Kindheitslexikon: Ostern
In früheren Jahrhunderten war es üblich, dass die Kinder die Eier zu Gründonnerstag suchten.
Johann Wolfgang von Goethe etwa ließ zu seinen Lebzeiten im heutigen Goethe-Park in Weimar jedes Jahr zu Gründonnerstag ein Eiersuchen für Kinder veranstalten. Und diese Tradition führte man auch nach seiner Zeit weiter. Bis in die Gegenwart. Von der Zeit ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weiß ich, dass das so gehandhabt wurde, dass immer die Kinder aus einer oder mehreren Kindereinrichtungen suchen durften.
Und auch von meinem Großvater Walter Müller ist bekannt, dass er und sein im Ersten Weltkrieg gefallener Bruder Curt als Kinder ebenfalls zu Gründonnerstag die Eier suchten.
In den früheren Jahrzehnten war es in unserer Stadt ein verbreiteter Brauch, nach Ostern die bunten Eierschalen auf den Straßen gezielt und sichtbar zu verstreuen.
Zu meiner Zeit hatte das allerdings schon stark nachgelassen.
Wir machen einen Sprung in die Zeit meiner Kindheit. Als ich noch ganz klein war, hatte ich ein sehr schönes Pappbilderbuch "Das Osternest", von Ingeborg Meyer-Rey und Erika Engel, erschienen im VEB Kinderbuchverlag Berlin.
Zwei weitere DDR-Kinderbücher zum Thema Ostern, die ich selber nicht besessen habe, sondern nur dem Namen nach kenne: "Das verlorene Osterei", von Elisabeth Krebitz aus dem VEB Kinderbuchverlag Berlin;
sowie "Wer glaubt an den Osterhasen?" von Uta Mauersberger (Text) und Karl-Heinz Appelmann (Illustrationen), aus selbigem Verlag.
Ein paar Jahre später las ich gern in einem Osterhasenbuch, das noch zu Zeiten des Deutschen Reiches verlegt wurde. Es trägt den Titel "Neues vom Osterhasen". Eine der Geschichten darin war recht witzig. Sie handelte von einem Osterhasen, der sich plötzlich auf einem, Neudeutsch formuliert, Selbstfindungstrip befand. Er zog in die Welt hinaus und probierte sich in allen möglichen Handwerksberufen aus. Scheiterte jedoch überall grandios. Gerade noch rechtzeitig vor Ostern kehrte er in den Osterhasenfamilienbetrieb zurück, um die Kinder froh zu machen.
Unbedingt erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch das sehr schöne Kinderbuch "Märchen für große und kleine Kinder" von Friedrich Wolf, erschienen 1952 im Aufbau Verlag Berlin/Weimar. Die erste Geschichte darin beginnt mit den Worten:
"Der Frühling war über die Erde gekommen, ein leuchtender, sonniger, bunter Frühling. Die Kinder erwarteten das Osterfest. Für die Osterhasen begannen harte Arbeitstage. Man musste Ostereier sammeln, sie färben und in den Büschen für die die Kinder verstecken."
Ebenfalls als ich noch klein war, spielte ich gern mit einem Osterhasenwürfelspiel, das sich auf der Rückseite einer alten DDR-Frauenzeitschrift aus den Sechziger Jahren befand; das Heft ist auch heute noch in meinem Archiv.
Manche Geschäftsleute in unserer Gegend verschenkten um Ostern herum kleine Papierblumen als Werbegeschenke an die Kunden. Ich habe sie heute noch in meiner Sammlung.
Jedes Jahr rechtzeitig vor Ostern hängten wir bunte Plastikeier in unserem Vorgarten auf. Zuerst an den Sanddornbaum vorm Briefkasten. Später, als dieser dann nicht mehr stand, in den Forsythienstrauch, teilweise auch in den direkt angrenzenden Jasmin, etwas weiter südlich.
Das war bereits stadtbekannt. Die Kindergärtnerinnen mit ihren Gruppen etwa kamen verlässlich jedes Jahr bei uns vorbei, um sich das anzusehen, wie sie uns auch persönlich sagten.
Berichten zufolge soll die Drogerie Ulrich in der Kölledaer Brückenstraße am Eingang Gerbergasse Jahrzehnte lang vor Ostern einen großen, historischen Osterhasen ins Fenster gestellt haben.
Unser Ostergras kam vom VEB Kunstblume Sebnitz, unsere Ostereierfarbe, Farbpapier war das damals, meistens vom VEB Farb-Chemie Quedlinburg. Ein Anbieter von Ostereierfarbe, kann ich mich erinnern, hatte als Draufgabe in seinen Tütchen papierne Eierbecherummantelungen mit österlichen Motiven, die man selber ausschneiden und kleben musste. Das fanden wir eine schöne Idee.
