Für eine Handvoll Eule – ein etwas anderer Rettungseinsatz
Die Wietzeaue zwischen Isernhagen und Langenhagen ist immer wieder für eine Überraschung gut. So auch am vergangenem Samstag, als Horst Reins aus Hainhaus beim Spazierengehen mit seinem Hund eine ungewöhnliche Entdeckung machte. In einem Gebüsch in etwa auf Brusthöhe saß eine junge Eule und machte große Augen. Da Eulen normalerweise in den höheren gelegenen Bereichen von Bäumen zu finden sind, war schnell klar, dass der Jungvogel Hilfe benötigt.
Horst Reins entschied sich die Eule zunächst sitzen zu lassen und weitere Informationen einzuholen. Er meldete sich bei mir und gab die genauen Standortangaben weiter. Die Entscheidung den Vogel vor Ort zu lassen war genau richtig und hat dem Tier mit Sicherheit das Leben gerettet.
Junge Eulen kommen im Lauf ihrer Entwicklung in eine Phase, in der sie als „Ästlinge“ bezeichnet werden. In dieser Lebensphase können sie zwar schon kurze Strecken flatternd überwinden, sind jedoch noch nicht flugfähig. So kommt es dann gelegentlich vor, dass sich ein Jungvogel verschätzt und den angepeilten Ast nicht erreicht. Am Ende findet sich der Jungvogel auf dem Boden der Tatsachen wieder und versucht flatternd hüpfend und kletternd zurück in die Baumkrone zu gelangen. Gelingt das nicht, besteht die Gefahr, dass der Jungvogel von einem Fuchs, einem freilaufenden Hund oder auch einer Katze gerissen wird.
Warum war es dann gut den Jungvogel „sitzen“ zu lassen?
Natürlich sind die Jungvögel nicht vollkommen ohne Schutz, denn auch wenn man sie nicht sieht, halten sich die Altvögel in der Nähe des Jungvogels auf. Nach Einbruch der Dunkelheit werden auch am Boden sitzende Jungvögel weiter versorgt und keine Aufzuchtstation kann das so gut wie Euleneltern. Daher ist es, sofern der gefundene Jungvogel nicht offensichtlich verletzt ist, immer besser der Natur ihren lauf zu lassen.
Um eine Verletzung auszuschließen habe ich die junge Eule besucht und sie anschließend – um sicher zu gehen, dass sie nicht doch von einem freilaufenden Hund erwischt wird in eine ca. drei Meter hohe Astgabel gesetzt. Und siehe da, die gesamte Aktion fand tatsächlich unter den wachsamen Augen der Eulenmutter statt. Als Junior auf der Astgabel halt gefunden hatte, machte Mama auf sich aufmerksam um so vom Jungvogel abzulenken.
ACHTUNG: Alle Tiere können, wenn es um die Verteidigung ihrer Jungen geht, unerwartet auch Menschen angreifen. In der Wietzeaue machte im letzten Jahr ein Mäusebussard Schlagzeilen, der Angriffe auf Jogger flog, die seinem am Weg stehenden Horstbaum passierten. Auch Eulen können solch ein Verteidigungsverhalten an den Tag legen, weshalb es nicht ratsam ist sich den Jungvögeln „unvorsichtig“ zu nähern. Grundsätzlich ist es sicherer, sich den Tiere nicht auf unter drei Meter zu nähern. Im Zweifel sollte, statt einer eventuell schmerzhaft endenden Rettung, doch lieber die örtliche Naturschutzbehörde oder auch ein anerkannter Naturschutzverein informiert werden.
Wenn ihr eine ähnliche Entdeckung in Langenhagen gemacht habt, könnt ihr euch gerne bei mir melden.
Hier seht ihr ein kurzes Video der jungen Waldohreule:
Bürgerreporter:in:Ricky Stankewitz aus Langenhagen |
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