Fehlende Kinderbetreuung in Langenhagen oder nur unbewegliche Eltern?
Aktuell gibt es massive Diskussionen in Langenhagen. Der Gesetzgeber hat einen Anspruch auf Krippen- und KiTaplätze formuliert - leider hat er "vergessen" das das Leben der Familien mit dem Schulbeginn des Kindes weitergeht.
Diese unglückliche Konstellation liegt wohl darin begründet das für Krippen- und KiTaplätze das Familienministerium zuständig ist und für Hortplätze das Kultusministerium.
Hier sagen einige Politiker aus dem Rat der Stadt Langenhagen völlig zu Recht das hier das Land die Kommunen hängen lässt. Dieser Argumentation mag ich ja sogar folgen, aber muß sich daraus direkt ergeben das die Stadt auch ihre Bürger hängen lässt?
Ich denke das darf nicht sein. Unsere Stadt ist im Moment so erfolgreich, weil viele Bürger, auch in Langenhagener Firmen, arbeiten. Die Verwaltung ist im Moment sehr bemüht Hilfe für die betroffenen Familien zu finden, aber ohne ein klares Statement des Rates der Stadt Langenhagen ist zu befürchten das es nur ein Tropfen auf den heißen Stein wird.
In der letzten Ratssitzung brachte die CDU einen Antrag ein, der schnelle Hilfe versprochen hätte bis die Ganztagsschule flächendeckend eingeführt ist. Nämlich bis dahin Hortplätze "aus dem Boden zu stampfen". Auch ein Kompromissvorschlag von Herrn Scheer lehnte die SPD mit Hinweis auf die "baldige" Umstellung der Schulen ab. Man könne ja Druck auf die Schulen ausüben, damit das schneller ginge.
Ich verstehe nicht wie man die Augen so derart verschließen kann und nicht erkennt das man gerade einige Existenzen in Langenhagen bedroht, weil man nämlich genau das macht was ich oben beschrieben habe, die Bürger hängen lassen.
Wenn dann noch die Elterninitiative Emails erhält in denen geschrieben wird, Zitat:
"wer es beruflich unbedingt braucht, sollte sich nicht nur auf die öffentlichen
Einrichtungen verlassen und immer noch mehr von der Stadt verlangen, als diese heute schon geben kann. Das politische Konzept ist die offene Ganztagsschule ... und das ist auch gut so. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg."
"nach den Presseberichten geht es doch nicht um Familien am Existenzminimum, sondern um gut situierte Doppelverdiener, die aber beide Gehälter benötigen, um ihr Haus im Weiherfeld bezahlen zu können. Tendenz: Geld für Schule/Beaufsichtigung spielt keine Rolle im Vergleich zum Wegfall einer Vollzeittätigkeit. Für diese Fälle gibt es eine sofort mögliche Alternative. "
"Solange in Langenhagen Plätze für eine qualifizierte Betreuung in kleinen Gruppen terminlich frei buchbar frei sind, gibt es keinen Grund zu jammern. Da ist es egal, ob es nur 20 sein sollen."
Dann empfinde ich das schon bald als höhnisch. Die "gut situierten Doppelverdiener" haben < 5 Jahre ein Haus gebaut - ich glaube jeder kann nachvollziehen das man da nicht wirklich im Geld schwimmt, selbst als Doppelverdiener.
Die Rede ist hier von der Montessori-Schule in Langenhagen, die habe ich mir auch angeguckt. Das Konzept muß man mögen, aber im Großen und Ganzen zweifellos eine Alternative. Aber, wir reden hier von einem kräftigen Kostenblock.
Eine alleinerziehende Mutter/Vater würde für eine Betreuung bis 17:00 Uhr 200,- Euro bezahlen + 45,- Euro pro Monat für Mittagessen. Auch eine einmalige Aufnahmegebühr in Höhe von 400,- Euro wären fällig - das alles nur unter der Voraussetzung das man bis zu 20000,- Euro Brutto pro Jahr verdient. Viele Alleinerziehende in dieser Gehaltsklasse haben soviel Geld kaum übrig.
Auch für die angeblich "gut situierten Doppelverdiener" wird es in meinen Augen wirklich teuer. Meine Frau und ich müssten als Beispiel mit rund 600,- Euro pro Monat rechnen - nun mag man mir vorwerfen das ich nach einem Hausbau vor ~3 Jahren keine 600,- Euro im Monat übrig habe, aber ich halte das für verständlich.