Als wir noch in der Unterstufe, also der 1. bis 3. Klasse waren, gehörte es dazu, dass wir regelmäßig eine Wandzeitung gestalteten. Zu Ostern natürlich eine zum Thema Ostern.
Die Kinder in der Hortbaracke unserer Schule veranstalteten zu Ostern immer mal wieder einen Basar mit selbstgebasteltem Osterschmuck. Als ich in der Fünften Klasse war, kaufte ich ihnen kleine Küken zum Hinhängen ab, deren Kopf und Körper jeweils aus einer ganz schmalen, gelben Stoffrolle bestanden. Und in der Zehnten Klasse lauter kleine Hasen- und Kükenfiguren aus Knetmasse, gebrannt und lackiert. Ich nahm gleich zwei Hände voll, das dürfte für sie das Geschäft der Woche gewesen sein. Beides baue ich heute noch zu Ostern auf dem Tisch auf.
Manchmal veranstalteten wir in unserem Garten ein Osterfeuer, bei dem der vertrocknete Weihnachtsbaum verbrannt wurde. In der noch glühenden Asche rösteten wir Kartoffeln, welche wir dann mit Butter bestrichen aßen. Schmeckte sehr gut. Mehlige Kartoffeln waren dafür übrigens geeigneter als Salatkartoffeln.
Schulfreie Tage um Ostern herum waren der Karfreitag und der Ostersonnabend. Die Tradition des schulfreien Ostermontags kam erst mit der deutschen Wiedervereinigung.
Eier gesucht haben wir stets in unserem Garten gleich hinterm Haus. Versteckt wurde während meiner Kindheit, bis ich zwölf war, ab dem Jahr danach stand zu Ostern alles in einer Schüssel da.
Versteckt wurden (Dem Einen oder Anderen mag es merkwürdig vorkommen, dass ich das extra erwähne – ich KENNE jedoch den Wissenstand mancher Mitbürger über die deutsche Vergangenheit!) gefärbte Ostereier und Süßigkeiten. Also Schokoladenhasen und –eier, aber auch ganz normale handelsübliche Süßware. Spielzeug zu verschenken war eher unüblich, wenn ja, dann handelte es sich um Dinge von geringem finanziellen Wert.
Thema Süßigkeiten: Besonders gern lutschte ich als Kind um Ostern herum diese kleinen, etwa ein Zentimeter großen Zuckergusseier. Ich erinnere mich auch daran, dass die DDR-Schokoladentafel-Marke "Rotstern" um Ostern herum eine Sonderedition herausbrachte.
Süßwaren bis zu einer gewissen Größe befanden sich in Plastikosterhasen, die innen hohl waren und denen man die Köpfe abnehmen konnte. Beziehungsweise in diesen traditionellen Pappostereiern. Die werden übrigens heute noch im Retro-Stil hergestellt, wie ich hier in der Stadt schon in verschiedenen Papierwarengeschäften entdeckte.
Beiderlei Sachen stelle ich heute noch in der Osterzeit auf einem Tisch in der Stube als Ziergegenstände auf.
Da ich gerade beim Thema Ziergegenstände auf dem Ostertisch bin: Noch zu DDR-Zeiten kauften wir in der Drogerie mal eine weiße Kerze mit einem österlichen Scherenschnittmotiv. Ich stelle sie heute noch auf.
Was es auch damals schon zu Kaufen gab, waren die die Osterküken – im regionalen Dialekt unserer Gegend "Ziepchen" genannt.
Wieder zurück zur Ostersuche: Ganz selten, dass wir mal eine Sache im Garten vergaßen, welche dann meine Großmutter ein paar Tage später bei der Gartenarbeit entdeckte.
Bei zwei Jahren kann ich mich definitiv erinnern, dass aufgrund der Wetterumstände die Sachen im Haus versteckt wurden, nämlich 1981 und 1982.
Als wir 1981 zu Ostern aus dem Fenster schauten, lag der ganze Garten völlig verschneit da.
Und zu 1982 weiß ich noch, dass wir hinterher im Kindergarten die Ostersuche malen sollten und ich dabei unser Treppenhaus darstellte. Vor Ostern 1982 bemalten wir im Kindergarten außerdem ausgeblasene Eier mit Wasserfarbe.
Ostern 1984 kam kurz meine Tante Hildegard aus Hessen, die Tochter meiner Großtante Lisa, vorbei. Neben dem obligatorischen Matchbox-Auto brachte sie mir eine Tüte dieser kleinen Marzipaneier mit, die in einfarbigem Metallpapier eingewickelt sind. Von diesem Ostern her habe ich diese Süßware erstmals bewusst in Erinnerung behalten.
