Ratsbegehren vs. Bürgerbegehren
Keine Zukunft für Gersthofen ?

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Verhindert die Beibehaltung von ca. 80m Durchgangsstraße für den Individualverkehr die Zukunft
(einer lebendigen und lebenswerten Innenstadt ) Gersthofens?

Dieser Eindruck entsteht, liest man das persönliche Anschreiben der Gersthofer Amtsleitung vom 12.03.2024, das inzwischen alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger Gersthofens erhalten haben dürften.

Einige durchaus wahlentscheidende Informationen zum Hergang, Umfang und Ausmaß der Planungen zur Innenstadtentwicklung Gersthofens sind bisher aber nicht offen dargelegt oder verständlich mitgeteilt worden.

"Uns ist bewusst, dass eine solche Veränderung und große Umgestaltungsmaßnahmen auch Sie berührt und beschäftigt, da es natürlich nicht nur in der Innenstadt, sondern auch im gesamten Stadtgebiet Veränderungen mit sich bringen wird." 
(Schreiben der Amtsleitung der Stadt Gersthofen vom 12.03.2024, S.1, 6. Abs.)

Dieses Eingeständnis überrascht und verwirrt, wurde doch bisher in den Infoveranstaltungen und -material zum Ratsbegehren der Stadt Gersthofen und den unterstützenden Parteien nur das "Grüne Herz" und die Neugestaltung/Belebung des Rathausplatzes in Zusammenhang mit der Teilsperrung der Bahnhofstraße gebracht.

Wenn nicht schon früher, so doch spätestens jetzt, stellen sich den  interessierten Gersthoferinnen und Gersthofern so manche Fragen hinsichtlich dem, was denn hier tatsächlich geplant ist:

1. Was heißt "Große Umgestaltungsmaßnahmen im Stadtgebiet"?

Die Stadt Gersthofen beauftragte die Fa. OPLA-Büro für Ortsplanung und Stadtentwicklung in Augsburg, erstmals ca. 2018, ein "Sanierungsgebiet "Stadtkern" Gersthofen" flächenmäßig festzustellen:
Die Grenzen des 34 ha ( = ca. 340.000 m2 ) großen Gebiets sind im Norden die Bruckner- und Kirchstraße, im Osten die Bgm.-Langshans-, die Frühlings-,und die Kirchstraße, im Süden die Flur-, Feld-, und Grießstraße, im Westen die Mendelssohn- und Brahmstraße  ( im Bild gestrichelte Linie; Stand 24.06.2020).

Der "Stadtkern" Gersthofen wird am 31.07.2020 als "Sanierungsgebiet" vom Gersthofer Stadtrat beschlossen.
Siehe nachfolgenden Link:
Satzung über die förmliche Festlegung eines Sanierungsgebiets "Stadtkern"

2. Fragen zum Mobilitätskonzept bleiben offen: Welche Faktoren und Zahlen werden der aktuellen Verkehrsplanung letztlich zu Grunde gelegt?  

Der Experte der Bernard-Gruppe bestätigte in seiner Präsentation "Stadt Gersthofen - Mobilitätskonzept mit Fachbeitrag für die Innenstadt" in der Stadtratssitzung vom 22.11.2022 mit den erhobenen Verkehrszahlen einen Rückgang des Individualverkehrs von 2019 bis 2022. Als Gründe hierfür werden u.a. die Corona-Maßnahmen, die dadurch veränderten Arbeitszeitmodelle, und "Home-Office" Angebote genannt. Weiterhin ist dem Sitzungsprotokoll die Aussage zu entnehmen, dass der Gesamtverkehr an der Strasserkreuzung seit 2021 nicht angestiegen ist (S.9 Sitzungsprotokoll Stadtrat 22.11.2022).

Laut Experten der Bernard-Gruppe (Anmerkung: Die BERNARD Gruppe liefert alle Beratungs-, Planungs- und Realisierungsingenieurleistungen in den Geschäftsfeldern Energie, Industrie, Infrastruktur und Mobilität ) werden die prognostizierten Zahlen dann erreicht, wenn alle geplanten Nachverdichtungsprojekte im Stadtgebiet Gersthofens durchgeführt werden. Das heißt, wenn alle sog. „Potenzialflächen“ (=Entwicklungsflächen) sowohl im gesamten Sanierungsgebiet "Stadtkern" mit Wohn- und Gewerbebebauung gefüllt/ verdichtet wurden gemäß den vorliegenden Planungsvorschlägen, als auch im Sanierungsgebiet "Gersthofen-West". Hier ist z.B. die Neugestaltung bzw. Neubebauung des Hery-Park-Geländes (ca. 1700 -2000 Einwohner) bereits in Planung. 
(siehe „Sanierungssatzung Gersthofen-West vom 20.11.2022, online einsehbar auf der Webseite der Stadt Gersthofen).
 
Wie aktuell sind letztendlich die Verkehrsprognosen der Gutachten? Welche Parameter sind hier konkret eingeflossen?

