Rettungswagen für „schwere Fälle“ immer stärker nachgefragt

Der neue RTW Schwer, ein MB Transporter
3Bilder
  • Der neue RTW Schwer, ein MB Transporter
  • hochgeladen von Frauke Engel

Die Einsätze des „RTW Schwer“ der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), der mittlerweile seit fast fünf Jahren von der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) in Langenhagen betrieben wird, steigen stetig, so lautet die Bilanz der Hilfsorganisation zum Abschluss des Jahres. Sie haben die enorme Bedeutung dieses zusätzlichen Services der Hilfsorganisation bestätigt: Allein 84 Mal in diesem Jahr haben die Johanniter bislang besonders schwergewichtige Patienten transportiert. Dank der stetig verbesserten Ausstattung des Wagens können auch längere Fahrten problemlos zurückgelegt werden.

Langenhagen. Nachdem zu Beginn des Jahres 2006 das erste Fahrzeug dieser Art bei der JUH in Betrieb genommen wurde, bewährt sich auch sein seit 2008 im Dienst stehender Nachfolger in mitunter herausfordernden Einsätzen. Mit Hilfe des Fahrzeugs, das speziell umgebaut wurde und unter anderem mit einer speziellen Schwerlasttrage und besonderem medizinischen und technischen Gerät versehen ist, können auch stark übergewichtige Patienten professionell und vor allen Dingen menschenwürdig befördert und medizinisch versorgt werden.

Die steigende Zahl der Transporte erklärt der Dienststellenleiter des Nordhannoverschen Ortsverbandes, Tim Heinrich, mit dem zunehmenden Anteil von stark übergewichtigen Menschen an der Bevölkerung. Wie Heinrich betont, ist die Vorhaltung dieses Fahrzeuges, das in vergleichbarer Art auch von DRK, der Feuerwehr und seit kurzem auch von einem privaten Anbieter betrieben wird, allein dank des ehrenamtlichen Engagements der beteiligten Einsatzkräfte möglich. „Dieser Service ist Teil unserer flächendeckenden rettungsdienstlichen Versorgung der Bevölkerung in der Region Hannover. Das Fahrzeug wird ausschließlich für den Transport dieser ‚besonders schweren Fälle’, und nicht im regulären Rettungsdienstbetrieb eingesetzt“, erklärt Heinrich.

Der Transport von Übergewichtigen ins Krankenhaus stellt den Betroffenen und den Ret-tungsdienst oftmals vor gravierende Probleme, da z.B. die üblicherweise eingesetzten Kran-kentragen nicht für ein Patientengewicht von über 150 kg ausgelegt sind.
In der Vergangenheit mussten Menschen in solchen Fällen z.B. im Krankenhausbett auf der Ladefläche eines Lastwagens der Feuerwehr befördert werden. Um dem Patienten diese unwürdige Situation zu ersparen, entschieden sich die Johanniter für den Umbau ihres ersten „RTW-Schwer“. Hier wurde unter anderem der Tragetisch samt Trage entfernt, um Platz für ein Krankenhausbett zu schaffen, welches sowohl von der Stabilität als auch vom Platz-angebot besser für die Patienten geeignet ist. Das Bett wird über eine speziell gefertigte Rampe per Seilwinde, die fest im Wagen installiert ist, ins Innere gezogen.

Patient und Bett werden mit einem Gurtsystem, welches aus dem Bereich des Fahrdienstes für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen stammt, im Fahrzeug gesichert. Das Fahrzeug ist über die Forderung der DIN-Normen hinaus medizinisch ausgestattet und TÜV-geprüft.

Gemeinsam mit dem DRK, das ein vergleichbares Fahrzeug in Empelde vorhält, teilen sich die Johanniter die Versorgung der Region: Das DRK ist im Süden, die Johanniter im Norden aktiv. Die Einsatzkräfte der SEG Langenhagen sind auch über den nördlichen Raum der Region hinaus bis etwa Uelzen, Celle, Gifhorn oder Nienburg unterwegs. „Generell dauert ein Transport mit dem RTW Schwer durchschnittlich drei Stunden, wo normalerweise anderthalb Stunden ausreichen“, erklärt SEG-Leiter Hendrik Helwig. Der seit 2008 betriebene Rettungswagen ist so geräumig und mit entsprechenden medizinisch-technischen Gerätschaften versehen, dass auch mehrtägige Fahrten wie etwa eine unlängst erfolgte Verlegung in die 700 km entfernte Schweiz zurückgelegt werden können. „Im aktuellen Fahrzeug könnten auch während eines Intensivtransportes, in dessen Verlauf der Patient ständig überwacht werden muss, zwei Personen auf einer längeren Strecke neben der Trage sitzen“, so Helwig.

Zur Vorbereitung der Beförderung des Patienten müssen gelegentlich Wohnungstüren ausgehebelt, Feuerwehr-Kräne eingesetzt oder gar Dächer abgedeckt werden, wie Helwig berichtet. Doch auch im Fahrzeug können spezifische Probleme auftreten, etwa wenn bei einem Intensivtransport eine Beatmung notwendig ist, bei der die Atemwege schwer zugänglich sind und auch ein höherer Beatmungsdruck als beim normalgewichtigen Patienten erforderlich ist. Oder wenn einfach „nur“ der Blutdruck und Puls kontrolliert werden müssen. „Unsere Einsatzkräfte sind auf die entsprechende Behandlung vorbereitet“, erklärt Helwig. Nicht so aber jedes Krankenhaus: „Einmal musste bei einem Patienten eine Computertomographie auf in einem speziellen CT-Gerät für Pferde in der Tierärztlichen Hochschule durchgeführt werden. Anschließend musste er dann als Intensivtransport unter künstlicher Beatmung in die Medizinische Hochschule weitertransportiert werden – wegen der langen Einsatzdauer drohten unsere Sauerstoffvorräte zur Neige zu gehen!“, erinnert sich Helwig an einen besonders kritischen Fall.

Damit jeder Transport termingerecht stattfinden kann, müssen genügend ehrenamtliche Kräfte auch tagsüber abrufbar sein. Dafür ist ebenfalls gesorgt: „Wir arbeiten teilweise im Schichtdienst. Daher steht stets jemand von den Johannitern für einen Einsatz zur Verfügung“, versichert Helwig.

Bürgerreporter:in:

Frauke Engel aus Langenhagen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.