Das ist hier kein Beitrag gegen die Montessori-Schule - die Mitarbeiter sind sehr freundlich und man kann auch versuchen Stipendien für sein Kind zu bekommen um diese Werte zu senken, aber sie ist preislich leider keine echte Alternative zu einer städtischen Lösung, dafür hat sie aber auch ein größeres Leistungssprektum. Ich erwähne das hier nur ob dieser "jammert nicht, es gibt doch Plätze in Langenhagen" Mails an uns.
Für mehr Hintergrundinformationen kopiere ich hier jetzt noch mal unseren Brief an den Rat der Stadt Langenhagen rein:
Hallo liebe Eltern, die untenstehende Email haben wir am 28.02.2012 an den gesamten Rat der Stadt Langenhagen und einige andere engagierte Bürger geschickt. Wir brauchen eure Hilfe um hier etwas in Langenhagen bewegen zu können. Bitte meldet euch bei uns und helft uns damit wir mehr Namen unter diese Email setzen können. Man muss nicht selber betroffen sein um diese Initiative zu unterstützen, es reicht völlig wenn ihr sagt: Ja, Kinderbetreuung ist nicht nur bis zu einem Alter von 6 Jahren notwendig, sondern auch danach noch. Sofern ihr das „unterschreiben“ könnt, schickt uns bitte eine Email und erlaubt uns auch euren Namen unter diese Email zu setzen. Dieses Problem geht uns alle etwas an – es ist wichtig für unsere Stadt, das jeder die Möglichkeit hat sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, trotz … oder gerade weil er Kinder hat.
Offener Brief an den Rat der Stadt Langenhagen.
(per Email am 28.02.2012)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, geehrte Ratsmitglieder,
Sie kennen mich bereits von einigen Redebeiträgen aus dem Orts- bzw.
Stadtrat. Auf Grund der begrenzten Redezeit und der nicht erlaubten
Diskussion komme ich leider nicht umhin sie noch mal per Email zu
kontaktieren um unseren Standpunkt klar darzustellen. Keine Sorge, ich
komme trotzdem wieder zu den nächsten Sitzungen des Rates.
Aktuell haben wir in Langenhagen einen massiven Mangel an Hortplätzen
(auch KiTa- und Krippenplätze fehlen, aber auf die hat man wenigstens
einen gesetzlichen Anspruch). Ein Anruf im Rathaus brachte mir in 3
Sätzen 2mal die Bemerkung ein: „Sie haben keinen gesetzlichen Anspruch
auf einen Hortplatz!“ – Ja, verdammt, aber dann gilt der Slogan
„Familienfreundliches Langenhagen“ aber doch bitte nur noch mit dem
Zusatz: „Innerhalb der gesetzlichen Parameter, bis maximal 6 Jahre“.
Das war der Punkt an dem mir die Hutschnur geplatzt ist – was wollen
wir? Mehr Kinder? Mehr Einwohner? Mehr was … ? Um auch mal ein wenig
Polemik an den Mann oder die Frau zu bringen – ist das die „Geiz ist
geil“-Mentalität? Alles haben wollen aber nichts geben? Kann das der Weg
einer jungen und aufstrebenden Stadt sein?
Das Land (die Landesregierung) lässt die Stadt hängen, also lassen wir
unsere Bürger hängen? Wofür? Damit wir Bürger versuchen etwas auf
Landes- oder Bundesebene zu erreichen? Liebe Politiker, DASS ist euer
Job, ihr müsst den Druck an Land und Bund verteilen, durch die
Eskalationsstufen eurer Parteien, durch eure Politiker auf Landes- und
Bundesebene.
Die SPD vertritt die Meinung dass die offene Ganztagsschule (bis 15/16
Uhr) das Allheilmittel ist – mit Verlaub, welcher Berufstätige arbeitet
denn bis 15 oder 16 Uhr? Wir reden hier über Menschen die Vollzeit
arbeiten – 40h pro Woche – wenn ich es schaffen will um 16 Uhr
Feierabend zu machen muss ich um spätestens 7:00 Uhr mit der Arbeit
beginnen, vorausgesetzt das ich keinen weiten Weg zur Arbeitsstelle
habe. Menschen im Einzelhandel haben da dann wohl per se keine Chance
einen Hortplatz nutzen zu können. Aber auch der Angestellte im Büro kann
mit diesen Rahmenbedingungen kaum leben – wem bringt das dann etwas?
