Kindheitslexikon: Dialekt in Mitteldeutschland

Dialektbegriffe und Alltagsphrasen

Nachfolgend einige wahllos aus dem Alltag herausgegriffene Formulierungen, die mir teils in dieser Form aufgeschrieben wurden:

Achjawoll!
Das Lieblingsverneinungswort meiner Großmutter war "Achjawoll!". Ob es sich dabei um einen Bestandteil des Dialektgutes oder um eine persönliche Wortschöpfung handelte, ist mir allerdings nicht bekannt.

Noh (Das "H" war stimmhaft.)
Ja

In "Gonsum" drimmne (oder dremmne) hammse Banahn!
Geckochema näwwer, obm mir oh was grein!
Im "Konsum" drüben haben sie Bananen! Geh doch mal rüber/hinüber, ob wir auch was kriegen!

Andere Version des vorherigen Satzes:
Hännoch nur, in "Gonsum" gezz Banahn!
Machoch hänn, dassmr oh noch wälche grein!
Hin doch nur (beeil dich), im "Konsum" gibt es Bananen!
Mach doch hin (beeil dich), dass wir auch noch welche kriegen!

Hollema de Läddr von Bodd rungr – mr wulln Kersche flocke!
Hol mal die Leiter vom Hausboden runter – wir wollen Kirschen pflücken!

Mackema hänn! Innr Stunne is Nacht!
Beeil dich! In einer Stunde ist Nacht! – Das wurde übrigens auch scherzhaft mitten am Tag gesagt!

Dähr gieht offde Freide? No, da musse awwr ärschdema offde Benähmde giehn!
Er geht auf Freiersfüßen? Na, da muss er erst einmal auf die "Benimm-Schule" (Tanzschule, Kurs für gutes Benehmen) gehen!

Do gemmeste hängenerämm!
Da kommst du hinten herum!

Mir hamm de Runggeln glei nunger inn Gäller jebanst.
Wir haben die Runkeln (große Futterrüben) gleich in den Keller hinuntergebracht. (Und dort in einer Bucht oder Ecke verstaut.)

banzen/bansen
packen, einpacken, verstauen

Bans die Ranzen!
Pack deinen Schulranzen!

schbääde heern
etwas schwerhörig sein

desterhalmes
In unserer Gegend gebräuchliche Dialektbezeichnung für "deshalb". Kofferwort aus "deswegen" und "deshalb", das zusätzlich noch eine mundartliche Verballhornung erfahren hat.

Mairal
Majoran

in die Schatte gehe
in den Schatten gehen

Fraktur reden
War während meiner Kindheit ein Ausdruck für "Tacheles reden". Oder wie man im Norddeutschen Raum sagt: "Butter bei die Fische!"

jemanden in den Star stechen
jemandem mal so richtig die Meinung sagen

wie eine Fettbemme grinsen
sehr siegessicher grienen

Reff
Mit Hilfe von Tragriemen auf den Rücken aufhockbares Tragegerät, das im Wesentlichen aus zwei parallelen, am unteren Ende rechtwinklig abgebogenen Stangen bestand. Sowohl der Begriff als auch das Gerät als solches waren zu meiner Zeit bereits obsolet, ich kannte das Wort nur von meiner Großmutter.

Sehcher
Wanduhr mit Holzkasten.
Im Erzgebirge ist übrigens die ziemlich ähnlich klingende Bezeichnung "Sager" üblich.

klennern
Im Winter als sportliches Vergnügen auf einer vereisten Fläche (an Land) entlang rutschen.

Nicht direkt in unserer Gegend, sondern im Thüringer Wald gehört: Ein Mann kommt in die Stube, in der sich schon zahlreiche Gäste befinden, und entschuldigt sein Zuspätkommen mit den Worten: "Ha Hei off de Hahnebengern nahn musst gawwle."
"Ich musste erst mit der Mistgabel das Heu auf den Dachboden transportieren."

Ebenfalls aus dem Thüringer Wald: Eine Frau ruft von ihrem offenen Fenster einer auf der Straße befindlichen Frau zu: "Ebbe gesehj, gemme'se rehj!"
"Ich habe Sie gesehen, kommen sie mal rüber!"

