Mit Vielfalt und Abwechslung auf Erfolgskurs
Bürgermeister Michael Wörle, der übergangsweise dem Kulturamt vorsteht, blickt auf das Kulturjahr 2018 zurück
myheimat: Dieses Jahr musste die Stadt Gersthofen größtenteils ohne einen Kulturamtsleiter auskommen. Helmut Gieber, der den Posten viele Jahre innehatte, zog sich nach langer Krankheit zurück und sein Nachfolger Thomas Kazianka schied schon nach wenigen Monaten im Amt aus. Wie schwierig war es für Sie, den Posten kommissarisch zu übernehmen?
Michael Wörle: Natürlich ist es immer eine große Aufgabe, sich in einen Fachbereich thematisch einzuarbeiten. Allerdings führe ich mit den Fachbereichsleitern und den Teams immer wieder Gespräche im Rahmen von regelmäßigen Meetings. Als Bürgermeister ist man so über die laufenden Dinge eigentlich immer informiert und kann daran anknüpfen. Ich muss aber besonders betonen: das Team des Kulturamts hat seine Aufgaben sehr gewissenhaft, durchdacht und strukturiert weitergeführt – vom ersten Moment an, in dem der Vorgesetzte ausfiel. Daher gilt es besonders diesen Mitarbeitern danke zu sagen!
myheimat: Vor Kurzem hat die Stadt einen neuen Kulturamtsleiter gefunden, der im Februar seine Stelle antreten wird. Was zeichnet diesen aus?
Wörle: Wir freuen uns, mit Uwe Wagner ab dem 1. Februar einen neuen Kopf des Fachbereichs Kultur bei uns zu haben. Herr Wagner bringt all das mit, was wir uns wünschen: Erfahrung und Kompetenz als Kulturmanager, im konzeptionellen wie auch programmatischen Bereich. Die Kunst- und Kulturszene Gersthofens mit der überregional bedeutsamen Stadthalle soll auch weiterhin auf Erfolgskurs bleiben. Ich denke, dafür sind wir mit Herrn Wagner, der von der Neunkircher Kulturgesellschaft aus dem Saarland zu uns kommt, sehr gut aufgestellt.
myheimat: Die Stadthalle Gersthofen ist überregional für ihr breit gefächertes Programm bekannt. Egal ob Konzerte, Ballettshows oder Kabarett – die Stadthalle zieht immer viele Menschen an. Wie schaffen Sie es jedes Jahr aufs Neue – besonders auch vor dem Hintergrund der schwierigen Situation im Kulturamt in der letzten Zeit – Besuchern ein so vielfältiges Programm zu bieten?
Wörle: Einerseits ist das sicher die mittlerweile jahrzehntelange Erfahrung des Teams, denn das kann auf über 20 Jahre Stadthallenprogramm zurückblicken. Da lernt man schnell, was beim Publikum gut ankommt und was eher weniger gut funktioniert.
Allerdings muss man auch ständig am Zahn der Zeit bleiben und auch das gelang und gelingt den Programmverantwortlichen bisher immer gut. Es haben sich Netzwerke zu Künstlern und Agenturen aufgebaut, von denen man profitieren kann. Wir wollen genau diesen Weg weitergehen und das Schlagwort Abwechslung bei künftigen Programmen weiter großschreiben.
myheimat: Das Theater-Abo erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wie erklären Sie sich den Erfolg des Abonnements?
Wörle: Ich bin selbst Abonnent und muss sagen, dass es so eine qualitativ hochwertige aber auch breitgefächerte Auswahl an Aboveranstaltungen wohl an anderer Stelle nur selten gibt.
Kunst und Kultur wird in unserer Stadt großgeschrieben, man merkt also, dass das Thema in den Köpfen fest verankert ist. Dazu kommen natürlich zahlreiche Abonnenten aus der Region, die explizit die hochkarätigen Darbietungen loben.
