Fototipps: Über die Schwierigkeiten, ein Model zu finden
Auch wenn die Mehrzahl der von mir bei myheimat veröffentlichten Fotos es nun nicht unbedingt nahelegen: am liebsten fotografiere ich hübsche junge Damen als Porträt, Beauty und insbesondere als Akt. Dieses Thema hatte schon seit alters her in der Kunst Bedeutung. Der Mensch ist eben das interessanteste Objekt für den Menschen. Für einen Fotoamateur, der sich gerade diesen Motivbereich zuwendet, türmt sich dabei allerdings haushoch ein gewisses Problem auf. Während bei berühmten Fotografen und Profis bereitwillige Models vermeintlich die Türen einzurennen scheinen, stellt sich für den normalen Fotohobbyisten die Frage: Woher bekomme ich ein passendes Model für meine ersten Aufnahmen?
Weil die Fotoszene nach meinem Geschmack bei myheimat etwas zu kurz kommt, will ich ab und zu mit Beiträgen zu Fotothemen den Fokus auch mal auf dieses schöne Hobby richten. Heute soll das Thema Model-Suche besprochen werden.
In den einschlägigen Ratgebern zum Thema Aktfotografie wird gerne von den Autoren auf einen gewissen „Teufelskreis“ hingewiesen. Aktmodelle gewinne man, indem man potentiellen Models schon geschossene Bilder von anderen Models präsentiert und damit die angesprochene Mädchen (oder auch Männer, schließlich herrscht Gleichberechtigung) begeistert und gleichzeitig seine seriöse Absichten nachweist. Nur, um eben solche tollen Bilder zeigen zu können, muss man zuvor solche aufnehmen und dazu werden Models gebraucht, die man aber wiederum nur bekommt, wenn … okay, der Kreislauf ist klar.
Wie also beginnen, wenn wir mal was anderes als Häuser, Landschaften und Tiere im Zoo vor die Linse bekommen wollen? Manchmal wird geraten, mit dem eigenen Lebenspartner, engen Angehörigen oder Freuden zu beginnen, andere Autoren warnen hingegen vor dieser Herangehensweise. Ich würde das differenzierter sehen. Ist man mit einem gutaussehenden, fotobegeisterten und Shooting-erfahrenen Model verheiratet, dürfte das ganz gut klappen. Andersfalls sind gewisse Schwierigkeiten vorprogrammiert. Damit meine ich nicht nur Fehler bei der Model-Anleitung (Der Satz „Schatz, drehe dich mal etwas, damit man die Speckröllchen nicht so sieht“ könnte durchaus einen angestrebten gemeinsamen harmonischen Abend in Frage stellen). Viel problematischer ist, dass bei Aktfotografen-Anfängern Geduld und Verständnis seitens des Models für das Fotohobby gefragt sind, die der jeweilige Lebenspartner nicht unbedingt immer mitbringt. Denn Posing ist sehr anstrengend für das Model, es ist richtige Arbeit.
Wer sich einem neuen Themenbereich zuwendet, beschäftigt sich wahrscheinlich erst einmal theoretisch mit der Sache. Als ich mit der Aktfotografie vor vielen Jahren anfing, war das Angebot an Lehrbüchern dazu noch recht übersichtlich (ein damals erstandenes Buch von Klaus Fischer mit dem schlichten Titel "Aktfotografie" finde ich übrigens immer noch ziemlich gut, wer es antiquarisch erhalten kann, sollte zugreifen), heute quellen die Regale des Buchhandels fast über vor Anleitungen, „Profi-Workshops“ und Einführungen in die Aktfotografie. Doch so wenig, wie man durch Lesen das Autofahren oder etwa die Kampfkunst des Judo erlernen kann, so gering sind auch die Chancen, allein durch das Studium diverser Literatur zum Könner zu werden. Das Ziel, gute Fotos zu schießen, erreicht man nur durch die Praxis und dem Lernen aus eigenen Fehlern. Von Zufallstreffern einmal abgesehen, werden die ersten Gehversuche auf dem neuen fotografischen Betätigungsfeld deshalb wahrscheinlich nicht berauschend sein. Wenn sich also die beste Ehefrau von allen - mehr, um einen einen Gefallen zu tun, denn aus Interesse an der fotografischen Betätigung - überreden lässt, wird sie aber schnell die Geduld verlieren, wenn immer und immer wieder verschiedene Lichtsetzungen und Posen ausprobiert werden, ohne dass die Ergebnisse auf dem Kameradisplay nun zu Begeisterungsstürmen Anlass böten. Das geht nur gut, wenn das Model bildhübsch ist (unvorteilhafte Bilder damit praktisch ausgeschlossen sind) und es außerdem vor der Kamera selbstständig ohne Anleitung richtig posieren kann. Ansonsten dürften die ersten Bilder dem Model nicht sonderlich gut gefallen (und dem Fotografen auch nicht), was zu Frustrationen führt. Wenn aber ein Model nicht mit Interesse und Freunde bei der Sache ist, ist dies in aller Regel den späteren Bildern anzusehen. Die Fotos können einfach nicht gut werden, was wiederum den Frust verstärkt und … ein zweiter Teufelskreis tut sich hier auf. Ein Modelshooting, sei es nun Akt, sei es mit Bekleidung, ist eben immer eine Teamleistung von Fotograf und Model und erfordert von beiden Seiten Engagement.