Buffdich
Saugglocke im Haushalt

herummalgern
mit etwas heftig herumspielen

In unserer Familie wurde oft die Aussage einer alten Frau zitiert, mit welcher sie über die Unbill des Alters klagte: "Mi Kritze, minne Bane!"
Wir wissen nicht mehr, von wem das stammt. Wir vermuten lediglich, dass es dem Dialekt nach aus der Gorslebener Gegend kommen könnte.
"Mein Kreuz, meine Beine!"

Pfannkuchen
Krapfen. Nach der Wiedervereinigung schien sich aber auch hier das geläufigere Wort "Krapfen" durchzusetzen. Als Kind jedoch kannte ich diese Bezeichnung nur aus in Bayern spielenden Filmen. Wir sagten "Pfannkuchen".

Schneckelförzchen
Exklusive und aufwändige Extras bei einer Sache, deren Sinnhaftigkeit bezweifelt werden darf.

Glomben
Die ältere Generation in unserer Stadt verwendete für Holzpantinen teilweise das Wort Glomben. Vermutlich handelt es sich dabei um ein Lehnwort aus dem Holländischen.

Schrittschuh/Schrettschuh
Schlittschuh

schoflig
schäbig

jemanden begaben
Auf sehr aufdringliche und emotionale Weise auf jemanden einreden, was von dem anderen als äußerst enervierend und unhöflich empfunden wird.

Zibbeln/Zibbelschlotten
Zwiebeln/Zwiebelschlotten

Zibbelmart
Zwiebelmarkt

Bähnert
Purzelkorb

voll wie eine Radehacke
sturzbetrunken

Rawinzchen
Gemüsepflanze Rapunzel.

Deff-Deff
dreirädriges, überdachtes Motorfahrrad

gätzen
Mischung aus Gackern und Krächzen

Kawenzmann
Ein riesengroßes Exemplar von irgendetwas. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Seefahrt und beschreibt eine sehr große Welle.

Geigel
Unsinn

kniepen
kneifen

herumförstern
in einem Gelände herumspringen

Umtuchen (Das "ch" wird weich gesprochen.)
Dreieckiges, wärmendes Schultertuch, zumeist von älteren Frauen getragen.

"Genn'n Se Ibsen?"
"Nä, nur wenn 'ch Sprudel jedrunk'n hawe."
Dialektwitz, aus den Zwanziger Jahren überliefert.
"Übersetzung"/Erläuterung: Kennen Sie den norwegischen Schriftsteller Henrik Ibsen?
Nein, nur wenn ich Mineralwasser mit Kohlensäure getrunken habe.
Die Pointe besteht in dem Missverständnis, das durch das gleich klingende Dialektwort "ipsen" für "aufstoßen" ausgelöst wird.

Deebs machen
Ungefähr: Party machen, ausgelassen herumtollen.

Schnerzchen
Humorige Bemerkungen oder Anekdoten.
Ähnlich, wie man im Wienerischen sagt: Er/sie erzählt einen Schmäh (zur allgemeinen Unterhaltung).
Aber Achtung! Das Wort "Schnärz" hingegen – grammatisch übrigens männlich – bezeichnet eine sehr unfreundliche Frau.

niftlig
Ungefähr: Nicht sehr stabil.

Stücker
Ich kann mich erinnern, dass meine Großmutter stets den Ausdruck "Stücker" gebrauchte, wenn sie "in der Anzahl von" oder "soundso viel Stück" meinte. Also etwa "Stücker fünfe", "Stücker zehne", …

lavete
erschöpft, fußlahm

hinauskarwatschen
Jemanden hinauswerfen.

bannig
massiv, intensiv

Hornsje
unordentliche, primitive Wohnung

Stennerte
Steingutmurmeln

Glaserte
Glasmurmeln

für jemanden sagen
zu jemanden sagen

Habit
Im ursprünglichen Sinne Ausgehtracht eines Bergmannes. Wurde im Volksmund oft aber auch als Synonym für Ausgehkleidung allgemein gebraucht.

losdeftern
emsig loslaufen oder losfahren

hinschlunzen
etwas fahrlässig verschleißen lassen

gaagen
schrill herumschreien

belzen
hacken auf hartem Erdboden

das Bree haben (???)
Uneingeschränkte Herrschaft, Verfügungsgewalt über etwas haben.
(Mir ist die Formulierung nur mündlich überliefert worden. Daher bin ich mir über die Transkription völlig unklar.)

die Schecke packen
Sinngemäß: Sein Ränzlein schnüren, seine Siebensachen packen.