"Der Verkehrsgutachter ist nach mehreren Forderungen unsererseits den Nachweis schuldig geblieben, dass es eine überzeugende Lösung für den Verkehr in der Bahnhofstrasse gibt. Wir haben Zweifel, dass eine Umleitung über Thyssen- und Schubertstraße funktioniert. Schleichverkehr über die zur Bahnhofstraße anliegenden Wohngebiete halten wir für viel wahrscheinlicher".
( Statement der CSU Gersthofen zum Bürgerentscheid / myheimat v. 21.03.2024 )

3. Wird der heutige Stadtpark verkauft und bebaut ?

Diese Frage wurde bereits mehrfach an die Amtsleitung gestellt. Diese Frage sei nicht relevant und nicht im Zusammenhang mit der Teilschließung der Bahnhofstraße zu sehen. Die Frage habe nichts mit diesem Bürgerentscheid zu tun. 
Es wurde stets darauf verwiesen, dass es hierzu keine Beschlüsse gibt.

Dem entgegen stehen jedoch beispielhaft folgende Aussagen und Berichte:

-Öffentliche Beschlussfassung des Stadtrats vom 4. Oktober 2023 "Stadtpark und City-Center":
"Die Verwaltung wird beauftragt auf der Grundlage der Mehrfachbeauftragung die nächsten Schritte mit dem Architektenbüro Behnisch und dem Eigentümer des City-Centers vorzubereiten und dem Stadtrat vorzulegen. Die Planungen umfassen die Erweiterung des City-Centers, den heutigen Stadtpark, den Umbau des City-Centers und die Bebauung des heutigen Parkdecks."

- Bericht in region-a3.com vom 05. Dezember2023:
"Drei Beschlüsse wurden bereits gefasst: Und zwar zum Bau des Grünen Herzens mit Park auf der Potentialfläche, der Entsiegelung des Rathausplatzes und Sperrung der Bahnhofstraße. Des Weiteren der Beschluss zur Bebauung des Stadtparks und der Weiterentwicklung des City-Centers." (Bürgermeister Michael Wörle)
( Volltext Region-a3.com; News; Gersthofens Grünes Herz )

- Bericht Augsburger Allgemeine / Augsburg Land vom 03.12.2021
"Aus dem Loch wird ein Park, aus dem Stadtpark ein Wohnviertel und das City-Center wächst gewaltig. Gersthofen will die Innenstadt in eine riesige Baustelle verwandeln".
(Volltext: Augsburger Allgemeine 03.12.2021)

- Augsburger Allgemeine vom 29.03.2021
Die Planer hatten mehrere Varianten vorbereitet, wie der Stadtpark bebaut werden kann. Die erste Variante sieht eine Nachverdichtung auf dem heutigen Stadtparkgelände mit einer Geschossigkeit von vier bis fünf Stockwerken vor - also die gleiche Höhe wie bei den Wohnungen auf dem City-Center.
"Das ist eine moderne städtische Entwicklung, das muss der eine oder andere Bewohner des City-Centers aushalten", betonte Gersthofens Stadtbaumeister Markus Naß.
( Volltext: Augsburger Allgemeine 29.03.2021 )

-Augsburger Allgemeine vom 16.06.2023
Frank Arloth ( CSU Fraktion Gersthofen): "Wir sind gegen den Verkauf des Stadtparks hinter dem City-Center. Dieser soll verkauft werden, unterirdisch sollen dann ein Drogeriemarkt und ein Discounter die Attraktivität des dahindümpelnden Einkaufszentrums verbessern. Oberirdisch würde dann Wohnbebauung entstehen. Auf diese Weise soll das Gersthofer Loch finanziert werden, für das die Stadt knapp 20 Millionen bezahlt hatte. "
( Volltext: Augsburger Allgemeine 16.06.2023 )

-Stadt Gersthofen Onlinetreff am 11.03.2024
Herr Bürgermeister Wörle: "Für mich war immer klar, dass wir keine zwei Parks brauchen und, dass ein Park für dieses Geld, das die Stadt da gesetzt hat, aus meiner Sicht durchaus auch durch den Verkauf einer gewissen Fläche, wieviel auch immer dieser Fläche, verkauft wird, eine gewisse Refinanzierung auch zu erfolgen hat".

-Augsburger Allgemeine vom 25.11.2022
Stadtpark-Bebauung: Gersthofen läuft beim City-Center die Zeit davon
Wie Bürgermeister Michael Wörle und Stadträte schon früher betonten, soll der Verkauf des Stadtparks nicht zuletzt dazu dienen, die Ausgaben für den Kauf der Potenzialfläche zu kompensieren.

"Ich kann jederzeit mit der Erweiterung des City-Centers und der Wohnbebauung, die unbedingt dazugehört, anfangen." (Bernd Schwarz, Eigentümer des Einkaufszentrums)
(Volltext: Augsburger Allgemeine Plus+ vom 25.11.2022)

Weitere Informationen folgen in Bälde.

Bürgerreporter:in:

Alexander Merz aus Gersthofen

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