Zu diesem Ostern wiederum, das weiß ich auch noch, war es im Gegensatz zu den Jahren davor schon so frühsommerlich warm, dass ich während der Osterfeiertage bereits in meinem Sandkasten neben der kleinen Laube in unserem Garten spielte.
Bezüglich der Eierversorgung waren wir relativ autark, da wir uns seit Kriegsende in einem Hühnerhof im Garten hinterm Haus selbst Hühner hielten. (So wie übrigens etliche Bewohner unserer Kleinstadt, man konnte sie von der historischen Struktur her als eine so genannte "Ackerbürgerstadt" bezeichnen.)
Die Klebebildchen für die Ostereier waren damals noch diese alten Abziehbilder, die sich nur unter warmem Wasser lösten. (Damit werden vermutlich nur die vor 1980 Geborenen etwas anfangen können.) Es gab damals durchaus schon Aufkleber im heutigen Sinne, bloß aus rein wirtschaftsgeschichtlichen Gründen war damals diese Drucktechnik noch nicht so Gang und Gebe wie heute.
Die Tradition der Osterkörbchen: Im Kindergarten und im Anschluss dann in der Schule bis inklusive der 7. Klasse war es Brauch, dass wir am letzten Tag vor den Osterferien Osterkörbchen suchten. Ostern 1982, suchten wir schlechtwetterbedingt auf dem Dachboden des Kindergartengebäudes. (Ich weiß noch, nachdem die Ersten ihre Körbchen schon entdeckt hatten, zeigte mir Katrin S. aus meiner Gruppe ein Versteck.)
Später dann in der Schule war das Suchgelände zumeist die Grünanlage zwischen der Baracke des Hortgebäudes und der Baracke für die technischen Unterrichtsfächer von der Siebten bis Zehnten Klasse. (Die Schulzeit ging in einem Stück von der Ersten bis zur Zehnten Klasse.) In der Siebten Klasse suchten wir auf der Wiese zwischen Schulgebäude und der angrenzen Straße der Jugend. In jenem Jahr kam unsere Klassenlehrerin übrigens auf die verrückte Idee, die Körbchen zu personalisieren, also dass jeder das mit seinem mit Filzstift aufgetragenen Namen suchen musste.
Gefüllt waren die Körbchen wie üblich mit Ostergras und verschiedenem Süßkram. Eine besondere Erwähnung verdient das Behältnis. Hierbei handelte es sich in der Regel um gebrauchte und gesäuberte prismatische Butterplastikschachteln – ohne Deckel natürlich. Manchmal war noch aus stabilem Karton ein Henkelchen darum gefertigt worden.
Eine Ostertradition in Westdeutschland, welche wir jedes Jahr übers Fernsehen verfolgten, waren die so genannten Ostermärsche. Dabei handelt es sich laut Wikipedia-Definition um "von pazifistischen oder antimilitaristischen Motiven getragene, in Form von Demonstrationen und Kundgebungen regelmäßig jährlich durchgeführte politische Ausdrucksform der Friedensbewegung in Deutschland. Ihre Ursprünge gehen auf britische Atomwaffengegner in den 1950-er Jahren zurück."
Später, als ich dann als Journalist in Niederösterreich tätig war, lernte ich die dortigen Bräuche rund um den "Grea", den Gründonnerstag, kennen und berichtete auch darüber. Sehr oft war ich im Zuge dessen bei der österlichen Weinverkostung in der Kellergasse von Unterretzbach an der tschechischen Grenze. Dort erlebte ich auch erstmals live das so genannte Ratschen. Dabei ziehen Kinder, meist Ministranten, mit hölzernen Lärminstrumenten durch die Straßen der Dörfer und Stadtteile, um die Gläubigen mit unterschiedlichen Sprüchen an die Gebetszeiten und Gottesdienste zu erinnern. Die Ratsche ist ein hölzernes Schrapinstrument, es werden aber auch andere Bauformen verwendet. Der Überlieferung zufolge schweigen von Gründonnerstag nach dem Gloria der Messe vom letzten Abendmahl den gesamten Karfreitag und Karsamstag über bis vor dem Gloria in der Osternacht die Glocken beziehungsweise deren Zungen, die Klöppel, da sie alle zur Beichte oder zum Reisbreiessen "nach Rom geflogen" seien. Da die Kirchenglocken zumeist eine festliche Stimmung ausdrücken, ist deren Geläute in der Zeit der Grabesruhe Jesu nicht angebracht. Um dennoch das Angelusläuten fortzusetzen, wird es um 6:00 Uhr, 12:00 Uhr und 18:00 Uhr lautstark durch das Ratschen oder Klappern ersetzt. Auch die meist um 15:00 Uhr stattfindende Karfreitagsliturgie und der häufig am Vormittag begangene Kreuzweg werden rechtzeitig vorher angezeigt und ausgerufen.