Hinner
Hühner

losippeln
loseilen

Aschendemper/Aschentemper
hohe, zylindrische Mülltonne aus grauem Metall

nunk satt
sehr gesättigt

Kläge
Irgendeine Bezeichnung für Arbeit, vor allem im sachsen-anhaltinischen Raum gebräuchlich.

Frauennachnamen
Schon lange vor der Einführung der so genannten geschlechtergerechten Sprache war es umgangssprachlich üblich, an den Nachnamen der weiblichen Person in einer Familie die Endung "-in" anzuhängen. Beispiele:
- Müller – Müllerin.
- Schneider – Schneiderin.
- Meier – Meierin …

Plumbe
Pumpe

Gaansert
Gänserich

Fänk
Pfennig

Gerrwitz
Kürbis

Runkel
Futterrübe

Hitsche
Fußbank

Ledder
Leiter

Dowack/Towak
Tabak

Mersching
Wirsing

Erwesbär
Erbsbär als traditionelles Brauchtumskostüm zum Fasching

Rungsen
Großer Brocken, zum Beispiel Brot.
Konnte als Verb aber auch eine Vulgärbezeichnung für autoerotische Handlungen sein.

Stewweln
Stiefel.
Ein Mädchen aus meiner Kindergartengruppe gebrauchte auch mal den Ausdruck "Steffelchen", hierbei ist jedoch unklar, ob es sich möglicherweise um innerfamiliäre Folklore handelt.

"e Schlaadot"
Sehr großer, kräftiger, hünenhafter Mann. ("Schlagtot"/Totschläger.)

Meisekittel/Mäusekittel
Vogelmiere

Bucht
hölzerne Box im Keller für Kartoffeln, Kohlen, …

"enne Hucke"
ein krummer, hexenähnlicher Rücken

Wärmde
Wermut

Heibodden
Oberboden der Scheune für Heulagerung

Krauskohl
Grünkohl

Döppchen
Ein-Viertel-Liter-Tasse

Kraxe
Tragekorb

Reddel
übergroßer, unbearbeiteter Spazierstock für Wanderungen

büffen
Kleine Stückchen von einem Lebensmittel abschneiden, um es ohne Brot zu genießen, etwa Käse oder Wurst.
Büffchen: Das sind diese Stückchen.

verscherbeln
verkaufen, verschleudern, gedankenlos weggeben, geschäftstüchtig "versilbern"

scherbeln
Sehr unternehmungslustig zum Tanzen gehen, "Was kost' die Welt?!"

Karrete
Von Karre, Karren. Altes, ziemlich desolates Fahrzeug. Das kann ein Auto sein, aber auch ein lebenslang strapazierter alter Handwagen oder ein ziemlich abgenutzter, abgespielter Puppenwagen.

Brühl
Wort aus dem Niederdeutschen: Ungefähr: Sumpfiges, feuchtes Gelände.

Pumpelstöcke
Löwenzahn (Wahrscheinlich speziell in der Naumburger-Freyburger Gegend verbreitet.)

Blumenasch
Größerer Blumentopf aus Keramik oder irdenem Material.

mähren
extrem langsam arbeiten oder sich bewegen

das Jemähre
extrem langsame Tätigkeit

's Unnerschde
das zuunterst Liegende

Diewel
Dübel

"Gehm'r rinder!"
"Gehen wir hinter!"

Fromms
Zähflüssiger, klebriger Brei.
Aber auch eine historische Präservativmarke hieß so; der Begriff ging seinerzeit in hohem Maße als Allgemeinbezeichnung für Kondome in den Sprachgebrauch über.

Hungschen
ausgetretene Schuhe

Kriewes
Apfelgriebs

für jemanden etwas sagen
zu jemandem etwas sagen

bei Müllers gehen
zur Familie Müller gehen

Schimpfwörter

Männlich

Brummochse
Dumm, stupid.

Bulprich
Ungefähr: Primitiver Prolet.

Dämel
Dumm, sehr grob, unflätig.

