Mir ist fast jede Ecke an das Herz gewachsen...

Abriss ja oder nein?
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Die „Wohlfühlstadt“ Gersthofen hat seit Wochen ein Thema, bei dem sich viele Gersthofer absolut nicht „wohl“ fühlen. Es geht um die Errichtung des neuen Einzelhandelszentrum „Neues Forum“ in der Stadtmitte. Zusätzliche Brisanz erhält die Diskussion über das Für und Wider durch die Absicht, auch die Strasser-Villa, in dem das Kulturamt untergebracht ist, ebenfalls abzureißen. Bei einer Sitzung des Planungsausschusses ergriff Altbürgermeister Siegfried Deffner das Wort und sprach sich vehement gegen den Abriss des ca. 100 Jahre alten Gebäudes aus. Der myheimat-Mann nahm dies zum Anlass bei Deffner nochmals nachzufragen.

Als Einleitung für das Gespräch zitiert der Pressemann das Gedicht von Heinrich Heine „Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.“ Könnte Deffner sagen „Denk ich an Gersthofen in der Nacht....?“ „Nein, ganz so schlimm ist es nicht“, erklärt das ehemalige Stadtoberhaupt. „Aber dieses Thema hat mich emotional stark bewegt. Nach 24 Jahren im Amt ist mir fast jede Ecke in Gersthofen an das Herz gewachsen.“ Weiter: „Die wenigen historischen Gebäude, die wir haben, sind für viele Gersthofer mit so viel Erinnerungen verknüpft, dass es eine Geschichtslosigkeit wäre, die Villa zu schleifen.“ Deffner legt Wert auf die Feststellung, dass ihn niemand beeinflusst hat, sich nach Jahren der politischen Enthaltsamkeit zu äußern. Er bedauert, dass Stadträte seiner eigenen Partei für den Abriss der ehemaligen Strasser-Villa gestimmt haben, hofft aber, dass sich noch die Vernunft durchsetzt. Er verhehlt nicht, dass viele Bürger -auch der jüngeren Generation- ihn angesprochen haben und ihr Unverständnis gegenüber den Plänen der jetzigen Stadtregierung geäußert haben. Er schließt die Möglichkeit einer Mitwirkung bei einem Bürgerentscheid nicht aus, will sich aber für keine Partei „instrumentieren“ lassen.

Deffner krititsiert auch massiv die Informationspolitik der Stadt in Sachen „Neues Forum“. Der Bürger kommt sich „verarscht“ vor, wenn eine Bürgerbeteiligung Ende Mai vorgesehen ist. Inzwischen seien Fakten geschaffen worden, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Er lässt seiner Unzufriedenheit freien Lauf: „Zur Amtsführung von Bürgermeister Jürgen Schantin in dieser Angelegenheit habe ich eine große Distanz...“ Deffner plädiert für einen Architekten-Wettbewerb; verschiedene Modelle könnten dann der Öffentlichkeit vorgestellt werden; darunter die Miteinbeziehung der Villa in das Ensemble. Als Beispiel für eine geglückte Integration von Alt und Neu nennt er die alte Stadteiche bei der Stadthalle. Absolut unrealistisch findet Deffner Überlegungen, die Bahnhofstraße durch verkehrsleitende Maßnahmen zu entlasten. Die Bahnhofstraße ist eine Staatsstraße und dient außerdem als Umleitung bei Störungen auf der Autobahn A8.

Der Pressemann nutzt die Gelegenheit um noch etwas über den „Ruheständler“ Deffner zu erfahren. Hat er den Abschied vom Bürgermeisteramt gut verkraftet? „Ja, auf jeden Fall“. Die Antwort kommt ohne Zögern. „Ich habe den Zeitpunkt selbst ohne Druck gewählt und mich gut vorbereitet.“ Und wie verbringt er seine Zeit? Hier ist der Ex-Rathauschef etwas zurückhaltend. „Ich habe jetzt endlich Zeit mein Haus mit Garten zu genießen.“ Er unternimmt mit seiner Familie längere Urlaubsreisen; heuer soll es wieder in die USA gehen. Für gesellige Schafkopfrunden ist er auch zu haben. Außerdem liest er gerne, vorzugsweise Biographien von Politikern. Na, dann. Vielleicht schreibt er mal selbst ein Buch über unsere „Wohlfühlstadt“. Stoff gäbe es ja genug...

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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