Auf der Piste der Lebensmüden
Neulich berichtete die "Leine-Zeitung" über einen Zusammenstoß zweier Fahrräder auf der Siemensstraße im Abschnitt von der Wunstorfer Straße hin zur Schranke. Eine Radlerin hatte den kombinierten Fuß- und Radweg auf der linken Seite benutzt, war mit einem rechts fahrenden Radfahrer zusammen gestoßen und zu Fall gekommen.
Zugegeben, Fahrradfahrer haben es in Neustadt nicht ganz leicht seit die Kernstadt in den Siebzigern "vertrommert" wurde. Die damalige Verkehrsplanung lässt zu wünschen übrig, auch weil die Bedürfnisse des Radverkehrs bewusst ignoriert wurden. Dies kann aber keine Entschuldigung für das Fehlverhalten mancher Zweiradfahrer sein, die heute - Lebensmüden gleich - über Straßen und Wege rollen.
Da ist die Achtzigjährige, die eines regnerischen Spätherbstabends in schwarzer Kleidung auf unbeleuchtetem Fahrrad die Stockhausenstraße befährt und um ein Haar überfahren wird.
Da ist der ältliche Angler, der mit Rad und Anhänger spät abends ohne Beleuchtung die gut frequentierte und mit Autos verstellte Maschstraße entlang strampelt.
Und da ist die Frau aus der weiteren Nachbarschaft, von der ein Anlieger meint, sie habe "sowieso ein Rad ab". Sie ist zwar, um es mit Jürgen von Manger selig zu formulieren, "mit dem Fahrrad noch gut zu Fuß", aber sie kreuzt die stark befahrene Lindenstraße ohne sich umzublicken auf 50 Metern Strecke von dem rechten Fußweg auf den linken, um dort ihre Fahrt regelwidrig fortzusetzen.
Den Vogel aber schießt eine bebrillte Radlerin an der Ampel Wunstorfer-/Siemensstraße ab. Ich will, vom Einkaufen kommend, bei Ampelgrün die Wunstorfer Straße queren und beschleunige aus einer Eingebung heraus und gegen meine Gewohnheit nicht auf 50 km/h. Da schnellt plötzlich von rechts, auf dem linken Fahrradweg, hinter einer Mauer und hohen Hecke die Radlerin hervor und kreuzt meinen Kurs. Nur eine Vollbremsung in letzter Sekunde kann verhindern, dass das Schreckensbild wahr wird: ein fort geschleudertes Fahrrad, ein fliegender Körper und ein Aufschlagen des Kopfes auf dem gegenüber liegenden Kantstein. Fast gleichzeitig schießt es mir entspannend durch den Kopf: "Lebensmüde Zicke!" Man äußert es natürlich nicht. Hätte auch keinen Zweck, denn die Übeltäterin ist bereits seelenruhig davon geradelt, die Siemensstraße entlang.
Vielleicht hat sie ja nun ihr Schicksal beim Zusammenstoß mit dem eingangs erwähnten Radler ereilt? Zumindest von der Verkehrsuntüchtigkeit her würde es passen.
Bürgerreporter:in:Peter Perrey aus Neustadt am Rübenberge |
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