Sind Städtepartnerschaftsvereine noch zeitgemäß?
Waren es im letzten Jahr die Jubiläumsfeiern zum 50. Jahrestag des von Präsident de Gaulle und Kanzler Konrad Adenauer geschlossenen Elysée-Vertrages, welche die deutsch-französische Freundschaft in den Fokus rückten, so gab es auch heuer wieder Grund zum Feiern: vor 45 Jahren, als Gersthofen vom Markt zur Stadt erhoben wurde, riefen gleichzeitig die damaligen Bürgermeister Karl Josef Weiß (Gersthofen) und Georges Lenne (Nogent) die Städtepartnerschaft ins Leben. Getragen von der Euphorie des Versöhnungsgedankens nach Kriegen und Feindschaft gelang es in kürzester Zeit, eine vertrauensvolle, freundschaftliche Verbindung über die Sprachbarrieren hinaus zu begründen, bestärkt durch regelmäßige gegenseitige Besuche.
So war aus Anlass des 45. Jahrestags auch eine Delegation aus Nogent-sur-Oise bei uns zu Gast. Bürgermeister Jean-Francois Dardenne, begleitet von einigen seiner Mitarbeiter, ließ es sich nicht nehmen, bei einem kleinen Festakt in deutscher Sprache die Bedeutung der Städtepartnerschaft zu würdigen.
Natürlich hat sich seit der Gründung vor 45 Jahren vieles verändert, zum einen personell aus Altersgründen, zum anderen ist der Wunsch nach Versöhnung nach dem Krieg der Selbstverständlichkeit normaler Beziehungen innerhalb der EU gewichen. Die zunehmende Globalisierung und soziale Netzwerke machen Kommunikation einfach und unproblematisch.
Macht angesichts dessen ein Städtepartnerschafts-Verein überhaupt noch Sinn?
Aber ja! Gerade in der überfrachteten Medienwelt ist vieles oberflächlich geworden. Dem möchte unser Verein mit persönlichen Kontakten entgegen wirken. Es macht schon einige Mühe, für die jeweiligen Erwachsenen- und Jugendbegegnungen ein ansprechendes Programm zu erarbeiten, welches auch Inhalte, wie Kultur und Eigenheiten, Sprache und Geschichte des jeweiligen Nachbarlandes vermittelt, - und das alles zusätzlich zum Engagement des Vereins beim jährlichen Kinder-Ferienprogramm (Französisch Kochen), beim Weihnachtsbasar der Vereine, beim französischen Frühstück im Sommer, beim Boule-Turnier und nicht zuletzt beim jährlichen stets sehr erfolgreichen Bücherbasar für einen guten Zweck.
Aber der Aufwand zahlt sich aus! Gerade um bei Jugendlichen das Interesse am jeweiligen Nachbarland zu wecken, das Ganze "live" zu erleben - nicht virtuell auf dem Smartphone - dafür lassen sich sowohl unsere französischen Freunde als auch unser Verein einiges einfallen, und zwar mit Erfolg und immer wieder positiver Resonanz. Zudem haben die Jugendlichen die Möglichkeit, bei unseren Fahrten mehrmals teilzunehmen, nicht nur einmal wie bei den Schulen.
Wichtig sind die gemeinsamen Erlebnisse, wie z.B. beim kürzlichen Besuch französischer Jugendlicher in Gersthofen mit einer zweitägigen Fahrt nach Regensburg mit Übernachtung im Hostel, dem Besuch eines Salzbergwerks, des Augsburger Theaters und Textilmuseums und nicht zuletzt mit einem gemeinsam gestalteten Abend unter dem Motto "Halloween" inklusive selbst geschnitzter Kürbis-Köpfe, weil es sich vom Datum gerade anbot. Eine erlebnisreiche Woche also für die jungen Leute aus Nogent und ihre deutschen Freunde, die sie sicher nicht so schnell vergessen werden.
All das ist auch nur möglich mit der Unterstützung der Gasteltern, die bereit sind, einen oder mehrere Jugendliche in der fraglichen Zeit aufzunehmen, was auch nicht immer ganz einfach ist. Aber es lohnt sich! Nichts ist selbstverständlich, auch die EU nicht, wie man spätestens seit der Wirtschafts- und diversen anderen Krisen feststellen muss. Persönliche Kontakte und Freundschaften können jedoch Krisen überdauern. Dafür arbeiten wir!
Wer Lust hat mitzumachen: www.nogent-verein.de
E-Mail: kontakt@nogent-verein.de oder Facebook: Nogent-Gersthofen
Bürgerreporter:in:Marlies Kaiser aus Gersthofen |
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