Das Ratschen in der Karwoche wurde 2015 von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe in Österreich anerkannt.
In meinem damaligen Wohnort Retz, nur ein paar Kilometer weiter südlich, berichtete ich einmal, wie die örtliche Niederlassung des Niederösterreichischen Hilfswerks, einem Anbieter von Sozialdienstleistungen, vor Ostern mit Kindern Osterschmuck bastelte. Ich berichtete über eine Rentnerin, die sich mit dem Verkauf von Osterschmuck ein bisschen was hinzuverdiente. Über den Ostermarkt im vorderen Hof des Hotels Althof. Über das Osterstriezelflechten in der Küche vom Althof. Wie Kinder mit Farbe und Pinsel ein riesiges Quietschpapier-Osterei bemalten.
Auch ging ich dort privat immer bei der Auferstehungsprozession über den Retzer Kalvarienberg mit.
Heute gehe ich in Wien jedes Jahr auf die Ostermärkte im Alten AKH, auf der Freyung, "Am Hof" und auf Schloss Neugebäude.
In manchen Jahren habe ich es hier in Wien erlebt, dass die SPÖ kurz vor Ostern auf der Straße rot gefärbte Ostereier an Passanten verteilte.
Im Fernsehen gibt es für mich zu Ostern Jahr für Jahr zwei absolute Pflichttermine. Zunächst zu Karfreitag die Übertragung der Matthäus-Passion von Bach aus der Leipziger Thomaskirche.
Dazu die Wikipedia:
"Die Matthäus-Passion, BWV 244, ist eine oratorische Passion von Johann Sebastian Bach. Der Bericht vom Leiden und Sterben Jesu Christi nach dem Evangelium nach Matthäus bildet das Rückgrat. Ergänzt wird er um eingestreute Passionschoräle und erbauliche Dichtungen von Picander in freien Chören und Arien. Die Matthäus-Passion und die Johannes-Passion sind die beiden einzigen vollständig erhaltenen authentischen Passionswerke von Bach. Mit etwa 200 Minuten Aufführungsdauer und einer Besetzung von Solisten, zwei Chören und zwei Orchestern ist die Matthäus-Passion Bachs umfangreichstes und am stärksten besetztes Werk und stellt einen Höhepunkt protestantischer Kirchenmusik dar. Die Uraufführung fand am 11. April 1727 in der Thomaskirche in Leipzig statt. Nach Bachs Tod geriet das Werk in Vergessenheit. Die Wiederaufführung in einer gekürzten Version unter Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 leitete die Bach-Renaissance ein."
Und dann die Übertragung des Osterreitens aus der Lausitz. (Hierzu gibt es auch eine Wikipedia-Seite. Auch die Suchmaschinen-Bildersuche dazu ist sehr eindrucksvoll.)
Noch ein paar lose Gedanken und Erinnerungen zum Thema Ostern oder Ei im Allgemeinen:
Wikipedia-Definition des Ei's: "Ein Schalengebilde, in dem sich der Embryo oviparer Tierarten (zum Beispiel Vögel) bildet."
Die Bezeichnung Ei leitet sich wahrscheinlich von indogermanischen ōị-om ab.
Ein weit verbreiteter Mythos ist, die Gefiederfarbe von Hühnern stünde in irgendeinem Zusammenhang mit der Farbe ihrer Eier. Tatsächlich ablesen lässt sich das, zumindest was die grundlegende Farbtendenz betrifft, also Weiß oder irgendein erdiger Ton, an der Ohrlappenfarbe.
Als Zubereitungsarten des Ei's kennt man Flüssigei, Rührei, Setzei, Solei, Spiegelei, saure Eier, Trinkei, verlorenes Ei und verlorene Eier.
Eier mit gesprungener Schale kann man angeblich noch kochen, wenn man sie in Alufolie oder Stanniolpapier einwickelt und eine Minute länger kocht als gewöhnlich.
Vorsicht beim Verrühren mit frischem Ei – bindet alles. Man muss sich daher vorher überlegen, ob man diesen Effekt will oder nicht.
Frische eines Eis: Dass Eier in einer Verpackung schon etwas abgelagert sind, erkennt man dadurch, wenn sich die Eidotter auf dem Boden des Eis abgesetzt haben.
Wenn man im Kühlschrank Eier auf der Spitze lagert, halten diese länger frisch.
Eier sollte man übrigens nicht mit einem Silberlöffel essen, weil sich sonst durch eine chemische Reaktion des Metalls der Geschmack verändert.
