiben und in der Deckung. Hinter den 8 Ständen (5 Ring- und 3 Teilerstände) sitzen junge Mädchen und Jungs auf einer erhöhten Sitzposition (um über den Schützen hinweg freien Blick auf die Scheibe zu haben) und notieren den Namen und Vornamen sowie, falls Marschierer, die Kompaniezugehörigkeit. Auf der Ring- und Jugendscheibe addieren sie die 4 Schüsse aus dem Satz zur Gesamtringzahl und vermerken die laufende Nummer des Satzes. So kann jeder Satz einem Schützen zugeordnet werden.
Auf der Magistrat- und Bürgerscheibe vermerken sie die laufende Nummer des geschossenen Knopfes und auf welche Scheibe der Schütze schießen möchte. Der Bürgersatz ist vor Beginn anzusagen und soll mit Kopfbedeckung (Zylinder) geschossen werden. So ist auch hier jeder einzelne Schuss einem Schützen zuzuordnen. Auf den Teilerscheiben ist es allerdings vom Stand aus nicht möglich zu sehen wie gut der Schuss war. Es wird lediglich angezeigt ob es sich um einen Schuss unter 7 Ring(Treffer), um eine 7,8 oder 9 (großer Knopf) oder eine 10,11 oder 12 (kleiner Knopf) handelt. Ferner wird die Richtung (links, rechts,hoch oder tief) angezeigt.
Dieses Anzeigen wird von der Deckungsmannschaft durchgeführt. Sie sitzen in 100 Metern Entfernung vom Schießstand in einem Graben, von Erdwall und Betonmauern geschützt, unterhalb der Scheiben. Wenn ein Schuss auf der Scheibe über ihren Köpfen einschlägt, ziehen sie diese zu sich herunter, zeigen mit Kellen mit langen Stielen seine Lage auf der Scheibe an, kleben das Loch mit Schusspflaster ab und ziehen die Scheibe wieder hoch. Bereit für den nächsten Schuss. Auf den Teilerständen (A, B und C) nehmen sie den kleinen Knopf von der Scheibe und verwahren ihn sicher in einer verschlossenen Bombe. Auf den Ringständen hängen sie ferner eine Kelle auf eine Tafel um den Ringwert des Schusses anzuzeigen. Bei den ca. 40.000 Schüssen ,die während der Schießzeit und Schützenfest fallen, eine ganze Menge Handgriffe. Und obwohl die Anschreiber als auch die Deckungsmannschaft für ihre Tätigkeit eine finanzielle Zuwendung bekommen, gehört eine ganze Menge Begeisterung und Spaß am Schützenfest dazu sich an fünf Wochenenden je 12 Stunden für das Schießen zu engagieren. Deswegen gehört ihnen der Dank aller Schützen die in Neustadt auf die Scheiben schießen.
(Fotos von Kim Jasmin Kraus)
myheimat-Team:Kim Jasmin Kraus aus Neustadt am Rübenberge |
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