Hinzu kommt: Hat man letztendlich doch ein paar gute Fotos bei seinen „Probeaufnahmen“ vom Partner erzielt und möchte die Aufnahmen stolz im Bekanntenkreis zeigen oder gar im Rahmen einer Fotoausstellung im örtlichen Dorfgemeinschaftshaus präsentieren, könnte der nächste Ehestreit damit vorprogrammiert sein. Deswegen: steht der Partner nicht vorbehaltslos hinter den fotografischen Ambitionen des angehenden Aktfotografen, sollte man lieber seine Frau oder Freundin nicht zu einem Shooting überreden.
Was also tun? Wer Mitglied in einem FKK-Verein ist, findet hier wahrscheinlich eine Reihe von potentiellen Ansprechpartnern. Aber sonst? Drei Wege können zu erfolgreichen ersten Fotoaufnahmen führen.
Weg 1: Zwischenzeitlich sind die Angebote für Aktfotoworkshops wie Pilze aus dem Boden geschossen. Ist das Lehrangebot gut, bieten derartige Kurse eine fabelhafte Möglichkeit, erste Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln, den Umgang mit dem Model zu lernen (ein wichtiger Punkt, der oft vernachlässigt wird) und einige vorzeigbare Ergebnisse mit nach Hause zu nehmen. Diese Angebote sind ihr Geld wert. Es gibt leider aber auch Workshops, da sorgt der Veranstalter zwar für ein Model und stellt ein Studio zur Verfügung, dann aber wird das „Rudelschießen“ eröffnet. Sechs, sieben oder noch mehr Fotografen knipsen gleichzeitig ein Model. Ich frage mich, wie es kommt, dass da aus jeder Aufnahmeposition (für jeden Fotografen bietet sich ja ein ein bisschen anderes Bild) offenbar das Licht und die Haltung des Models gleichwohl immer stimmt (Sonst würde ja nicht jeder gleichzeitig fotografieren, oder?) Na ja, man sollte sich jedenfalls über die Aufnahmebedingungen bei solchen Workshops und Kursen vorher informieren, um nicht möglicherweise viel Geld für schwache Ergebnisse auszugeben.
Als ich vor über 30 Jahren mich der Aktfotografie zuwendete, war das Angebot an solchen Kursen allerdings noch sehr spärlich gesät. Kommen wir zum Weg 2. Ich fragte potentielle Models aus meinem erweiterten Bekanntenkreis, die mir fotogen erschienen. Gut, es war nicht meine Sache, einfach fremde oder mir kaum bekannte Menschen anzusprechen und zu fragen, ob sie wohl für Aktaufnahmen zur Verfügung stehen. Leichter fiel mir aber die Frage, ob ich die betreffende Peron einmal porträtieren dürfe. Mit einem „Nein“ musste ich natürlich auch hier rechnen, aber ich denke, es kam viel seltener vor, als wenn ich gleich Aktaufnahmen angesprochen hätte. Für Porträts fanden sich eigentlich immer bereitwillige Models, selbst ohne Reverenzen vorlegen zu müssen. Der Vorteil: Bei den Porträtaufnahmen lernt man sich kennen, man übt den Umgang mit und die Anleitung des Models und kann schon einmal beweisen, dass man passable Aufnahmen machen kann. Wenn die Ergebnisse dem Model gefielen (und es war Ehrensache, dass sie ein paar schöne Abzüge erhielt) wurden weitere Shooting-Termine verabredet. Oft kam von den jungen Damen dann die Anregung, mehr als nur ein Porträt zu machen. Sie brachten schicke Kleider mit, über Bademoden oder Dessous gelangten wir dann im Laufe der Zeit auch zu Aktaufnahmen, nicht in jedem Fall, aber oft. Und plötzlich stellten die Modelle einem ihre Freundinnen vor, die die Fotos gesehen hatten und jetzt auch ähnliche Bilder von sich selbst haben wollten.
