Johannes Nepomuk, Hl. Antonius, St. Jakobus maj.
Verborgene Schätze

Manchmal lernt man durch Fremde etwas Neues über die eigene Kirche.
Im Pfarrbüro in Gersthofen sprach neulich eine Frau vor, die sich als Stadtführerin aus Prag vorstellte. Sie war auf der Suche nach einer einzigartigen Darstellung des Prager Stadtpatrons, des Hl. Johannes Nepomuk.
Dieser Heilige, der Generalvikar des Erzbischofs von Prag war, ist dadurch bekannt geworden, dass er sich gegenüber dem König geweigert haben soll, das Beichtgeheimnis zu brechen. Der König hatte von dem Priester zu erfahren verlangt, was ihm die Königin in der Beichte anvertraut hatte. Zur Strafe wurde Johannes Nepomuk von einer Brücke in die Moldau gestoßen, wo er ertrank. Aufgrund dieser Legende wird er bis heute nicht nur als Brückenheiliger und Patron der Beichtväter verehrt, sondern ist auch in der Ikonographie gut erkennbar: Häufig hat er den Zeigefinger an den Mund geführt, als wollte er zur Schweigsamkeit mahnen. Und um das Haupt trägt er einen Kranz mit fünf Sternen, die für die Buchstaben des lateinischen Wortes „tacui“ stehen: „Ich habe geschwiegen“.
Besagte Stadtführerin hatte jedoch gelesen, dass in Gersthofen eine besondere Darstellung ihres Stadtpatrons zu finden wäre: Johannes Nepomuk gemeinsam mit dem Hl. Antonius von Padua. Beide halten ihre Zungen in der Hand, bei Johannes als Zeichen für die Wahrung des Beichtgeheimnisses, bei Antonius als Symbol seines Predigttalents.
Zunächst waren wir alle davon überrascht, dass sich bei uns überhaupt eine Darstellung der beiden Heiligen befinden soll. Tatsächlich haben wir sie aber schließlich auf einem Altarblatt von 1754/1755 entdeckt, das an der Südwand zwischen den Fenstern von St. Jakobus maj. hängt. Gemalt wurde es von Johann Wolfgang Baumgartner und zierte einst einen der nicht mehr vorhandenen Seitenaltäre. Tatsächlich sind die beiden Heiligen dort zu sehen, wie sie ihre Zungen der im Zentrum sitzenden Gottesmutter entgegenstrecken. Bei näher Betrachtung findet sich um die Zunge des Johannes wieder das Wort „tacui“, um die Zunge des Antonius aber „loquebar“, also „ich sprach“.
Ob es stimmt, weiß ich nicht, jedoch meinte die Frau, die bei uns vorsprach, dass sich diese Darstellung nirgendwo außer in Gersthofen findet. Wenn Ihr Weg wieder nach St. Jakobus führt, dann werfen Sie doch auch mal bewusst einen Blick auf dieses Bild. Und falls Sie eines Tages Urlaub in Prag machen und Ihnen bei einer Stadtführung die Pfarrkirche St. Jakobus in Gersthofen begegnet, seien Sie nicht überrascht

Bürgerreporter:in:

Markus Dörre aus Gersthofen

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