Dachdämel
Steigerungsform von Dämel.

Dämlak
Wie Dachdämel.

Doffel
Derbe, unflätige Person ohne Umgangsformen.

Dolmes
Wie "Doffel", dazu sehr ungeschickt.

Fliegentütenheinrich
Spinner ohne Bodenhaftung.

Hahnebambel
Verweichlicht, feige, vertrottelt.

Hahnegackrich
Redet zu viel, albern, dumm.

Hornochse
Total dumm, stur, uneinsichtig.

Hundesohn
Verächtlichmachung der Herkunft.

Knatterpriem
Jemand, der mit einer Maschine/einem Fahrzeug knatternde Geräusche erzeugt.

Knetschbartel
Person, die an allem herummeckert – "Bartel" ist die Kurzform von Bartholomäus.

Loddrich
Liederlicher Mensch.
Konnte aber auch eine Verkleinerungsform des Vornamens Lothar sein.

Luhmich
Zwielichtige, etwas "schmierig" wirkende, unzuverlässige Gestalt.

Lundemann/Lundrich
Liederlicher Mensch.

Mährarsch
Extrem langsamer Mann.

Meckerarsch
Meckern wird zum Selbstzweck.

Naukepeterbums
Ähnlich wie "Fliegentütenheinrich". Spinner ohne Bodenhaftung.

Nibbenditsch
Verweichlichter, totaler Vollidiot.

Nieselpriem
Idiot, unfähig.

Schmott
Derbe Bezeichnung für Sperma.

Schwafelheini
Redet viel und dummes Zeug.

Windhund
Windig, gerissen, verschlagen.

Weiblich

alte Schabracke

Besen
Frech, aggressiv, gewalttätig.

Dorftrampel
Ungeschickt, unflätig, derb, dumm.

Drachen
Steigerung von "Besen", rabiat.

Flederwisch
Umtriebig, leichtlebig, gedankenlos.

Gähre
Ältere, tratschsüchtige Frau.

Heidelerche
Weltfremde, versponnene Frau.

Knetschrieke
Meckert ständig.

Mährsuse
Extrem langsame Frau.

Meckerzicke
Meckern wird zum Selbstzweck.

Muslärche
Wie Musrühre.

Musrühre
Wie Träne (Anspielung auf das Rühren der Mühle bei der Pflaumenmusherstellung).

Schaluppe

Schicksel
Unangenehme Frau. Leitet sich höchstwahrscheinlich vom jiddischen Schickse ab.

Schnärz
Zickige, freche Frau.

Schnapsdrossel
In großen Mengen Alkohol konsumierende Frau.

Schnippdistel
Große, dünne, schnippische Frau.

Schrapnell

Spinatwachtel
Zickige, arrogante Frau.

Träne
Extrem langsam, vertrieft, vertrottelt.

Trappstrulle
Weltfremde, schrullig Frau.

Zimtzicke
Übertrieben vornehm tuende Frau.

Für beide Geschlechter

Affenarsch
Ungehobelter Klotz, dumm.

Blähschaf
Dumm, einfältig.

Bläkrachen
Schreihals.

Blödian
Blöd, dumm, ungeschickt.

"eine Breschekte machen"
Sich wegen einer Angelegenheit unnötig ängstlich erregen.

Datterarsch
Redet viel unsinniges, albernes Zeug.

Dobbinger
Topfbinder. Fahrendes Volk, welches seinen Lebensunterhalt durch Topfbinderei, also das Umflechten zerbrochenen Keramikgeschirrs mit Drahtnetzen, bestritt. War sozial nicht sehr angesehen, die Bezeichnung war daher ein Synonym für verwahrloste Lebensweise.

driehärig
Vertrottelt, dumm, langsam.

Flasche
Wie "Niestüte".

Flitzpiepe
Verrückter, chaotischer Spinner.

Himmelsgärtner
Ausdruck für einen unfähigen und nicht sehr motivierten Gärtner, dem man ironisch unterstellte, er hoffe wohl, dass die Pflanzen in seinem Garten mit himmlischem Segen gedeihen.

Irrwisch
"Hans Dampf in allen Gassen" – allerdings etwas zuviel davon.

Klapskanter
Verrückter.

Knallerbse
Spinner, leicht verrückt, etwas exaltiert.