Einer Legende zufolge geht das Eierfärben auf die Tributpflichten in den alten Feudalstrukturen zurück. So waren während der Fastenzeit auch Eier als Nahrung tabu, da es sich hierbei um potenzielles Fleisch handelte. Die Abgabepflichten der Bauern gegenüber dem Grundherrn blieben davon jedoch auch in dieser Zeit unberührt. Um nun das Alter der verschiedenen Chargen von Zinseiern unterscheiden zu können, griff man, so besagt es die Legende, als Mittel der Markierung auf die Färbung zurück.
Rot gefärbte Eier symbolisierten früher angeblich das Blut Christi.
In der ägyptischen Religion brüten die aus dem Chaos entstandene Urgottheit und die Achtgottheit den Sonnengott aus dem von ihnen geschaffenen kosmischen Ei aus, der seinerseits der Weltenschöpfer wird.
Die griechische Mythologie sieht in Phanes den Weltenschöpfer, der aus einem von seinem Vorgänger Protogonos erschaffenen Ei hervorging. Auch die Tochter des Zeus und der Leda Helena wird, allein beziehungsweise zusammen mit Kastor und Polydeukes, aus einem Ei – "ab ovo" – geboren.
Im Judentum ist das hartgekochte Ei eine Erinnerung an die Zerstörung des Tempels.
Das Straußenei hat im Islam eine besondere Bedeutung, indem man ihm eine Schutzfunktion zuschreibt. Zum Beispiel sind fünf Straußeneierschalen auf das Minarett von Chinguetti in Mauretanien platziert. Bevor es Elektrizität in Mekka gab, wurden die Straußeneier auch gerne halbiert und als Ölschale genutzt. Das war seinerzeit ein äußerst beliebtes Mitbringsel aus Mekka.
Plutarch gibt die Lehre der Perser über den Ursprung der Welt wieder. Danach schuf der Gott des Lichtes, Ahura Mazda, die Sterne samt 30 guten Göttern und tat sie in ein Ei. Aber der Gott der Finsternis, Ahriman, erschuf ebenso viele böse Götter, die das Ei auf allen Seiten durchbohrten und hineinschlüpften, "wodurch das Böse dem Guten beigemischt ward und noch ist."
Das Ei symbolisiert in der frühen hinduistischen Mythologie den Kosmos. Aus dem Ei entstehen die Schöpfergottheit Prajapati oder – je nach Mythos – Himmel und Erde.
Nach der chinesischen Legende von Pangu wuchs dieser in einem Ei auf, das aufsprang und aus dessen Dotter der Himmel und dem Eiweiß die Erde entstand, die unter Pangus Ordnung standen, während die sonstige Welt aus Pangus Körperteilen gebildet wurde.
Die australischen Aborigines kennen eine Sage über die Entstehung der Sonne: Als die Welt jung war, mussten alle im schwachen Licht des Mondes ihre Nahrung suchen, denn es gab keine Sonne. Eines Tages geschah es, dass die Emufrau und die Kranichfrau Brolga auf ihren Nestern mit Eiern saßen und in einen heftigen Streit gerieten: Jede behauptete, die schönsten und besten Küken zu haben.
Schließlich eilte die wütende Brolga zum Nest ihrer Rivalin, nahm eines der Eier und schleuderte es gegen den Himmel. Das Ei flog höher und höher, bis es an einem Stapel von Holzscheiten, die das Himmelsvolk gesammelt hatte, zerschellte. Dabei flammte der Eidotter auf und entfachte ein riesiges Feuer. Sein Licht zeigte zum ersten Mal, wie schön die Welt unten war.
Dem japanischen Mythos von Izanagi und Izanami geht das Nihonshoki voraus, nach dem die Welt aus dem Chaos in Gestalt eines Eies entstand. Nach der Trennung von Himmel und Erde entstanden aus fisch- oder quallenartigen Gebilden auf dem Wasser schilfartige Sprosse und daraus die ersten Gottheiten.
Das finnische Epos Kalevala beschreibt die Entstehung von Himmel und Erde aus den Bruchstücken eines Eis.
Die afrikanischen Dogon kennen das durch Schwingungen zerbrechende kosmische Ei Amma, das den Schöpfergott Nommo hervorbringt.
Der koreanische König Dongmyeong von Goguryeo kommt der Legende zufolge aus einem Ei zur Welt.
Das "Ei des Kolumbus" ist eine sprachliche Metapher für die Lösung eines Problems, welche zuerst sehr kompliziert, einem aber dann vollkommen logisch und nachvollziehbar erscheint, nachdem man erst einmal den Lösungsweg kennt. Der Legende nach – die man natürlich so wie alle Legenden mit der gebotenen Vorsicht behandeln sollte – wurde Christoph Kolumbus nach seiner Rückkehr aus Amerika 1493 während eines Banketts beim Kardinal Mendoza von missgünstigen Mitgliedern der damaligen High Society vorgehalten, einfach stupid nach Westen loszuschippern wäre keine besonders große geistige Leistung gewesen.
