Schwäbisch ist ein Teil von mir....

Gospelchor "Salvation" in der Kirche St. Jakobus
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November. Nicht unbedingt ein Monat, der die Lebensfreude überschäumen lässt. Volkstrauertag und Totensonntag wecken Erinnerungen an verstorbene Angehörige und in der Arbeit beginnt der ganz normale Weihnachtsstress. Eine kleine Oase zum „Luftholen“, aber auch Gelegenheit sich mitreißen zu lassen von Freude und Begeisterung, ist das alljährliche Konzert des Gospelchores „Salvation“ in der Kirche St. Jakobus, Gersthofen, das die Kirche bis auf den letzten Platz füllt.

An diesem Erfolg ist nicht nur das Singvermögen der etwa 40 Mitglieder -darunter zehn Männer- beteiligt. Dirigent Tobias Leukhardt formte sie in der ihm eigenen Art zu einem erfolgreichen Klangkörper, der dank seines hohen Niveaus viel Erfolg hat und gerne eingeladen wird; meist zu Benefizkonzerten zugunsten Kirchenrenovierungen oder sonstigen sozialen Zwecken. Der myheimat-Mann ist neugierig und möchte über den „Salvation-Manager“ und sein Erfolgsrezept mehr erfahren.

Der 47-jährige lebt seit 18 Jahren mit seiner Frau, Sohn und Tochter in Gersthofen. Aus beruflichen Gründen den Wohnort von Stuttgart nach Gersthofen wechselnd, arbeitete der Ingenieur für Maschinenbau in einem Konstruktionsbüro. Nach einigen Jahren entschloss er sich zu einem Kurswechsel, absolvierte erfolgreich ein Studium für Finanzwirtschaft und wurde Finanzberater. Seit 2010 betreibt er in Augsburg eine Wirtschaftskanzlei und berät in Vermögensanlagen. Der musische „Leukhardt“ spielte bereits mit 4 Jahren Xylophon; später Klavier, Oboe und Trompete. Er wurde dabei von seinem Vater, der nebenberuflich als Organist tätig war, wesentlich inspiriert. Mit 7 Jahren begann seine klassische Chorlaufbahn bei den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben, denen er 14 Jahre lang angehörte. Nach dem Ortswechsel nach Gersthofen beteiligte er sich aktiv am evangelischen Gemeindeleben und lernte im Posaunenchor Trompete zu spielen. 1999 wurde der Gospelchor „Salvation“ unter Leukhardt's Leitung ins Leben gerufen und gehört seitdem zur evangelischen Bekenntniskirche Gersthofen. „Der Chor ermöglicht das Singen in einer Gemeinschaft und ist somit ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeindearbeit“ erklärt Leukhardt. Inzwischen ist „Salvation“ ein Botschafter für die Ökumene geworden. Es wird gesungen in evangelischen und katholischen Kirchen, die Mitglieder sind verschiedener Konfession. Ein Beispiel für gelebte Ökumene...Leukhardt selbst bezeichnet sich als überzeugter und bekennender Christ; er fordert dies aber nicht von seinen Chormitgliedern. Er hat eine liberale Einstellung nach dem Motto „Leben und leben lassen“ und er wird auch keine Anforderungen an seinen Chor stellen, die er selbst nicht erfüllen will. Erfüllen würde er sich gerne ein „Wunschkonzert“ im Römischen Museum der Stadt Augsburg. „Die Akustik der ehemaligen Kirche ist wunderbar und nicht vergleichbar mit der von bisherigen Konzerten. Sie stellt eine echte Herausforderung für uns dar“, weiß der Chorleiter von einem früheren Konzert.

„Wo man singt, da lass Dich nieder, böse Menschen singen keine Lieder“ lautet eine alte Volksweisheit. Ist in seinem Chor immer „Friede, Freude, Eierkuchen“? „Nein“, ist die Antwort. „Es gibt hin und wieder Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten. Und es gab schon mal Tränen.“ Hier muss der Chorleiter ein gutes Händchen haben und vermittelnd eingreifen, was ihm auch gelingt. Parallelen zum „Arbeitgeber“ Leukhardt sind vorhanden, der in seiner Firma mit fünf Mitarbeitern etwas von Menschenführung verstehen muss. „Ich bin mir immer meiner Rolle als Chef bewusst“, erklärt Leukhardt. Auch wenn's ihm schlecht geht, darf er keine Schwächen zeigen. Er hat oft einen 15-stündigen Arbeitstag hinter sich und muss dann trotzdem bei der wöchentlichen Chorprobe seinen „Dirigenten“ stehen. „Ich lasse mich allerdings nicht verbiegen.“ Der Chor ist sein Hobby und er führt ihn weiter, so lange es ihm Spaß macht. Sein Führungsstil scheint Erfolg zu haben – die Fluktuation bei den Mitgliedern ist gering. Es werden übrigens neue Mitglieder gesucht, vornehmlich Männer. Leukhardt lockt: „Interessenten brauchen keine Scheu zu haben, sie müssen nicht vorsingen und auch nicht Noten lesen können.“

Was unternimmt er sonst noch in seiner knappen Freizeit? Er liest gerne historische Romane und werkelt im Garten. Sportlich zeigt es sich beim Skifahren und Bergwandern. TV-Unterhaltung ist mehr auf Sparflamme; es sei denn im Südwest-Funk kommt „Hannes und er Bürgermeister“, die Kultreihe für angewandte schwäbische Sprache. Vom Tanz versteht er übrigens auch etwas: „Ich war im Fasching 1998 bei den „Lucky Petticoats“ im Programm der KOL-LA-Sitzungen dabei. Der vielseitige Schwabe huldigt natürlich der schwäbischen Küche: vorzugsweise dem „Gaisburger Marsch“. Der Eintopf besteht aus Spätzle, Kartoffelschnitzen, Sudfleisch, Röstzwiebeln und Wiener Würstchen.

Das Gespräch mit Leukhardt, im Büro seiner Firma geführt, neigt sich dem Ende zu. Zugegeben, es war nicht ganz einfach für den myheimat-Mann. Er musste öfters nachfragen, weil der schwäbische Dialekt seines Gesprächspartners die Unterhaltung dominierte. Darauf angesprochen, lachte der Leukhardt. „Ich weiß, dass mein Schwäbisch zu Missverständnissen führt. Aber ich will es nicht ablegen; so bin ich halt und es ist ein Teil von mir.“ Recht hat er. Wie heißt es doch in einem Werbespot? „Wir können alles außer hochdeutsch sprechen....“

Noch ein Hinweis: der Gospelchor „Salvation“ singt am 12. November in der evangelischen Kirche St. Ulrich in Augsburg und am 13. November in der Kirche St. Jakobus in Gersthofen.

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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