Ich nehm's mit

Zu den Hoch- und Blütezeiten mittelalterlichen Wallfahrtswesens musste man sich nicht zwingend selbst auf den Weg machen. Wer den Weg zu einem der großen Wallfahrtsorte nicht gehen konnte oder wollte, hatte die Möglichkeit, jemanden stellvertretend auf die Reise zu schicken. Vorausgesetzt, man hatte das nötige Kleingeld, denn der Stellvertreter ließ sich das natürlich bezahlen. Beliebt war das unter anderem bei denen, die zur Strafe auf Wallfahrt gehen mussten, um für ein Verbrechen zu sühnen.
Als ich heute morgen die Stadt Auch verließ, musste ich an diese Gepflogenheiten denken. Gott sei Dank gibt es das in dieser Form nicht mehr. Spannenderweise lebt aber eine Variante weiter, an der ich nichts Fragwürdiges finde.
Wenn man heute z. B. sagt, dass man auf Wallfahrt nach Lourdes geht, dann bitten ganz viele Menschen darum, ihr Anliegen mitzunehmen und für sie eine Kerze an der Grotte anzuzünden. Auch das ist eine Art Stellvertretung. Für manche Menschen ist das, als wären sie selbst an diesem Ort und würden Gott um Hilfe bitten.
Ein paar Tage bin noch unterwegs. Falls auch Sie ein Anliegen haben, schreiben sie's in die Kommentare - sofern es Ihnen nicht zu persönlich ist. Ich nehm's dann mit.

Bürgerreporter:in:

Markus Dörre aus Gersthofen

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