Weg Nummero 3: Im Zeitalter des Internets hilft der Computer. Es gibt Model-Börsen, etwa bei der „fotocommunity“ (www.fotocommunity.de/models) oder auf Akt.de (www.akt.de/models.html), um nur zwei zu nennen. In der Regel müssen diese Models aber gegen Honorar gebucht werden, ein Shooting auf TFP-Basis (= Time for Pictures, d.h., das Model opfert seine Zeit und bekommt als Entlohnung Fotos) dürfte hier eher die Ausnahme sein.
Zum Schluss noch ein paar Hinweise für das erste Akt-Shooting:
Für nicht professionelle Modelle kostet es meist - auch wenn sie selbstbewusst sind – sogar heute noch beim ersten Mal etwas Überwindung, sich nackt einem relativ fremden Menschen zu zeigen Als erstes Vorhaben sollte deshalb nicht gleich der klassische Akt gewählt werden. Es hilft, zu Anfang dem Model Tücher oder ähnliche Bekleidungsstücke in die Hand zu geben, mit dem es sich zumindest zum Teil verdecken kann (außerdem sind Aufnahmen, auf denen mehr zu erahnen als zu sehen ist, oft viel erotischer). In vielen Fällen - insbesondere wenn eine irgendwie geartete Veröffentlichung geplant ist - stoßen Detailaufnahmen (etwa eine Brust oder eine wohlgeformte Rückenlinie mit Po-Ansatz und allgemein Bilder, wo das Gesicht nicht erkennbar ist) - beim Model eher auf Zustimmung.
Weil Schwarzweiß-Fotos abstrahieren, wirken sie oft „edel“ und „künstlerisch“, jedenfalls eher als Farbaufnahmen. Deshalb sollten die ersten Ergebnisse, die dem Model übergeben werden, am besten in Schwarzweiß gehalten sein. Solche Bilder kommen zumeist an.
Ein weiterer psychologischer Punkt für den Aktfotografen-Anfänger: Zwar sind heute die meisten kleinen Kameras technisch ebenfalls in der Lage, brillante Fotos zu machen. Um gegenüber dem Model seriös zu wirken, sollte man zumindest anfangs aber eine etwas größere, dicke Kamera zur Hand haben. Das wirkt irgendwie professioneller.
Wichtig ist natürlich vor allem der richtige Umgang mit dem Model während der Aufnahmen. Hier werden gern kapitale Fehler gemacht. Dabei muss das Model sich wohl fühlen. Schließlich sind Fotograf und Model ein Team, nur gemeinsam entstehen gute Fotos. Aber dieses Thema sprengt hier den Rahmen. Vielleicht schreibe ich später dazu einmal einen eigenen Beitrag.
Und gaaanz wichtig (ich sage dass aus leidvoller Erfahrung, weil ich im jugendlichen Leichtsinn vor 30 Jahren mich auf mündliche Absprachen beschränkt habe und mit den alten Bildern mangels schriftlich fixierter Modelverträge jetzt nicht mehr viel anfangen kann, jedenfalls dann nicht, wenn ich kein rechtliches Risiko eingehen will): Ein schriftlicher Modelvertrag, der alles regelt, was sowohl der Fotograf als auch das Model mit den Bildern machen darf, ist dringend anzuraten. Mehr dazu habe ich in einem früheren Beitrag zum Thema Fotorecht geschrieben. Hier der Link:
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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