Dazu kommt ja noch ein 2. Problem aus meiner Sicht – die SPD
argumentiert das die offenen Ganztagsschule einen viel höheren Anspruch
hat und den Kindern viel mehr bringt. Wie viele der Damen und Herren
haben sich denn wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt? Die offene
Ganztagsschule sieht vor das 2 pädagogische Hilfskräfte bis zu 80 Kinder
betreuen – in einem Hort müssen es schon 2 ausgebildete Erzieher auf 20
Kinder sein – von welchem Konzept können die Kinder wohl mehr
profitieren? Für mich als Bürger liegt es auf der Hand – für einige
Politiker ist das wohl anders.
Was ist denn die Quintessenz des Ganzen? Aus meiner Sicht eindeutig:
Hortplätze schaffen, schnell, um den Druck von den mehr als 200 Familien
in Langenhagen zu nehmen dem sie im Moment ausgesetzt sind. Danach,
gerne offene Ganztagsschule (Ferienzeiten nicht vergessen, keine Mensch
hat mehr als 60 Tage Urlaub im Jahr) MIT anschließender Hort Betreuung
bis mindestens 17:00 Uhr – besser 18:00 Uhr und auch einem Angebot ab
7:00 Uhr. Selbstverständlich können Eltern die das nutzen dann auch eine
entsprechende Gebühr zusätzlich bezahlen um die Kosten für die Stadt ein
wenig abzufedern. Sozial verträglich mit einer Gehaltsstaffel – kein
Problem.
DAS wäre familienfreundlich und im Sinne der Bürger.
Ich kann hier von meinen Erfahrungen berichten, es geht nicht darum sein
Kind möglichst lange abzuschieben. Aktuell haben wir für unsere Tochter
eine Betreuungszeit von 8:00-18:00 Uhr gebucht - wir nutzen es sehr
selten aus, meistens holen wir sie zwischen 16:00 und 17:00 ab, aber es
gibt einem die Sicherheit das wenn ein kurzfristiges
Meeting/Notfall/wasauchimmer eintritt, das man auch seinen Job machen
kann ohne in Panik zu verfallen weil zB. meine Frau auf Dienstreise ist
und ich auf jeden Fall um 16:00 mein Kind abholen muss. Mit diesem
Damoklesschwert kann man sich jeden „guten“ Job abschminken –
Unternehmen und Kunden haben nur sehr begrenzt Verständnis dafür, aus
verständlichen Gründen.
Es sei noch bemerkt, dass wir zum Glück einen Hortplatz bekommen haben,
aber viele Freunde meiner Tochter aus dem Kindergarten wechseln jetzt
auf andere Schulen weil sie in Kaltenweide und/oder sogar Langenhagen
keinen Hortplatz bekommen haben. Wir alle haben in Langenhagen ein
großes Problem – das muss gelöst werden.
Diese Email wurde mit Wissen und inhaltlicher Zustimmung der folgenden
Familien verschickt:
Familie Koepke, Krähenwinkel.
Familie Kuklis, Pferderennbahn.
Frau Kugel, Kernstadt.
Familie Kilic, Kaltenweide.
Familie Kinzel, Krähenwinkel.
Familie Windeck, Kaltenweide.
Familie Sauer, Kaltenweide.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
--
Mit freundlichen Grüßen, best regards,
Markus Villwock
icq: 114061169
mob: +49 163 609 3333
mail: markus.villwock@gmx.de
skype: villwock
jabber: markus.villwock@gmx.de
http://www.30855.de/
http://www.facebook.com/groups/370141082998678/
Und am Schluß noch die Namen der Familien die uns inhaltlich zustimmen - diese Familien kommen aus allen Altersgruppen und Schichten der Stadt Langenhagen und sind oft nicht selber betroffen:
http://www.30855.de/#unterstuetzer
(Um nicht 2 Listen zu pflegen, hier nur noch der Link auf unsere Seite.)
Das war jetzt sehr viel Text, es ist aber auch ein ernstes Thema, vielen Dank das Sie bis hier her durchgehalten haben!
Markus Villwock, im März 2012
edit: weitere Familien hinzugefügt. 03.03.12
edit: das Bild ist mir heute so zugelaufen und ich fand es sehr passend. 04.03.12
edit: noch mehr Unterstützer. 14.03.2012
Bürgerreporter:in:Markus Villwock aus Langenhagen |
14 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.