Kotzbrocken
Widerlich, unangenehm, derb.

Krakeelhahn
Sehr laute und vorlaute Person.

Krawallhocke
Extrem lautes, dominantes Kind.

Matschbirne
Steigerung von "Hahnebambel", faul.

Matschpflaume
Verweichlicht, vertrottelt, langsam.

Matzbläke
Vertrottelte, verklemmte, kommunikationsunfähige Person.

Memme
Wie "Hahnebambel", verweichlicht.

meschugge
Verblödet.

Muffel
Maulfaul, unfreundlich.

Musratz
Lahmer Volltrottel.

Neidhammel
Giftiger Neider.

Niestüte
Spinner, dumm, alltagsuntauglich.

Nölarsch
Penetranter, weinerlicher Meckerer.

Pfeife
Wie "Niestüte".

Pfeifendeckel
Wie "Niestüte".

Piesepampel
Verweichlicht, ohne Grundsätze, etwas eklig.

Quasselstrippe
Redet ununterbrochen.

Quatschkanter
Wichtigtuender, dummer Schwätzer.

Quengelarsch
"Nölt" ständig, nervt alle.

Rattenkopf
Unmöglicher Spinner.

Rattenschwanz
Dumme, unmögliche Person.

Runkelrübe
Unflätige Person.

Schluckspecht
Alkoholiker.

Schmatzrübe
Albern, frech.

Schnakenhascher
"Mückenjäger". Bezeichnung für einen weltfremden Spinner.

schnankrig
(Das dazugehörige Verb lautet folgerichtig "schnankern".)
Sehr wählerisch, anspruchsvoll.

Schweinepriester
Albern, Luftikus.

Schweineschnauze
Frech, lästig.

Stoppelhopser
Übermütig, gedankenlos, albern.

Tappinsmus
Sozial sehr ungeschickt, tritt in alle "Fettnäpfchen".

Tahtersche (Mehrzahl)
Zigeuner.

trihärig
Vertrottelt, viel zu lahm aus Bequemlichkeit, begriffsstutzig.

verknorzt
Bösartig und engstirnig zusammen.

Zijeiner
Zigeuner.

Derbe mundartliche Aufforderungen (Sehr unhöflich!)

Hännema!/Hennema!
Beeile Dich!

Härema!
Komm her! Gib das her!

Loussema!
Jetzt aber los!

Weggema!
Geh zur Seite!

Zum Schluss ein paar etwas derbe Anekdoten in Mundart

Ein Vater sagte einmal im Zorn zu seinem Sohn: "Looooohdaaar, ich schlaaah dir de Fresse breeed!" ("Lothar, ich schlage dir die Fresse breit!"), was Passanten durch ein offenes Fenster mitbekamen und damit Stadtgespräch wurde.

Ein männlicher Gast in der Bahnhofsgastwirtschaft, dem die Bedienung offensichtlich nicht rasch genug voranging, sagte einmal zur Schankfrau hinterm Tresen: "Wenn 'ch näch glei ä Hardn kreie, läch 'ch mei Däng uff de Dääähge!" ("Wenn ich nicht gleich einen Schnaps kriege, lege ich mein Geschlechtsteil auf die Theke!")
Darauf die Wirtin, nicht auf den Mund gefallen: "Na, da wär 'ch wo was zu Sähn kreie!" ("Na, da werde ich wohl was zu Sehen bekommen!")
Die Geschichte war bald darauf ebenfalls in der Stadt herum.

Eine etwas vollschlanke Nachbarin zeigte meiner Mutter einmal Fotos von irgendeiner Familienfeier. Mutter entdeckte besagte Nachbarin nicht gleich auf der Aufnahme. Darauf die Nachbarin selbstironisch: "Nä, siehsde du mich nur näch? 'ch bän 'och breed jenuch!" (Na, siehst du mich denn nicht? Ich bin doch breit genug!")