Kolumbus forderte daraufhin angeblich die Anwesenden auf, ein gekochtes Ei so auf die Spitze zu stellen, dass es nicht umfiel.
Natürlich schaffte es niemand, die Aufgabe zu erfüllen. Schließen kapitulierte man entnervt und bat Kolumbus um des Rätsels Lösung.
Er dellte es einfach an der Spitze ein und stellte es hin. Sein Kommentar: "Der Unterschied ist, meine Herren, dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan!"
Als Fabergé-Eier werden Schmuckgegenstände in Form von Ostereiern bezeichnet, die zwischen 1885 und 1917 in der Werkstatt von Peter Carl Fabergé in Sankt Petersburg angefertigt wurden. Einem größeren Personenkreis bekannt gemacht wurden diese Kunstobjekte durch den 1983 erschienenen James-Bond-Film "Octopussy".
In der phantastischen Erzählung "Der rätselhafte Meteor" des tschechischen Autors Jan Weiss geht ein eiförmiger Gegenstand auf der Erde nieder, dessen flüssiger Inhalt es einer Person, die ihn verzehrt, ermöglicht, in einer Parallelwelt als eine Art Messias wiedergeboren zu werden.
"Dübener Ei": Der Würdig 301, in der späten DDR Würdig 301-2, im Volksmund "Dübener Ei" oder "Kuschelkugel" genannt, ist einer der leichtesten Wohnwagen.
Die Geschichte des Würdig 301 begann 1936 in Bad Düben in Sachsen und ging mit der letzten Auslieferung 1990 zu Ende. Der Konstrukteur Max Würdig schuf mit dieser aerodynamischen Form eine bleibende Silhouette für die nächsten fünfzig Jahre. Als Würdig mit seiner Freundin wegen des fehlenden Trauscheins kein Nachtquartier in einem Gasthof erhielt, kam ihm die Idee für ein unabhängiges Reisezuhause, um künftig nicht mehr auf die unsichere Gastfreundschaft Dritter angewiesen zu sein.
Die Beliebtheit des kleinen und leichten Wohnwagens stieg schnell an, und so kam es in den 1930-er Jahren bald zu einer geringfügigen Serienproduktion, die zum Zweiten Weltkrieg vollständig zum Erliegen kam. Ende der 1950-er Jahre übernahm Max Würdigs Sohn, Karl-Bernhard Würdig, den Betrieb.
Die Überraschungseier eines italienischen Süßwarenkonzerns kennt wohl jeder.
Sehr beliebt waren zu DDR-Zeiten die "Sonja Eierbecher Plastik-Erzeugnisse", Polystyrol-Eierbecher in Form einer gackernden Henne und in verschiedensten Farben. Hergestellt im "VEB Plaste und Chemie Wolkenstein", 1925 als "Willibald Böhm GmbH" im sächsischen Wolkenstein gegründet. Ursprünglich wurde es für den britischen Markt entworfen, doch seine weit abgeschlagen größten Erfolge feierte das Erzeugnis daheim in der DDR. Nach der Wende nahm man die Produktion für den Retro-Design-Markt wieder auf.
Ein Eierkochautomat des DDR-Elektrogeräte-Herstellers AKA trug den Namen "gackelboy" … Na ja, warum nicht.
Auf seiner Langspielplatte "Traumzauberbaum" widmete der DDR-Liedermacher Reinhard "Lucky" Lakomy einen Song einem melancholischen Eierbecher.
Eierkopf ist vor allem im anglophonen Raum eine umgangssprachliche ironische Bezeichnung für Wissenschaftler. Der Begriff zielt auf die bei Akademikern vermeintlich häufige (Halb-)Glatze ab. "Egghead" ist auch der Name eines Gesellschaftsspiels.
Eiernippel sind kurze Nippelröhrchen. Sie werden in den Kabelaustritt von Lampenfassungen geschraubt und dienen zur Aufhängung. Der Zusammenhang mit Eiern ist allerdings unklar.
Beim Eiprofil eines Kanalrohres weist die Spitze nach unten, damit bei geringem Durchfluss Sinkstoffe gut mitgeschwemmt werden.
Der hoch-schmal-elliptische Eiertunnel für Fußgänger erscheint im Querschnitt hingegen oben etwas spitzer ausgerundet zu sein.
In der Naturalwirtschaft spielte das Zinsei eine Rolle als Geldersatz.
Das Eierorakel ist eine Form des Wahrsagens.
Unter Mathematikern ist die aus Indien stammende Eieraufgabe des Brahmagupta bekannt.
