Neue Stolpersteine in Hannover
Am 18. September 2013 vollendete sich das Leben eines großen deutschen Juden. Marcel Reich-Ranicki, Überlebender des Warschauer Ghettos, starb im Alter von 93 Jahren. Am selben Tag wurden in der niedersächsischen Landeshauptstadt dreißig neue Stolpersteine an zehn Orten verlegt. Schön, dass auch die hannoverschen Oberbürgermeister-Kandidaten Stefan Schostok, SPD, (Lister Meile) und Matthias Waldraff, CDU, (Linden) vor Ort waren.
Drei Verlegestellen sollen etwas näher beleuchtet werden:
Vor dem ehemaligen Kepa-Kaufhaus in der Lister Meile 77-79 (früher: Celler Straße 107/108) setzte Stolpersteinerfinder Gunter Demnig acht Steine in das rote Fußgänger-Pflaster. Sie sollen an ehemalige Bewohner des Doppelhauses erinnern, unter anderen an Familie Weintraub, die dort ein Wäschegeschäft mit Versand betrieben hatte.
An der Feier nahmen u. a. teil:
Frau Hartmann, Hartmann‘sche Erben. Eduard C. Hartmann, der auch eine Autogarage in der Edenstraße 13 betrieb, war in den 1930-er Jahren Eigentümer der Häuser Celler Straße 107/108,
Herr Kreutzmann, Nachfahre des Handelsvertreters Albert Kreutzmann, der im 3. Stock des Hauses Celler Straße 108 wohnte,
Frau und Herr Lehmberg, Deutsch-Israelische Gesellschaft,
Frau Sowa, Herr Dr. Kreter, beide Netzwerk „Erinnerung und Zukunft“ der Landeshauptstadt Hannover,
Herr Schostok, SPD, hannoverscher Oberbürgermeister-Kandidat,
Herr Dr. Schulze, hervorragender Kenner des Judentums.
Schräg gegenüber vom Historischen Museum Hannover erinnern 2 Stolpersteine an Max Moses Heinemann und Rosa Heinemann. Max Heinemann hatte zunächst ein Herrenausstatter-Geschäft in der Burgstraße 1. Mitte 1930, noch vor der konsequenten Judenverfolgung (Rassengesetze 1935!), konnte er das Haus Holzmarkt 3 erwerben, dazu gehörte auch das Haus Kramerstraße 12.
Extra zur Feierstunde reiste der Enkel George Simmons aus San Carlos/California, nahe San Francisco, an. „Ich war als Kind oft bei meinem Großeltern, kann mich noch sehr gut an das Haus Holzmarkt 3 und seine Umgebung erinnern“, sagte der US-Bürger mit deutschen Wurzeln und fuhr fort: „Nach der Kristallnacht flüchteten meine Großeltern nach Holland. Es war eine Flucht in den Tod, wie wir heute wissen. Sie wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet“. Kurze Pause, dann: „Bei meinem Hannover-Besuch nach dem Krieg stellte ich fest, dass das Haus (Anm. Holzmarkt 3) fast vollständig erhalten geblieben ist“. Mr. Simmons hat Recht, wie es die „angehängten“ Fotos beweisen.
Zum Schluss soll noch an die Gedenkfeier in Linden, Falkenstraße 1, erinnert werden. Hier lebte Hermann Blumenthal mit Familie. Das Geschäft „Baby-Bazar“ lag schräg gegenüber, in der Deisterstraße 9. Über die Biografie des Geschäftsmannes braucht hier nicht berichtet werden.
Der Hobby-Historiker Michael Juerging hat in seiner Berichtsreihe „ Schicksale jüdischer Geschäftsleute am Schwarzen Bären“ auch sein Leben erforscht.
http://www.lebensraum-linden.de/internet/page.php?...
Ohne den Lindener Netzwerker Jürgen Wessel wäre die Feierstunde undenkbar gewiesen. Er ist der Sponsor des Stolpersteins. Dafür herzlichen Dank, lieber Jürgen.
Bürgerreporter:in:Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.