Sprichwörter aus meiner Gegend

Zunächst ein paar zum Thema "Sattheit".
Über Menschen, denen es an nichts fehlt, die aber dennoch permanent unzufrieden sind, wusste meine Großmutter folgendes Sprichwort: "Dem satten Mäuschen schmeckt das Mehl bitter!"
Jahre später, im Rahmen meiner Dritte-Hilfe-Tätigkeit in Österreich, lernte ich ein äthiopisches Sprichwort kennen, das vom Sinn her genau dasselbe aussagt. Nämlich: "Der Mann, den kein Hunger plagt, beklagt sich darüber, dass die Schale der Kokosnuss hart ist."
Nachdem ich in das vergleichsweise doch ziemlich wohlhabende Österreich gegangen war, erlebte ich den Wahrheitsgehalt dieser beiden Sprichwörter sehr oft. Manche "Probleme" von Menschen, die materiell wirklich ALLES hatten, waren für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar …

"Trockenbrot macht Wangen rot" … war während meiner Kindheit ein verbreiteter Spruch.

Wünsche: Meine Urgroßmutter Lina Einecke pflegte stets zu sagen: "Ein erfüllter Wunsch ist wie eine Katze. Er heckt (wirft) andauernd Junge."

Zwei Sprüche über das Phänomen des Schließens von der eigenen Schlechtigkeit auf Andere kenne ich aus meiner Kindheit:
"Es schaut immer nur derjenige hinter der Tür nach, der selber schon einmal dahinter gestanden hat."
Und:
"Alles was ich denk und tu, das trau ich auch dem Ander'n zu!"

Wenn jemand fluchtartig einen Ort verließ und dabei außerdem noch ein ordentliches Durcheinander hinterließ, sagte man:
"Er geht weg wie die Sau vom Troge"
oder
"Er geht weg wie der Ratz (Hausmarder) vom Taubenschlag".

"Gespannt wie ein Eckerchen": Eine angespannt-konzentrierte Haltung einnehmen. Bezieht sich möglicherweise, das ist aber nur eine Theorie, auf das Aussehen einer aufgeplatzten Buchecker, welches wie ein gespannter Gesichtsausdruck interpretiert werden kann.

Über die Helligkeitsverhältnisse zu Lichtmess (2. Februar) zitierte meine Großmutter stets einen alten Spruch, welcher lautete: "Zu Lichtmess müssen die Herren bei Tage essen."

"Garl Grause gann geene glee'n Gimmelgerner gau'n."
Ein im Raum Leipzig gebräuchlicher Dialektzungenbrecher.
"Übersetzung": Karl Krause kann keine kleinen Kümmelkörner kauen.

"Dös sei de Gag'nd, wu de Hasen Hosen un de Hosen Husen heß'n."
Selbstironischer Spruch über den Dialekt des Erzgebirges.
"Übersetzung": "Das ist die Gegend, wo die Hasen Hosen und die Hosen Husen heißen."

"Man darf den Leuten nichts weiß machen."
"Man darf die Leute nicht auf den Geschmack bringen, einen auszunutzen."

über den Mist heiraten
Ausdruck vom Land, wenn seinerzeit zum Zweck der Vermögensvergrößerung Bauernfamilien von ähnlichem materiellen Stand heirateten. Der Begriff "Mist" steht hier als Synonym für einen Misthaufen an der Grundstücksgrenze.

"Es steht einmal so auf den Säcken."
Ebenfalls ein Ausdruck aus dem bäuerlichen Milieu vergangener Zeiten. Wenn nämlich der Sohn, der den Hof einmal erben sollte, den gleichen Vornamen wie der Vater erhielt.

In früheren Zeiten, als die Landwirtschaft noch ausschließlich von Hand erledigt wurde, gab es in meiner Gegend einen bekannten Spruch, den man sagte, wenn bei der Arbeit auf dem Feld ein Gewitter heraufzog:
"Sgemmed driewe, sgemmed hälle,
joch de Liede von Fälle."
Übersetzung:
"Es kommt trübe, es kommt hell,
jagt die Leute vom Feld."

Und noch ein Spruch zum Thema Gewitter aus unserer Gegend fällt mir ein:
"Im August ziehen die Gewitter heim."
Darauf gemünzt, dass es in jenem Monat so viele Gewitter gibt.

"Das Geld geht weg wie die Hanne."
Ich kann nur spekulieren, dass es sich bei dieser Hanne möglicherweise um die Allegorie einer leichtlebigen Frau gehandelt hat.

Bürgerreporter:in:

Christoph Altrogge aus Kölleda

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