Die Website https://mal-alt-werden.de veröffentlichte eine kleine Ansammlung von Sprichwörtern und Redewendungen rund um das Thema Ei:
Das Ei des Kolumbus.
Für einen Appel und ein Ei.
Das Gelbe vom Ei.
Wie aus dem Ei gepellt.
Wer war zuerst da? Die Henne oder das Ei?
Wie ein rohes Ei behandeln.
Herumeiern.
Sich wie ein Ei dem anderen gleichen.
Ein lustiger Mann aus meinem Bekanntenkreis erzählte mir mal, Hitler habe kurz vor seinem Tod im Frühjahr 1945 in der Berliner Reichskanzlei 24 Eier gelegt. Daraus seien 23 Dämonenwesen und er selbst entstanden. – Es muss dazu angemerkt werden, dass dieser Bekannte ein kleines Drogenproblem hatte.
Ostara soll angeblich die Frühlingsgöttin der Germanen gewesen sein und außerdem für die Fruchtbarkeit, die Morgenröte und das Erwachen der Natur nach dem Ende des Winters gestanden haben. Sie wurde auch als Sonnengöttin gedeutet. Ihre Eltern waren der Überlieferung nach Wotan und Frigg, ihre Symbole der Hase und das Ei. Die alten Germanen sollen im Frühjahr zur Tag- und Nachtgleiche am 21. März ein "Ostara-Fest" gefeiert haben.
Ostara wird aber in den alten Schriften nicht erwähnt. Die einzige Quelle stellt der angelsächsische Mönch Beda Venerabilis dar, welcher eine Göttin "Eostrae" zur Erklärung des Begriffes "Ostern" nannte. Die germanische Frühlingsgöttin Ostara ist daher vermutlich eine neuzeitliche Erfindung.
Die Stadt Saalfeld relativ in meiner Nähe wurde berühmt für den größten Ostereierbaum Deutschlands. Im Jahr 2012 wurde hier erstmals die Grenze von 10.000 durchbrochen. Medien aus aller Welt berichteten bereits über das Phänomen.
So wie viele slawische Völker brachten es die Sorben, eine kleine wendische Minderheit an der Grenze zu Polen, zu besonderer Perfektion in der künstlerischen Gestaltung von Ostereiern. Ein Eingeben der Wortkombination "Sorben" und "Ostereier" oder "sorbische Ostereier" in der Bildersuche der Suchmaschine des Vertrauens ist unbedingt empfehlenswert!
Die Sorbische Webstube in Drebkau verfügt über eine Sammlung von über 3.000 Ostereiern aus 52 Ländern. Sie wurden vom inzwischen verstorbenen Museumsstifter Lotar Balke zusammengetragen.
In Osterhausen in Sachsen-Anhalt gibt es die Osterzeit über ein Osterhasenpostamt. Real kommt die Post allerdings im Briefkasten direkt an der Kindertagesstätte "Gänseblümchen" an.
Osterburg, Osterhausen, Osterweddingen, Osterwieck – Ortsnamen mit dem Bestandteil Oster- allein in Sachsen-Anhalt. Hatte ursprünglich allerdings rein gar nichts mit dem Fest, sondern mit der geografischen Lage im Osten zu tun.
In Berlin-Wedding gibt es eine Kirche mit dem Namen Osterkirche.
"Es ist das Osterfest alljährlich
für den Hasen recht beschwerlich."
Wilhelm Busch, deutscher Zeichner, Maler und Schriftsteller.
Auch zu DDR-Zeiten amüsierten wir uns bereits darüber, wie der Schweizer Kabarettist Emil Steinberger beim Kreuzworträtsellösen mit dem Wort Ostern so seine Schwierigkeiten hatte.
Die Wendung "Easter Egg" in Anspielung an das versteckte Osterei bezeichnet eine versteckte und undokumentierte Überraschung in Medien und Computerprogrammen.
Osterinsel:
- Spanisch Isla de Pascua, Rapanui Rapa Nui.
- Geografische Lage: Isoliert gelegene Insel im Südostpazifik, Teil Polynesiens, südlich des südlichen Wendekreises. Nächste Nachbarn sind die etwa 1.900 Kilometer entfernten Pitcairninseln.
- Topografie: Das Territorium der Insel beträgt 117 Quadratkilometer. Ihre Oberfläche wird von niedrigen Bergen, darunter mehrere erloschene Vulkanen, Plateaus und Steilküste bestimmt. Der Boden ist steinig und mit Gras bewachsen, Wald fehlt völlig. Kleine Kraterseen sind die einzigen Gewässer.
- Klima: subtropisch.
- Fauna: Seevögel, Eidechsen und Insekten sind die wichtigsten Vertreter der Tierwelt.
- Besiedlung: Größere Siedlungen sind Hanga Roa an der Westküste und das benachbarte Mataveri.
