Kommunikator zwischen Politik und Technik
Die städtebauliche Entwicklung Gersthofens wird zum großen Teil durch das Wirken seines Stadtbaumeisters bestimmt. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, die in den letzten Jahren durch neue Herausforderungen wie z. B. Energiesparkonzepte, Umweltschutzbestimmungen und dem demografischen Wandel in der Bevölkerung noch anspruchsvoller geworden ist. Seiner Bedeutung gemäß kann der Stadtbaumeister als eine Person des öffentlichen Interesses bezeichnet werden. Für den myheimat-Mann Anlass genug Thomas Berger näher kennenzulernen.
Das Gespräch kommt überraschend schnell zustande. Zuerst werden einige Photos gemacht, für die Berger bereitwillig auf die Wünsche des Pressemannes eingeht. Der Chef des Baureferates ist -unterstützt von ca. 15 Mitarbeitern im engeren Kreis- seit 2004 für die Stadt Gersthofen tätig. Der 50-Jährige war zuvor 15 Jahre lang selbständiger Architekt. In Augsburg. Durch entsprechende Weiterbildungen setzte er Schwerpunkte in „Städtebau“ und „Projektmanagement“. Er betrachtet seine Stellung als „Traumjob“. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Seinen Wohnsitz in Augsburg, Bismarck-Viertel, hat er beibehalten. Schon nach einigen Minuten erkennt der Pressemann, dass sein Gesprächspartner kein Freund von schnellen, einfachen Antworten ist. Es gibt bei ihm kein „Schwarz/Weiß-Denken“. Er liebt die Zwischentöne und sucht nach passenden Formulierungen, die auch eine Portion „Querdenken“ verraten; vermeidet dabei, sich in eine bestimmte Ecke drängen zu lassen. Bei manchen Entscheidungen muss er zwischen Technik und Politik vermitteln. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass bei manchen Bauvorhaben ein Verlust von alter, gewachsener Bausubstanz zu beklagen ist“, räumt er ein. Er studiert gerne alte Stadtlandschaften und sieht es als Idealzustand an, „wenn sich im Neuen noch Hinweise auf das Alte finden lassen“. Bei Konflikten zwischen den berechtigten Sorgen Einzelner und dem Allgemeinwohl gilt es zu vermitteln. Auch die zunehmende Flächenversiegelung sieht er mit einem kritischen Auge, selbst wenn Ausgleich an anderer Stelle stattfindet. „Man führt manche Sachen mit Schmerz aus...“ Bei offiziellen Anlässen wie z. B. Einweihungsfeiern hält er sich gerne im Hintergrund, was seiner ruhigen unauffälligen Art entspricht.
Berger zollt den Umweltschutzverbänden wie z. B. Greenpeace oder Bund Naturschutz Anerkennung - „es ist gut, dass es sie gibt.“ Grünes Gedankengut ist ihm nicht fremd – er fährt gerne mit dem Fahrrad in die Arbeit. Wenn ihm nach „Grün“ zumute ist, kann man ihn im Siebentischwald radeln (samt Anhänger) sehen.
Was macht eigentlich ein Stadtbaumeister? Einfach gesagt: er kümmert sich um sämtliche bauliche Angelegenheiten. Dazu gehören langfristige Planungen zur Stadtentwicklung, (Bauleitplanung in Form von Flächennutzungs- und Bebauungsplan), Verwaltung von städtischen Gebäuden und Liegenschaften, Prüfung von Bauvorhaben und Planung und Überwachung von Straßen- und Kanalbau. Berger bereitet Entscheidungsprozesse vor wie z. B. „Lohnt sich die energetische Sanierung der Hauptschule oder soll gleich der Abriss erfolgen?“ Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bearbeitung der Anträge ansiedlungswilliger Industrie- und Gewerbebetrieben. Die Stadt Gersthofen hat ein reges Interesse an solchen Betrieben. Zügige Bearbeitung ist selbstverständlich. Dabei sind u. a. folgende Fragen zu klären: Wie kann die Ansiedlung unterstützt werden? Sind die Produktionsstätten mit der bestehenden Bauleitplanung vereinbar? Ist die Umweltverträglichkeit gegeben? Grundsätzlich sieht sich Berger in seinem Aufgabenbereich als Kommunikator zwischen Technik und Politik. Seine Kunst ist es, die oft schwierigen Sachverhalte verständlich an den Stadtrat „rüber“ bringen. Das letzte Wort hat dann die Politik, sprich Stadtrat.
Sieht der Stadtbaumeister in Gersthofen „Bausünden“? Mit einem vieldeutigen Lächeln der Spruch: „Das Bessere ist des Guten Feind.“ Geht’s ein bisschen deutlicher? Nach einer Überlegungspause: „Zeitgemäße Optimierungen und Anpassungen von städtischen Einrichtungen wären möglich, aber – ein „Architekt ist ja nie zufrieden“. Mehr ist aus ihm nicht herauszuholen. Er sieht auch die Vorgänge um das Augsburger Bauprojekt „Curt-Frenzel-Eisstadion“ differenziert. „Jedes Projekt ist ein Unikat und hat seine Tücken, besonders wenn nachträglich Anforderungs-Parameter geändert werden.“
Zum Schluss hat sich der Pressemann eine besondere Frage aufgespart. Angenommen, es gäbe eine Fee für „Bauangelegenheiten“, die Berger einen Wunsch offeriere – was würde er sich wünschen? Berger überlegt lange, keine spontane Antwort. Schließlich: „Ich möchte meine Arbeit so ausführen, dass sie sich später noch als gut erweist. Ich will dazu beitragen, dass durch mein Wirken die Lebensqualität unserer Bürger nicht gemindert wird; es wäre schön, wenn sie sogar gesteigert werden könnte.“
Ein Wunsch, den man allen Entscheidungsträgern empfehlen könnte. .Also, wo bleibt die Fee...?
Bürgerreporter:in:Gerhard Fritsch aus Gersthofen |
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