Rückblick auf über 100 Jahre Blasmusik in Gersthofen

Die Vorderseite der Pro-Musica-Plakete: eine Lyra-Spielerin (Foto: Archiv Stadtkapelle)
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  • Die Vorderseite der Pro-Musica-Plakete: eine Lyra-Spielerin (Foto: Archiv Stadtkapelle)
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Pro-Musica-Plakete für die Stadtkapelle Gersthofen

Am Samstag, 18. September 2021, war es endlich so weit: die Stadtkapelle Gersthofen erhielt im Rahmen eines Festaktes in der Stadthalle die lang ersehnte Pro-Musica-Plakette verliehen.
Die Pro-Musica-Plakette ist eine Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, die seit 1968 vom Bundespräsidenten für das über 100-jährige Bestehen einer Musikvereinigung verliehen wird.
Anlässlich der Verleihung der Pro-Musica-Plakette ist eine farbige, reich bebilderte Festzeitschrift erschienen. Dr. Rainer Schaller, 1. Vorsitzender der Stadtkapelle, hat darin die Historie der Blasmusik Gersthofens in jahrelanger akribischer Arbeit sehr detailliert und umfassend beschrieben.
Aus dieser umfangreichen Chronik können im Zeitraffer einige ausgewählte Meilensteine beleuchtet werden.



Die Anfänge: von 1870 bis 1945
Die ersten Anzeichen deuten darauf hin, dass es bereits im Jahre 1872 eine Blaskapelle in Gersthofen gab. Eindeutig belegt ist allerdings erst die Gründung einer 18 Mann starken „Musikkapelle Gersthofen“ im Jahr 1914, die auch noch nach dem 1. Weltkrieg weiter bestand. In den 20er Jahren existierten dann durch Neugründunge einer „Jungmannschaftskapelle“ zeitweise zwei Kapellen in dem Ort mit rund 2.500 Einwohnern. Sie spielten bei Festzügen, kirchlichen Feiern, Fahnenweihen, Gartenfesten, Beerdigungen. Außerdem boten sie Tanzmusik im Straßer-Saal. 1936 fusionierte die Jungmannschaftskapelle mit einer Streichmusik zur „Ortsmusikerschaft“. 1941 wurde daraus die „Gemeindekapelle“, die sich aber kriegsbedingt bald auflöste.

Wiedergründung und Chronik ab 1950
Erst 1950 wurde die „Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr“ gegründet. Einige musik-begeisterte Männer, darunter Andreas Schürner sen. und Feuerwehrkommandant Alfred Baierl, waren die „Väter“ der Kapelle. Daraus wurde 1953 unter dem Namen „Blasorchester Gersthofen“ ein eigener Verein. Mit der Stadterhebung 1969 wurde dem Blasorchester der Name „Stadtkapelle Gersthofen“ verliehen.
1955 gründete J. Schmidt-Täubner eine Jugendkapelle als selbständige Abteilung des Vereins. Ab 1956 wurde sie von ihm eigenständig weitergeführt: Die Geburtsstunde des heutigen „JUGGE“, des „Jugendorchesters Gersthofen Schwäbische Bläserbuben“.
1973 gab es bei der Stadtkapelle ein Generationenwechsel. Andreas Schürner jun., wurde 1. Vorstand. Er und seine Mitstreiter Hermann Fertig jun. und Günter Schmid waren Garanten für über 25 gemeinsame erfolgreiche Jahre der Stadtkapelle. Unter ihrem Dirigenten Ansgar Weißerth erreichte die Kapelle bei Wertungsspielen in der Höchststufe hervorragende Bewertungen.
Unterdessen fanden sich unter Adolf Schaller wieder ehemalige Bläserbuben zusammen, deren Weg nicht zur Stadtkapelle führte. So kam es 1980 zur Gründung einer Formation mit dem Namen „Schwäbischen Musikanten“ (heute: Gerry Fried Band).
Eine neue Facette in der Gersthofer Blasmusik-Szene brachte 1990 die Gründung der „Blasharmoniker Gersthofen“. Sie erweitern das musikalische Spektrum um die symphonische Blasmusik.
Die Stadtkapelle stand ab 1982 unter der musikalischen Leitung von Otto Fries. Zunächst als „Aushilfe“ gedacht, führte unser heutiger Ehrendirigent 21 Jahre den Dirigentenstab. Ihm folgte für 9 Jahre Milos (Sousek) Glückmann. Danach gab es leider nur noch kürzere Verbleibzeiten der Dirigenten. Im 21. Jahrhundert hatte die Stadtkapelle bisher drei 1. Vorsitzende: jeweils 6 Jahre bekleideten Wolfgang Schaffer und Hermann Fertig das Amt. Seit 2013 führt Dr. Rainer Schaller den Verein.

Planung für 2022: Reise in die USA
Für 2022 haben sich die Gersthofer Kapellen etwas Besonderes vorgenommen: Durch Vermittlung des vorübergehend auch für die Stadtkapelle als Posaunist tätigen US-Amerikaners Bruce Fox erreichte uns eine Einladung nach Staunton, VA. Die Vorbereitungen für einen „US-Trip“ einer „All Gersthofen Brass Band“ laufen bereits.

Ein sorgenvoller Blick in die Zukunft
Allerdings dürfen die Erfolge der Vergangenheit nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stadtkapelle Gersthofen - trotz intensiver Bemühungen während der letzten Jahre - vor existentiellen Problemen steht. Nicht nur das hohe Durchschnittsalter der Mitglieder, sondern auch die Bereitschaft sich an der Führung des Vereins zu beteiligen, lassen - trotz 100-jähriger Tradition - Zweifel an der Zukunft des Vereins aufkommen. Neben allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen, hat sicherlich die „Corona-Pandemie“ erheblich zur Verschärfung dieses Problems beigetragen.

Quelle: Festschrift 100 Jahre Blasmusik in Gersthofen



Bürgerreporter:in:

Peter Dumler aus Gersthofen

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