- Bevölkerung: Auf der Osterinsel leben rund 2.000 Menschen; davon sind etwa 800 nur zeitweilig dort ansässig – Militärangehörige, chilenische Beamte, Personal der Fluggesellschaft und medizinischer Einrichtungen, Geistliche. Die Eingeborenen sind ebenfalls chilenische Staatsbürger. Diese sprechen übrigens Rapanui, eine polynesische Sprache, und Spanisch, die Landessprache Chiles.
- Politisch-territoriale Gliederung: Verwaltungsmäßig bildet die Osterinsel ein Departement der chilenischen Provinz Valparaiso. An der Spitze der Administration steht ein von der Regierung in Santiago ernannter Gouverneur.
- Politik: Die Inselbewohner sind auf nationaler und Provinzebene wahlberechtigt. Außerdem wählen sie einen Bürgermeister und einen Rat, der begrenzte Vollmachten in lokalen Angelegenheiten besitzt.
- Wirtschaft: Die meisten Inselbewohner arbeiten in der Verwaltung, dem Tourismus und der Landwirtschaft. Eine wachsende Zahl von Insulanern sieht sich jedoch gezwungen, in Chile auf Arbeitssuche zu gehen. Einziges Exportprodukt von Bedeutung ist Schafwolle.
- Wissenschaft: Auch wissenschaftliche Forschung wird auf der Insel betrieben. Die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA unterhält seit Jahren eine Satellitenbeobachtungsstation auf der Insel.
- Militärische Bedeutung: Die chilenische Marine betreibt nahe dem Flugplatz eine kleine Basis.
- Geschichte: Die Osterinsel wurde wahrscheinlich um 400 n. Chr., möglicherweise aber auch schon weitaus früher von Polynesien aus besiedelt. Andere Forscher gehen von einer frühzeitigen Besiedlung durch südamerikanische Indianer oder gar durch germanische Seefahrer aus, die sich mit Polynesiern vermischten.
Im Verlauf von Jahrhunderten errichteten die Inselbewohner bis zu zehn Meter hohe, viele Tonnen schwere Steinbüsten (Moais), die über die ganze Insel verstreut stehen.
Erst 1722 wurde die Insel durch Europäer gesichtet, durch den niederländischen Kapitän Jacob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April, mit drei Schiffen dort landete. Er nannte sie Paasch-Eyland, was dem deutschen Namen Osterinsel entspricht – nach dem Tag der Entdeckung.
1770 nahm eine spanische Expedition die Insel für die spanische Krone in Besitz.
In der Folgezeit machten viele Entdecker und Forscher, wie etwa James Cook, aber auch Walfänger auf der Osterinsel Station.
1888 wurde das Eiland von Chile annektiert und dessen Marine unterstellt. Erst seit 1965 besteht eine zivile Verwaltung. - Ahu: Begräbnis- und Zeremonialplattform oder Tempelplatz auf der Osterinsel. Die bekannteste dieser Zeremonienstätten ist der Ahu Akivi mit den sieben riesigen Moai genannten Steinbüsten.
- Ahu Ature Huke: Kleinerer Ahu auf der Osterinsel mit nur einem Moai.
- Ahu Henua: Zeremonienstätte an der Ostküste der Osterinsel.
- Ahu Nau Nau: Gruppe von Moais von Anakena. Gelegen an der Nordküste, am Strand von Anakena.
- Ahu Vaihu: Zeremonienstätte in der Bucht Hanga Te'e auf der Osterinsel.
- Ahu Vinapu: Eine der größten Zeremonienstätten auf der Osterinsel.
- Ana Kai Tangata: Höhle auf der Osterinsel mit Höhlenzeichnereien.
- Ana Te Pahu: Lava-Höhle auf der Osterinsel. "Ana" bedeutet "Höhle", "Te" ist "die" und laut Wikipedia ist "Pahu" ein polynesisches Musikinstrument, eine Art Trommel. Von den Einheimischen wird das Objekt auch als "Banana Cave" bezeichnet.
- Anakena: Strand mit Bademöglichkeit.
- Moai Maea: Gewaltige Steinplastiken auf der Osterinsel, die im Zentrum der Ahu-Plattformen, lokalen Tempelstätten, standen.
- Orongo: Zeremoniendorf auf der Osterinsel.
- Rano Kau: Erloschener Vulkan auf der Osterinsel.
- Rongorongo: Die heilige Schrift der Osterinsel, niedergelegt auf Tuch oder Borke.
(Quellen, teilweise: https://de.wikipedia.org/wiki/Ei_in_der_Kultur, https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%BCbener_Ei, Abruf vom 27. April 2017)
Bürgerreporter:in:Christoph Altrogge aus Kölleda |
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