Was macht eine Musikkapelle, die nicht auftreten darf?

Die Stadtkapelle am Feiertag "Heilige Drei Könige" auf dem Müllberg (Foto: Stadtkapelle)
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  • Die Stadtkapelle am Feiertag "Heilige Drei Könige" auf dem Müllberg (Foto: Stadtkapelle)
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Ein außergewöhnlicher Jahresrückblick der Stadtkapelle Gersthofen im Zeichen von „Corona“

Eigentlich hatten wir – analog zu den Vorjahren - wieder mit ca. 35 Auftritten gerechnet. Am Ende des Jahres müssen wir aber feststellen, dass wir mit nur zwei Konzerten und drei musikalischen Begleitungen von Beisetzungen verstorbener Musikkameraden in der Öffentlichkeit heuer nahezu „unsichtbar“ geblieben sind. Lohnt es sich da überhaupt einen „Jahresrückblick“ zu schreiben?

Seit Mitte März bis heute hieß es ständig „auf Sicht fahren“ und damit fertig werden, dass am Ende wieder alles ganz anders kommt als geplant. Wir mussten lernen, mit dem Frust über die Absagen von intensiv vorbereiteten Auftritten zu leben. Während wir musikalisch unterfordert waren, war das Jahr 2020 organisatorisch und mental eine bisher nie dagewesene Herausforderung! Sicherlich deshalb besonders bemerkenswert, da von vielen ja so nicht wahrgenommen: Der Aufwand war keineswegs geringer als in „normalen Zeiten“, kam doch zum Aufwand einen Auftritt vorzubereiten, auch noch der Aufwand diesen wieder „abzublasen“. Gleichzeitig wurde auch das Engagement der Musikerinnen und Musiker auf eine harte Probe gestellt – da ging es der Stadtkapelle nicht anders als allen Orchestern und Chören. Durch den Ausfall sämtlicher Einnahmen aus Auftritten und gleichzeitig weiterlaufenden Fixkosten konnten wir nur dank der zum 1.1.20 umgesetzten Beitragserhöhung, mit Spenden aus dem Kreis der Mitglieder und eines Förderzuschusses des Freistaates das Jahr finanziell erträglich gestalten.

Alles normal zu Jahresbeginn

Dabei begann das Jahr wie immer: Mit unserer alljährlichen Müllbergwanderung. Bei 14°C und Sonnenschein „erklommen“ am Dreikönigstag etliche Mitglieder der Stadtkapelle den Aussichtsberg und genossen die Kameradschaft danach bei der Einkehr in der Stadiongaststätte.
Bereits zum 3. Mal traten die Stadtkapelle und die Sänger*innen der Gersthofer Sing- und Musikschule im Januar vor einem zahlreichen und erneut begeisterten Publikum in der herrlichen Klosterkirche Holzen auf. Hinzu kam in diesem Jahr erstmals eine Wiederholung des Konzerts in der Kirche „Zwölf Apostel“ in Augsburg Hochzoll-Süd. Das abwechslungsreiche Programm beinhaltete wieder Musikstücke und Gesangsnummern aus mehreren Epochen. Dieses Mal mit einem Schwerpunkt auf Gospels. Es standen unter dem Motto „Die gute Nachricht“.
Ab Februar liefen dann die Proben – inklusive Klausurproben an zwei Wochenenden – für das „Frühlingskonzert“ an, dessen Programm von einer Gruppe engagierter Musiker unter dem Motto „Sempre Avanti“ zusammengestellt worden war. Gleichzeitig bereitete der Vorstand – unter Einbeziehung des Präsidiums des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes – zwei ganz besondere Ehrungen vor. Ehrenvorsitzender und Gründungsmitglied Anderl Schürner sollte für 70 Jahre Mitgliedschaft in der Stadtkapelle und Ehrenmitglied Max Josef Kiendl vom Bayerischen Blasmusikverband für 75 Jahre aktives Musizieren geehrt werden.

Einschneidener Lockdown ab Mitte März

Doch es kam anders! Anfang März kam die „schlechte Nachricht“. Die Corona-Welle rollte unaufhaltsam - quasi „Sempre Avanti!“ - auf uns zu. Am 12. März (also kurz vor dem offiziellen Lockdown) rangen wir uns gemeinsam dazu durch, das Frühlingskonzert abzusagen und die Probenarbeit dafür einzustellen. Nahezu gleichzeitig beschloss die Stadt Gersthofen die kostenfreie Stornierung von Vereinbarungen mit der Stadthalle für alle Vereine und verhinderte so, dass außer dem Frust auch noch Kosten auf die Stadtkapelle zukamen. Unterkriegen lassen wollten wir uns aber nicht!
Nachdem sich damals schon abzeichnete, dass sowohl der „Osterplärrer abgesagt werden würde als auch unser traditionelles Muttertagskonzert im AWO-Seniorenheim kaum möglich sein dürfte, unterbrachen wir den Probenbetrieb bis nach den Pfingstferien.

Vorsichtige Wiederbelebung im Juni

Bis dahin hatten die vier Gersthofer Musikvereine gemeinsam ein Hygienekonzept für die Nutzung des Hauses der Musik ausgearbeitet. Damit begannen wir am 18.6.20 zunächst mit 10 Personen, ab Juli - natürlich stets unter Einhaltung der Abstandsregel – mit dem vollen Orchester wieder zu musizieren. Einfach mal ohne Termindruck die blaue Notenmappe mit Unterhaltungsmusik durchspielen – das hatte auch etwas für sich!
Leider gab es auch im Sommer keine Entspannung und sämtliche Auftritte (Waldmesse, Pfarrfest St. Jakobus, Herbstplärrer, Kirchweih) wurden nach und nach aus dem Kalender gestrichen. Niemand hatte geahnt, dass der Auftritt einer Bläsergruppe bei der Beisetzung unseres Ehrenvorsitzenden Andreas Schürner am 3. August im fränkischen Heilsbronn für dieses Jahr der letzte öffentliche Auftritt sein würde!

Totaler Stillstand seit Mitte Oktober

Nach den Sommerferien probten wir ab September wieder zuversichtlich und engagiert für die ab November geplanten Kirchenkonzerte. Doch am 20. Oktober kam dann das erneute „Aus“ für den Probenbetrieb und in der Folge musste auch das Kirchenkonzert abgesagt werden.
„Corona“ hat uns bescheiden werden lassen. So hoffen wir, dass wir nach den Weihnachtsfeiertagen wenigstens wieder auf den Müllberg wandern und einkehren können. Wie es dann weitergeht, ob im März das Frühlingskonzert stattfindet, das kann im Moment wohl noch niemand vorhersagen. Eins steht aber fest: Wir werden immer gemäß dem Spruch „Erst sehen was sich machen lässt, dann machen was sich sehen lässt“ unser Möglichstes tun, um auch im Jahre 2021 unseren Beitrag zum kulturellen Leben unserer Stadt Gersthofen zu leisten!

Dr. Rainer Schaller (1. Vorsitzender), Peter Dumler (1. Schriftführer)

Bürgerreporter:in:

Peter Dumler aus Gersthofen

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