Bei uns kann man also einerseits sicher sein, Qualität zu bekommen und andererseits aber ebenso Abwechslung erhalten. Da ist auch mal etwas dabei, mit dem man als klassischer Theatergast vielleicht nicht gerechnet hätte. Und genau diese Mischung macht‘s.
myheimat: Wenn Sie das kulturelle Jahr Revue passieren lassen, was waren 2018 besondere Highlights für Sie?
Wörle: Die Vielfalt ist so groß, dass ich nichts Spezielles hervorheben möchte.
Für die Kultur aber, da war die Einweihung der neuen Räume für unsere Musikvereine ein absolutes Highlight. Mit unserem Haus der Musik bieten wir vier Musikvereinen eine neue Heimat unter einem Dach. In seiner Konzeption und Funktionalität gibt es nichts Vergleichbares in der Region.
myheimat: Sowohl die Stadtbibliothek als auch das Ballonmuseum sind fest im kulturellen Leben Gersthofens integriert. Wie fällt Ihr Fazit für diese beiden Einrichtungen aus und wie wird es im nächsten Jahr weitergehen?
Wörle: Beide Bereiche sind in sich völlig unterschiedlich. Das Ballonmuseum spricht ein bestimmtes Publikum an, dass nicht automatisch auch die Bibliothek besucht. Mit dem Besuch von Schulklassen oder Unigruppen wird dieses Muster zwar durchbrochen, doch ganz generell ist es wichtig, ein auf jede Zielgruppe individuell abgestimmtes Angebot zu bieten. Mit unseren Teams an beiden Standorten gelingt uns das jedoch sehr gut.
Im Ballonmuseum haben wir mit dem Audioguide erst kürzlich ein neues Angebot integriert, welches den Museumsbesuch interaktiver und abwechslungsreicher macht. In der Stadtbibliothek geht es natürlich mehr und mehr um die Herausforderung, Inhalte auch digital zur Verfügung zu stellen. Dieses Thema wird uns die nächsten Jahre hauptsächlich beschäftigen.
myheimat: Dieses Jahr wurde der 34. Kunstpreis der Stadt Gersthofen in der Kategorie der Bildenden Kunst verliehen. Mit 129 Bewerbern wurde sogar ein neuer Anmelderekord aufgestellt. Wie haben Sie die Preisverleihung dieses Jahr miterlebt?
Wörle: Wie in jedem Jahr ist es natürlich etwas Besonderes zu sehen, wie individuell und vielfältig Kunst sein kann.
Unser diesjähriger Gewinner, Norbert Schessl, hat wieder einmal eine komplett neue Seite des künstlerischen Schaffens gezeigt und ist mit viel Herzblut dabei. Es war toll die Begeisterung für die Werke in den Augen des Publikums zu sehen. Und natürlich vor allem die Freude des Gewinners Herr Schessl.
myheimat: Welche Bedeutung hat das Jubiläumsjahr 2019 für die Kultur in Gersthofen?
Wörle: Ganz generell: Für mich steht im Jahr 2019 das Thema „Gemeinsam“ im Vordergrund. Wir wollen gemeinsam mit Bürgern, Vereinen und Unternehmen ein Festjahr feiern, das für jeden Geschmack und jede Altersklasse das richtige Angebot bereithält. Natürlich ist auch kulturell einiges geboten, sei es die Kunstausstellung des Prof. Bernhard, „Carmina Burana“ in der Stadthalle oder unsere städtische Ausstellung „Verstaubt und vergessen? Von wegen!“. Gersthofen hat eine lange Geschichte und die verschiedensten Facetten, die es zu entdecken gilt. Ich bin mir sicher, dass es im Festjahr für alle Kulturfans ausreichend Möglichkeit geben wird, dies zu tun.
myheimat: Vielen Dank für das Interview, Herr Wörle!
Bürgerreporter:in:Michaela Dempf aus Walkertshofen |
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