Grimms Märchen
Reisezeit, olé! Das Wort »Tourist« kommt aus dem Französischen und bedeutet
»der/die Reisende«, was natürlich Quatsch ist. Marco Polo, Jack London und E.T.
waren Reisende.Touristen dagegen gehören – sobald das Ziel erst einmal erreicht ist – zur stationärsten, unflexibelsten, veränderungsresistentesten und immobilsten Ausprägung der Spezies Mensch. Ihre Laufwege beschränken sich auf ein Bewegungsmuster, dessen Eintönigkeit den abgezocktesten NSA-Geodatenspitzel zum Weinen bringt:
Zimmer-Frühstück-Strand-Mittagessen-Zimmer-Strand-Abendessen-Bar-Bett-Klo-Bett.
(Ab Mitte 60 heißt es wegen nachlassender biologischer Spannkraft natürlich anders: Zimmer-Frühstück-Strand-Mittagessen-Apotheke-Zimmer-Strand-Abendessen-Bingo-Bett-Klo-Bett-Klo-Bett-Klo-Bett-Klo...).
Jenseits der Lebensmitte schwindet jeglicher Reiseehrgeiz. Ü-50-Männer fahren
prinzipiell ungern wohin, wo sie a) noch nie waren oder b) Menschen zu erwarten sind, die sie nicht kennen, oder c) ihre Frau mitkommt. Oder schlimmer: alles auf einmal.
Sie beschwören Gastwirte, bloß nix zu verändern. Das ist der Grund warum
Hotelzimmer im Harz heute aussehen wie Privatmuseen für das Fremdenverkehrswesen des frühen 20. Jahrhunderts.
Es gibt ihn noch, den deutschen Touristen, der mit Pumpernickel und Maggifläschchen an der Costa del Sol sitzt und meckert, dass der Spanier so unflexibel ist.
Tourist ist wer auf Tour ist? Nee!
Touristen sind Menschen die bei der Landung klatschen. Reisende sind Menschen die bei der Landung schlafen. Touristen schimpfen. Reisende impfen. Touristen schelten. Reisende zelten. Touristen fauchen. Reisende rauchen.
Konfuzius sagt: Reisen ist Balkan für die Seele – aber manchmal steckst du ganz
schön in der Bretagne.
Schöne Ferien!
Imre Grimm
(Gefunden in der KOMPAKT, dem Mitgliedermagazin der IG BCE)
Bürgerreporter:in:Arnim Wegner aus Langenhagen |
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